Kuh-Kalb-Kontakt verbessert das Wohlbefinden von Kälbern und Jungrindern16. September 2025 Kuh und Kalb – eine natürliche Einheit (Symbolfoto) Foto: © Kara – stock.adobe.com Die Aufzucht von Kälbern mit Kuh-Kalb-Kontakt (KKK) im Vergleich zur frühen Trennung (FT) von Kuh und Kalb bietet deutliche Vorteile für das Wohlbefinden der Tiere – das zeigt eine Studie vom Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni. Die Untersuchung, die in 50 Milchviehbetrieben in Österreich durchgeführt wurde, analysierte das Verhalten, die Gesundheit und die Lebensbedingungen von Kälbern und Jungrindern in den beiden Aufzuchtsystemen, um Rückschlüsse auf das Wohlbefinden der Tiere zu ziehen. Bislang lagen zwar bereits einige Studien vor, deren Ergebnisse Vorteile der kuhgebundenen Kälberaufzucht für das Wohlbefinden der Tiere nahelegen, fast alle wurden jedoch in experimentellen Umgebungen durchgeführt, die die vielfältigen Einflüsse in Praxisbetrieben nicht erfassen können. Weniger Verhaltensstörungen in KKK-Systemen Zur möglichst objektiven Erhebung des Wohlergehens der Tiere wurde das Welfare Quality® Protocol (WQP) verwendet, ein von Experten entwickeltes Protokoll zur Tierwohl-Beurteilung. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kälber in KKK-Systemen weniger Verhaltensstörungen, wie das gegenseitige Besaugen, zeigten als jene auf FT-Betrieben. Solche Verhaltensweisen gelten als Anzeichen für Stress oder unbefriedigte Bedürfnisse. Zudem wiesen KKK-Kälber höhere Werte in der „Qualitativen Verhaltensbeobachtung“ auf, was auf ein höheres emotionales Wohlbefinden hindeutet. Außerdem hatten KKK-Tiere mehr Platz und häufiger Zugang zu Weideflächen, was für Tiere essenziell ist, da es ihnen besser ermöglicht, sich zu bewegen und zu spielen. Deutlich bessere Lebensqualität und größeres Wohlbefinden bei Kalb und Kuh Diese Faktoren tragen maßgeblich zu einer besseren Lebensqualität bei. „Wie groß der direkte Einfluss des Kuhkontakts auf das Wohlergehen ist, können wir in unserer Studie nicht genau sagen, da auch andere Managementeinflüsse wie Weidegang und Gruppenhaltung eine große Rolle spielen. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass Kälber und auch Kalbinnen auf Betrieben mit KKK ein besseres Wohlbefinden aufweisen als jene, die früh getrennt werden – insbesondere auch, weil häufig ganzheitlicher gedacht wird”, sagt Studienerstautorin Anna Rademann. Als weiteres Beispiel hierfür kann genannt werden, dass KKK-Tiere seltener enthornt wurden als FT-Tiere und ihnen dadurch zum einen eine schmerzhafte Prozedur erspart und zum anderen mehr Möglichkeiten zum Ausleben ihres natürlichen Verhaltens gegeben werden. Aus früheren Studien ist zudem bekannt, dass sich Kontakt zu Kühen auch langfristig positiv insbesondere auf das Sozialverhalten der Tiere auswirkt. Auch in Bezug auf die körperliche Gesundheit zeigten KKK-Tiere leichte Vorteile: Kälber hatten seltener Verletzungen und Jungrinder weniger übermäßiges Klauenwachstum, wenngleich die Unterschiede zwischen den Gruppen insgesamt gering ausfielen. KKK-Aufzucht: absolut praxistauglich – aber leider noch selten Trotz der Vorteile ist die KKK-Aufzucht in der Praxis noch selten. Die Studie zeigt jedoch, dass die kuhgebundene Kälberaufzucht in der Praxis gut möglich ist. „Die frühe Trennung verbessert nicht nur das Wohlbefinden der Tiere, sondern ist auch mit einer nachhaltigeren Landwirtschaft vereinbar. Insbesondere für Kälber, die in den ersten Lebenswochen besonders verletzlich sind, bietet der Kontakt zu Kühen wichtige Vorteile“, so Rademann. Auch das Wohlergehen der Kühe, der Landwirte und Landwirtinnen und die Einflüsse der Mensch-Tier Beziehung wurden in dem Projekt genauer untersucht. Die Ergebnisse befinden sich aktuell noch in der Auswertung und Aufbereitung. Fazit: Die Aufzucht mit Kuh-Kalb-Kontakt stellt eine vielversprechende Alternative zur herkömmlichen Trennung von Kuh und Kalb dar. Sie verbessert insbesondere Verhalten und Lebensqualität der Tiere. Gleichzeitig gibt es noch Herausforderungen, die überwunden werden müssen, um diese Methode in der Praxis weiter zu verbreiten. Die Forscherinnen hoffen, dass die vorliegenden Ergebnisse zu einem Umdenken in der Landwirtschaft beitragen und langfristig zu einer tiergerechteren Haltung führen.
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