Lärm führt zu Flüssigkeitsansammlung im Innenohr18. November 2021 Symbolbild: ©Axel Kock – stock.adobe.com Eine aktuelle US-amerikanische Studie konnte an Mäusen zeigen, dass Lärm zu einer Flüssigkeitsansammlung im Innenohr führt und damit zu Schädigung auditorischer Nerven und Hörbeeinträchtigung. Lärmexposition ist die häufigste vermeidbare Ursache für Hörverlust. Schätzungsweise zwölf Prozent der Weltbevölkerung haben ein Risiko für lärmbedingte Hörverlust. Laute Geräusche können zum Verlust auditorischer Nerven im Innenohr und damit zu einer Beeinträchtigung des Gehörs führen. Allerdings sind die Mechanismen, die zu einem Verlust des Gehörs durch Lärm führen, noch nicht vollständig verstanden. Eine aktuelle Studie, durchgeführt an der Keck Medicine of USC (USA) konnten einen Zusammenhang zwischen dieser Art Nervenschädigung und endolymphatischem Hydrops aufzeigen: beides tritt nach Lärmexposition auf. Außerdem fanden die Forschenden heraus, dass eine Therapie der Flüssigkeitsansammlung im Innenohr mit einer Salzlösung die Nervenschädigung im Innenohr reduzierte. “Unsere Ergebnisse geben Hinweise zum besseren Verständnis dafür, wie und wann lärmbedingte Schädigung des Gehörs auftreten und zeigen neue Wege auf, um Hörverlust zu erkennen und diesem vorzubeugen”, sagte John Oghalai, MD, HNO-Arzt am Keck Medicine und leitender Studienautor. Bereits eine frühere Studie von Oghalai an Mäusen, die einer Druckwellen ausgesetzt waren, um eine Explosion zu simulieren, zeigte eine Assoziation zwischen Nervenschädigung und Flüssigkeitsansammlung im Innenohr. Für ihre aktuelle Studie wollten Oghalai et al. die Auswirkungen von alltäglichem Lärm mit einer Lautstäre zwischen 80 und 100 Dezibel an Mäusen untersuchen. Im Anschluss an die Lärmexposition nutzen sie optische Kohärenz-Tomographie, um den Flüssigkeitslevel in der Cochlea zu bestimmen. Bis zu einer Lärmexposition von 95 Dezibel blieb der Flüssigkeitslevel im Innenohr normal. Allerdings stellte das Team fest, dass nach Exposition von 100 Dezibel sammelte sich innerhalb von Stunden zu viel Flüssigkeit im Innenohr. Eine Woche nach der Exposition, konnte der Verlust auditorischer Nervenzellen bei den Mäusen gezeigt werden. Wendeten die Forschenden allerdings hypertonische Kochsalzlösung eine Stunde nach der Lärmexposition an, reduzierten sich sowohl die Flüssigkeitsansammlung im Innenohr als auch längerfristige Nervenschäden. Dies legt nach Ansicht der von Oghalai und seinem Team nahe, dass einem Hörverlust zumindest teilweise vorgebeugt werden könnte. Für Oghalai hat die Studie mehrere wichtige Implikationen, insbesondere im Hinblick auf den Verlust von Nervenzellen im Innenohr, der durch Hörtest nicht entdeckt werden kann. So könnte ersten nach einer Lärmexposition der Flüssigkeitslevel im Innenohr künftig gemessen werden, so Oghalai, denn die nötige Technik werde bereits getestet. Damit hätte medizinisches Personal die Möglichkeit eine drohende Nervenschädigung zu diagnostizieren. Zweitens, so Oghalai weiter, könnten eine hypertonische Kochsalzlösung eingesetzt werden, wenn sich eine Flüssigkeitsansammlung im Innenohr zeigt. Der Studienautor glaub auch, dass die Ergebnisse dabei helfen könnten Morbus Meniere besser zu verstehen. “Bisher ging man davon aus, dass eine Flüssigkeitsansammlung im Innenohr vorrangig mit Morbus Meniere zusammenhängt. Die vorliegende Studie legt nahe, dass sich bei Menschen mit einer Lärmexposition ähnliche Veränderungen zeigen”, sagt Oghalai. Er hofft, dass die Ergebnisse weitere Forschungen anstoßen zu den Ursachen der Flüssigkeitsansammlung und zu besseren Therapie für Morbus Meniere. (ja) Originalpublikation: Badash I et al. Endolymphatic Hydrops is a Marker of Synaptopathy Following Traumatic Noise Exposure. Front. Cell Dev. Biol., 05 November 2021.
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