Landes-KVen mit Hoffnung, aber auch Kritik an Lauterbachs Reformpaket

Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL. Foto: KVWL

Ein wichtiger erster Schritt – aber noch nicht genug: Hoffnungsvoller als bei der Bundesvereinigung wirken die Reaktionen der Kassenärztlichen Vereinigungen aus Westfalen-Lippe (KVWL) und Baden-Württemberg (KVBW) auf das angekündigte Reformpaket für die ambulante Versorgung.

Der Urologe Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL, kommentiert: „Endlich hat die Politik erkannt, dass der chronisch unterfinanzierte und stark überbelastete ambulante Sektor zukunftsgerechte Rahmenbedingungen benötigt, die mit einer vernünftigen Finanzierungslogik einhergehen müssen. Die geplanten Reformen zeigen deutlich, dass die Konzepte und Ideen der ärztlichen Selbstverwaltung endlich berücksichtigt worden sind. Jetzt ist es wichtig, dass wir den begonnenen Dialog fortsetzen, damit am Ende durchdachte Gesetze verabschiedet werden, mit denen wir die Arbeitsbedingungen der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sowie die Versorgung der Patientinnen und Patienten stärken.“

Auch KVBW-Vorstandschef Dr. Karsten Braun, niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, meint laut aktueller Mitteilung, dass wichtige Maßnahmen angekündigt worden seien. „Es ist mehr als begrüßenswert, dass die ambulante Versorgung endlich stärker in den Fokus der Diskussion rückt. Es ist richtig, dass die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung kommen soll, um die Praxen zu stabilisieren.” “Wir haben aufmerksam zur Kenntnis genommen, dass der Bund eine Vorhaltepauschale für bestimmte Praxen einführen sowie die Versorgung von chronisch kranken Patientinnen und Patienten verbessern möchte”, ergänzt seine Vorstandskollegin, Hausärztin Dr. Doris Reinhardt „Ebenfalls sehen wir eine Bagatellgrenze im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsprüfung als positiv an und begrüßen es, dass Ärztinnen und Ärzte künftig auch Telemedizin aus dem Homeoffice anbieten können.“

Beide KV-Vertreter betonen aber, dass die Entbudgetierung der Hausärzte nicht reicht. Für Spelmeyer kann sie “nur der Auftakt sein, um den ambulanten Sektor finanziell endlich vernünftig aufzustellen”. Für den fachärztlichen Bereich brauche es ebenfalls eine passgenauere Finanzierungssystematik. “Hier haben wir als ärztliche Selbstverwaltung sehr konkrete Vorstellungen, die wir zeitnah umsetzen wollen. Jede ärztliche Leistung muss vergütet werden – darauf würde doch auch keine andere Berufsgruppe verzichten!“ Braun erinnert an die vielen Klagen über zu lange Wartezeiten und fehlende Facharzttermine. Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach sei “daher deutlich zu kurz gesprungen“.

Die KVen drängen zudem auf eine schnelle Umsetzung der angekündigten Maßnahmen. “Prof. Lauterbach muss seinen Ankündigungen jetzt schnell Taten folgen lassen”, so Spelmeyer. Zu oft schon seien in dieser Amtsperiode Maßnahmen angekündigt, dann aber nicht eingeführt worden, erinnert Braun. Ebenfalls müsse darauf geachtet werden, dass dadurch nicht neue Bürokratie entstehe.

(ms)