Langfristige Komplettremissionen nach T-Zell-Therapie bei HPV-bedingtem Krebs

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Zwei Präsentationen auf der Jahrestagung der Society for Immunotherapy of Cancer (SITC) beleuchten vielversprechende Ergebnisse klinischer Studien zu T-Zell-Therapien bei Krebserkrankungen infolge einer Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV).

Forscher des Rutgers Cancer Institute und von RWJBarnabas Health haben zusammen mit Kollegen des National Cancer Institute die Ergebnisse zweier HPV-Studien veröffentlicht. Diese unterstreichen das Potenzial neuartiger T-Zell-Therapien für die Erreichung langanhaltender Remissionen und vollständiger Tumorregression bei Patienten mit fortgeschrittenen epithelialen Karzinomen.

Dr. Christian Hinrichs leitete die Studien und präsentierte die Ergebnisse auf der Jahrestagung der Society for Immunotherapy of Cancer (SITC), die vom 5. bis 9. November 2025 in National Harbor, USA, stattfand. Hinrichs ist Co-Direktor des Duncan and Nancy MacMillan Cancer Immunology and Metabolism Center of Excellence am Rutgers Cancer Institute und Leiter der Section of Cancer Immunotherapy.

Dr. Christian Hinrichs. Bildquelle: Rutgers Cancer Institute

In der einen Studie berichteten Forscher über vielversprechende Zwischenergebnisse einer klinischen Phase-II-Studie mit gentechnisch veränderten T-Zell-Rezeptor (TCR)-T-Zellen, die gegen das HPV16-Onkoprotein E7 gerichtet sind (E7-T-Zellen), bei Patienten mit metastasierten HPV-assoziierten Tumoren.

Ansprechen bei sechs von zehn Patienten, inklusive zwei Komplettremissionen

Die Behandlung umfasste eine Konditionierungstherapie, eine einmalige Infusion von bis zu 50 Milliarden E7-T-Zellen und im Median drei Dosen adjuvantes Aldesleukin. Alle zehn Patienten litten an fortgeschrittenen Krebserkrankungen, die im Allgemeinen als unheilbar gelten und für die nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Fünf Patienten hatten Kopf-Hals-Tumoren, zwei Zervixkarzinome, zwei Analkarzinome und einer ein Ösophaguskarzinom.

Die Behandlung wurde im Allgemeinen gut vertragen, wobei die Nebenwirkungen mit dem Konditionierungsregime und Aldesleukin übereinstimmten. Bei sechs von zehn Patienten kam es zu einer deutlichen Tumorverkleinerung, darunter bei zwei Patienten, bei denen eine vollständige Tumorregression eintrat, die nach elf bzw. zwölf Monaten weiterhin anhält. Beide Patienten hatten zuvor eine Immuntherapie und andere Standardtherapien erhalten.

„Metastasierte HPV-assoziierte Tumoren sind nach wie vor schwer zu behandeln“, unterstreicht Hinrichs. „Wir haben festgestellt, dass E7-gerichtete T-Zellen bei Patienten mit begrenzten Behandlungsmöglichkeiten signifikante und mitunter vollständige Remissionen hervorrufen können. Dies ist ein vielversprechender Schritt hin zu effektiven gentechnisch hergestellten T-Zell-Therapien für diese und andere epitheliale Tumoren.“

Herstellung der T-Zellen direkt vor Ort

Die Entwicklung dieser Behandlung erfolgte in Zusammenarbeit zwischen dem National Cancer Institute und dem Rutgers Cancer Institute. Die Phase-II-Studie wurde am Rutgers Cancer Institute durchgeführt. Die Zellprodukte für die Studie wurden in einer GMP-zertifizierten Anlage (Good Manufacturing Practices) direkt am Rutgers Cancer Institute hergestellt, das zum Duncan and Nancy MacMillan Cancer Immunology and Metabolism Center of Excellence gehört. Das Zentrum ist dank seiner spezialisierten Forschungskapazitäten und seiner GMP-Infrastruktur optimal aufgestellt, um die Entwicklung neuartiger Zelltherapien voranzutreiben und sowohl innovative klinische Studien als auch die Translation von Laborergebnissen in die Patientenversorgung zu unterstützen.

