Krebsrisiko in den USA: Für viele Krebsarten bei den Generationen X und Y im Vergleich zu Älteren erhöht

Daten einer neuen Studie deuten auf einen Generationswechsel im Krebsrisiko hin. (Abbildung: © Frogella.stock/stock.adobe.com)

Eine große Studie aus den USA legt nahe, dass die Inzidenzraten bei 17 von 34 Krebsarten in jüngeren Generationen weiter gestiegen sind.

Die unter der Leitung von Mitgliedern der American Cancer Society (ACS) durchgeführten Untersuchung zeigt, dass in den frühen 1980er- bis zu den späten 1990er-Jahren Geborene (Generation Y oder Millenials) sowie Menschen der Nachfolgeneration Z (geboren ca. zwischen 1995 und 2010) die Inzidenzraten unter anderem von Brust-, Bauchspeicheldrüsen- und Magenkrebs weiter gestiegen sind. Die Sterblichkeitstrends nahmen auch in Verbindung mit der Häufigkeit von Leberkrebs (nur bei Frauen) sowie Krebserkrankungen des Gebärmutterkörper, der Gallenblase, der Hoden und des Kolonkarzinoms zu. „Diese Ergebnisse ergänzen die zunehmenden Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko in den Generationen nach den Babyboomern und erweitert Erkenntnisse zu früh auftretendem Dickdarmkrebs und einigen Adipositas-assoziierten Krebsarten, sodass nun ein breiteres Spektrum von Krebsarten abgedeckt wird“, erklärt Dr. Hyuna Sung von der ACS, Hauptautorin der Studie. „Geburtskohorten – also Gruppen von Menschen, die nach ihrem Geburtsjahr eingeteilt werden – haben spezifische soziale, wirtschaftliche, politische und klimatische Umstände gemeinsam, die ihre Exposition gegenüber Krebsrisikofaktoren während ihrer entscheidenden Entwicklungsjahre beeinflussen. Wir haben zwar Trends in Bezug auf Krebserkrankungen identifiziert, die mit dem Geburtsjahr zusammenhängen, haben aber noch keine eindeutige Erklärung dafür, warum diese Raten steigen.“

Für ihre Analyse griffen die Forschenden auf Inzidenzdaten zurück, die die North American Association of Central Cancer Registries beziehungsweise das U.S. National Center for Health Statistics zur Verfügung stellten. Sie umfassten 23.654.000 Patienten mit 34 Krebsarten beziehungsweise Mortalitätsdaten zu 7.348.137 Todesfällen bei 25 Krebsarten zu Personen im Alter von 25 bis 84 Jahren (Zeitraum 01.01.2000–31.12.2019). Um die Krebsraten über Generationen hinweg zu vergleichen, berechneten die Wissenschaftler geburtskohortenspezifische Inzidenz- und Mortalitätsratenverhältnisse, bereinigt um Alters- und Periodeneffekte, nach Geburtsjahren, getrennt durch Fünfjahresintervalle, von 1920 bis 1990.

Anstieg der Inzidenzraten seit etwa 1920

Die Arbeitsgruppe fand heraus, dass die Inzidenzraten für acht von 34 Krebsarten in jeder jeweils nachfolgenden Geburtskohorte seit etwa 1920 anstiegen. Insbesondere war die Inzidenzrate für Bauchspeicheldrüsen-, Nieren- und Dünndarmkrebs bei Männern und Frauen sowie für Leberkrebs bei Frauen im Geburtsjahrgang 1990 etwa zwei- bis dreimal höher als unter Personen, die 1955 geboren worden waren. Nach einem Rückgang in älteren Geburtsjahrgängen stiegen außerdem die Inzidenzraten in jüngeren Jahrgängen für neun der übrigen Krebsarten, darunter Brustkrebs (nur Östrogenrezeptor-positiv) sowie für Gebärmutterkörper-, Dickdarm- und Magenkrebs (ohne Beteiligung der Kardia), Gallen-, Ovarial-, Hoden- beziehungsweise Analkrebs (letzterer bei Männern) und das Kaposi-Sarkom bei Männern. Über alle Krebsarten hinweg lag die Inzidenzrate im Geburtsjahrgang 1990 zwischen zwölf Prozent für Ovarialkarzinome und 169 Prozent für Gebärmutterkörperkrebs höher als im Geburtsjahrgang mit der niedrigsten Inzidenzrate. Insbesondere stiegen die Sterberaten in immer jüngeren Geburtsjahrgängen zusammen mit den Inzidenzraten für Leberkrebs (nur bei Frauen) sowie Gebärmutterkörper-, Gallenblasen-, Hoden- und Dickdarmkrebs.

Dr. Ahmedin Jemal von der ACS und Seniorautor der Studie betont: „Der Anstieg der Krebsraten in dieser jüngeren Gruppe von Menschen weist auf einen Generationswechsel im Krebsrisiko hin und dient oft als Frühindikator für die zukünftige Krebslast im Land. Ohne wirksame Interventionen auf Bevölkerungsebene und da das erhöhte Risiko in jüngeren Generationen mit dem Alter der Menschen fortbesteht, könnte es in Zukunft zu einer allgemeinen Zunahme der Krebslast kommen, die jahrzehntelange Fortschritte im Kampf gegen die Krankheit zum Stillstand bringt oder zunichtemacht. Die Daten unterstreichen die dringende Notwendigkeit, zugrunde liegende Risikofaktoren in der Generation X und der Millennial-Population zu identifizieren und anzugehen, um Präventionsstrategien zu entwickeln.“

„Die wachsende Krebslast in jüngeren Generationen zeigt, wie wichtig es ist, Menschen aller Altersgruppen Zugang zu einer erschwinglichen, umfassenden Krankenversicherung zu ermöglichen, einem Schlüsselfaktor für den Erfolg von Krebserkrankungen“, fügt Lisa Lacasse, Präsidentin des American Cancer Society Cancer Action Network (ACS CAN), hinzu.