Künstliche Augenhornhaut: Wirkstoffe und Arzneimittel mit Chip-Systemen testen30. August 2019 DynaMiTES (Dynamic Micro Tissue Engineering System). Ein mikrofluidikbasiertes Testsystem für tierversuchsfreie Arzneimitteltests mithilfe von dreidimensionalen Zellkulturmodellen. Foto: © Kai Mattern/Institut für Mikrotechnik/TU Braunschweig In zwei neuen Projekten wollen Forscher und Forscherinnen der TU Braunschweig menschliche Nasenschleimhaut- und Augenhornhautmodelle auf einem Chip-System nachbilden. Beide Testsysteme sollen verlässlichere Aussagen als herkömmliche Verfahren liefern und helfen, Tierversuche zu vermeiden. In zwei Projekten der TU Braunschweig wird an neuen Testverfahren geforscht, um Wirkstoffkandidaten und Arzneimittel ohne Tierversuche oder die Entnahme tierischen Gewebes zu testen und gleichzeitig verlässlichere Aussagen zur Bioverfügbarkeit im menschlichen Organismus zu erlangen. Das Institut für Pharmazeutische Technologie und das Institut für Mikrotechnik setzen dabei auf Organ-on-a-Chip-Systeme und Zellkulturen, die dynamische Prozesse am Auge und in der Nase besser abbilden. Im Projekt „Ocular DynaMiTES“, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert mit 321.000 Euro, soll eine künstliche Augenhornhaut als Modell so weiterentwickelt werden, dass damit Arzneimittel zur Anwendung am Auge zuverlässig getestet werden können. Im Projekt „NasaMuc” wird ein Nasenschleimhaut-Modell erforscht, um neue Darreichungsformen zu erproben und eine bessere Wirksamkeit von Arzneimitteln zu erreichen. Die TU Braunschweig erhält dazu eine Förderung in Höhe von 390.000 Euro vom BMBF. „Ocular DynaMiTES“ – Künstliche Augenhornhaut Die Entwicklung von neuen und kostengünstigen Arzneimitteln spielt in unserer immer älter werdenden Gesellschaft eine immer größere Rolle. Im Bereich der altersbedingten Erkrankungen ist auch mit einer Zunahme von Augenerkrankungen zur rechnen, zum Beispiel durch Diabetes. Eine der größten Herausforderungen bei der Arzneimittelentwicklung ist, dass die Wirkstoffkandidaten am gewünschten Wirkort und in der erforderlichen Konzentration im Auge ankommen und bleiben. Erschwert wird das durch die hohe Barrierefunktion der Augenhornhaut (Cornea), den natürlichen Tränenfluss und auch durch den Lidschlag. Derzeit werden Studien an entnommenen Hornhäuten oder direkt am Versuchstier durchgeführt. Dies führte in den letzten 15 Jahren zur Entwicklung von zellkulturbasierten Cornea-Modellen, die über vergleichbare Eigenschaften wie humanes corneales Gewebe verfügen. Jedoch hat sich gezeigt, dass statische Versuchsbedingungen in vielen Fällen zu falschen Interpretationen der Daten führten. Forscherinnen und Forscher der TU Braunschweig konnten in einer Proof-of-Concept-Studie zeigen, dass durch ein mikrofluidisches System (DynaMiTES – Dynamic Micro Tissue Engineering System) die Dynamik im Auge besser als bei statischen Versuchsaufbauten abgebildet wird. So können zum Beispiel die Barrierefunktion der menschlichen Augenhornhaut und auch Vorgänge an der Augenoberfläche nachempfunden werden. „Mit diesem Versuchsaufbau kann die Aussagekraft von In-vitro-Versuchen drastisch erhöht und somit eine behördliche Akzeptanz des Modells erlangt werden“, sagt Prof. Stephan Reichl vom Institut für Pharmazeutische Technologie. Im Rahmen der BMBF-Förderung soll das bereits entwickelte zellbasierte, dynamische In-vitro-Testsystem für Substanzen (vorrangig Arzneistoffkandidaten) validiert werden. BMBF-Förderschwerpunkt „Alternativmethoden zum Tierversuch“ Im Rahmen seines Programms zur Suche nach Ersatzmethoden zum Tierversuch hat das BMBF seit 1980 über 500 Projekte gefördert. Ein zentrales Ziel ist, die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis zu beschleunigen. Die TU Braunschweig erhält für beide Forschungsprojekte eine Förderung im BMBF-Förderschwerpunkt „Alternativmethoden zum Tierversuch“ in Höhe von rund 710.000 Euro für drei Jahre. Quelle: Technische Universität Braunschweig
Mehr erfahren zu: "Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – KBV mit Rundumschlag gegen aktuelle Gesundheitspolitik" Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – KBV mit Rundumschlag gegen aktuelle Gesundheitspolitik In höchstem Maß unzufrieden mit den Reformbemühungen der Bundesregierung zeigte sich der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bei der Vertreterversammlung (VV) am 05.12.2025 in Berlin. Die Vorstände forderten die politisch […]
Mehr erfahren zu: "Neuer Mutationskatalog erleichtert personalisierte Krebstherapie" Neuer Mutationskatalog erleichtert personalisierte Krebstherapie Wissenschaftler haben mehr als 11.000 Genveränderungen in Tumorzellen bewertet und einen entsprechenden Katalog erstellt. Die Ergebnisse sollen bei Therapieentscheidungen helfen.
Mehr erfahren zu: "Patienten-Armbänder legen Infektionsketten offen" Patienten-Armbänder legen Infektionsketten offen Bluetooth-Transponder erfassen im Siloah-Krankenhaus in Hannover die Kontakte von Patienten, Geräten und Räumen. Das Ziel: Infektionsketten schnell zu unterbrechen.