Das Leben wieder in vollen Zügen genießen

„Als ich meine Behandlung abgeschlossen hatte, konnte ich kaum glauben, wie schnell es mir besser ging“, erzählte Maria, eine Patientin aus Philadelphia. „Innerhalb eines Monats waren die Knötchen verschwunden, und zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich frei, voller Energie und konnte mein Leben wieder in vollen Zügen genießen. Ich kann Zeit mit meinem Sohn verbringen, die Dinge tun, die ich liebe, und das Leben wieder richtig genießen. Ich bin dem Team, das dies möglich gemacht hat, unendlich dankbar und stolz darauf, der lebende Beweis dafür zu sein, was ihre Forschung bewirken kann.“

Komplettremission zehn Jahre nach einmaliger Infusion tumorinfiltrierender Lymphozyten

In einer zweiten Studie berichteten Forscher über den außergewöhnlichen Befund, dass sich zwei Patientinnen mit metastasiertem Zervixkarzinom zehn Jahre nach einer einmaligen Infusion mit tumorinfiltrierenden Lymphozyten (TIL) weiterhin in vollständiger Remission befinden. Die im Rahmen der klinischen Studie NCT01585428 durchgeführte Studie liefert die bisher stärksten Evidenz dafür, dass Zelltherapien langfristige, potenziell heilende Remissionen bei epithelialen Tumoren, dem häufigsten Krebstyp, erzielen können.

Zehn Jahre nach der Behandlung zeigten die Patientinnen in bildgebenden Verfahren und Analysen zirkulierender Tumor-DNA keine Anzeichen einer Erkrankung. Die verabreichten Anti-Tumor-T-Zellen durchliefen eine vorübergehende Expansionsphase, die mit einer Verkleinerung und scheinbaren Eliminierung des Tumors einherging. Die Remissionen der Tumoren halten lange nach den T-Zell-Antworten an, was darauf hindeutet, dass die Tumoren während des initialen Ansprechens vollständig eliminiert wurden.

Vom Labor ans Krankenbett

„Befunde wie diese unterstreichen die Bedeutung der Forschung an einem vom National Cancer Institute (NCI) anerkannten umfassenden Krebszentrum wie dem Rutgers Cancer Institute“, unterstreicht Steven K. Libutti, MD, FACS, Direktor des Rutgers Cancer Institute und Senior Vice President für Onkologische Dienstleistungen bei RWJBarnabas Health, erklärt: „Zentren wie unseres, das einzige in New Jersey, vereinen die wissenschaftliche Expertise, die klinischen Ressourcen und das kooperative Umfeld, die notwendig sind, um neue Erkenntnisse aus dem Labor in klinische Studien und letztendlich in wirksame Behandlungen für Patienten zu übertragen.“

Zwei Monate nach der TIL-Infusion krebsfrei

Eine Patientin, die eine anhaltende Komplettremission zeigt, ist Sue aus Washington, D.C. „Die Teilnahme an dieser klinischen Studie fühlte sich wie eine Berufung an. Als ich in die Studie eintrat, war mein Krebs bereits sehr weit fortgeschritten, und ich wollte die mir verbleibende Zeit nutzen, um die Forschung zu unterstützen, die anderen zugutekommen könnte. Ich hätte nie gedacht, dass die Behandlung bei mir anschlagen würde, aber nur zwei Monate nach meiner TIL-Infusion war mein Krebs auf den Scans nicht mehr nachweisbar“, erzählt Sue. „Zwölf Jahre später bin ich immer noch krebsfrei und den Ärzten und Forschern, die dies ermöglicht haben, zutiefst dankbar. Es ist ein unglaubliches und unerwartetes Geschenk zu sehen, wie meine Teilnahme zu neuen Erkenntnissen geführt hat, die potenziell anderen Patienten in Zukunft helfen können.“

„Diese Studien zeigen, dass einmalige Zelltherapien bei epithelialen Tumoren, die in der Vergangenheit resistenter gegen diese Behandlungen waren als Blutkrebs, dauerhafte Remissionen erzielen können“, unterstreicht Hinrichs. „Die jahrzehntelangen vollständigen Remissionen nach der TIL-Therapie geben Hoffnung, dass diese Patienten geheilt werden können. Die Ergebnisse mit E7-T-Zellen, die Komplettremissionen einschließen, sind vielversprechend und bestärken die weitere Erforschung dieses Ansatzes.“