Langfristiger Opioidkonsum nach Lungenkrebs-OP: Mit stark erhöhtem Mortalitätsrisiko innerhalb von zwei Jahren postoperativ assoziiert

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Eine neu begonnene Langzeitanwendung von Opioiden (Einnahme über einen Zeitraum von 6 Monaten oder länger) zur Linderung von Schmerzen nach einer Lungenkrebsoperation ist mit einem um 40 Prozent erhöhten Gesamtmortalitätsrisiko innerhalb von zwei Jahren postoperativ verbunden. Das geht aus einer gerade veröffentlichten Studie hervor.

Lungenkrebs ist mit fast 2,3 Millionen Diagnosen und 1,8 Millionen Todesfällen im Jahr 2020 derzeit die weltweit häufigste Krebstodesursache. Bei bis zu zwölf Prozent der Patienten werden neu aufgetretene, anhaltende postoperative Schmerzen dokumentiert. Die Studienautoren wollten daher untersuchen, wie hoch der Anteil derjenigen unter diesen Patienten ist, der nach einer Operation zum ersten Mal Opioid einnehmen, ob bestimmte Faktoren mit einer Langzeitanwendung zusammenhängen und ob dies mit schädlichen Auswirkungen innerhalb der folgenden zwei Jahre verbunden ist. Die Wissenschaftler erfassten alle Erwachsenen in Südkorea mit einer Lungenkrebsdiagnose, die sich zwischen 2011 und 2018 aufgrund dessen einer Operation unterzogen hatten. Einzelheiten zu diesen Patienten riefen die Forschenden aus der Datenbank des National Health Insurance Service (NHIS) ab. Diese enthält neben Details zu den Diagnosen, Verfahren und verschreibungspflichtigen Medikamenten auch persönliche Hintergrundinformationen, einschließlich Alter, Geschlecht und Haushaltseinkommen zu jedem registrierten Patienten sowie das Sterbedatum.

Die Forscher berücksichtigten andere Grunderkrankungen, die Art der Operation und ob es sich um einen wiederholten oder erstmaligen Eingriff handelte, wo er durchgeführt wurde und ob der Patient nach Hause oder in die Langzeitpflege entlassen wurde. Etwa 60.031 Erwachsene unterzogen sich während des Studienzeitraumes einer Lungenkrebsoperation. Nach Ausschluss derjenigen, die im Krankenhaus oder innerhalb der ersten 6 Monate nach der Entlassung verstarben, umfasste die endgültige Analyse 54.509 Patienten.

Sechs Monate nach der Operation nahmen 3325 Patienten (ca. 6%), denen neu Opioide verschrieben worden waren, diese immer noch ein: 859 (1,6%) erhielten starke und 2466 (4,5%) weniger starke Präparate.

Eine neu begonnene Langzeitanwendung von Opioiden war laut den Forschenden mit einem erhöhten Gesamtrisiko assoziiert, innerhalb der folgenden zwei Jahre zu versterben. Dabei überlebten 17,5% (574/3325) der Langzeit-Opioidkonsumenten zwei Jahre postoperativ nicht, im Vergleich zu 9,5% (4738/51.184) derjenigen, die keine Opioide erhielten. Gegenüber Patienten ohne postoperative Opioide war die Wahrscheinlichkeit, dass neue Langzeitkonsumenten dieser Medikamente innerhalb der auf den Eingriff folgenden zwei Jahre aus irgendeinem Grund verstarben, um 40 Prozent höher. Bei einer Stratifizierung nach Potenz der Medikamente war die Mortalitätswahrscheinlichkeit bei denjenigen, die weniger starke Opioide (Codein, Dihydrocodein und Tramadol) einnahmen, immer noch um 22 Prozent höher, während Patienten, die stärkere Opioide (Fentanyl, Morphin, Oxycodon, Hydromorphon und Methadon) erhielten, mit 92 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit verstarben.

Bestimmte Faktoren waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit dafür verbunden, dass operierte Lungenkrebspatienten zu neuen Opioid-Langzeitkonsumenten wurden: Dazu gehörten ein höheres Alter, männliches Geschlecht, bestimmte chirurgische Eingriffe (insbesondere Thorakotomie), längere Krankenhausaufenthalte, ein höherer Grad an Beeinträchtigung, eine Chemotherapie sowie präoperative Angst und Schlaflosigkeit.

Die Autoren betonen, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelte und daher keine Kausalität festgestellt werden konnte. Zudem erhielten die Forschenden keine Informationen zur Lungengesundheit der Betroffenen vor der Operation, zu relevanten Lebensgewohnheiten wie Rauchen und Trinken oder zum Tumorstadium. Alle diese Faktoren hätten aber potenziell Einfluss auf die Outcomes. Früher veröffentlichte Forschungsergebnisse deuteten jedoch darauf hin, dass Opioide das Tumorwachstum fördern und das Absterben von Krebszellen hemmen können, während sie gleichzeitig das Immunsystem unterdrücken, merken die Wissenschaftler an. „Dies ist die erste Studie, in der ein Zusammenhang zwischen neuem Langzeitkonsum von Opioiden und schlechteren Ergebnissen das Langzeitüberleben nach einer Lungenkrebsoperation betreffend anhand von Real-World-Daten aus einer nationalen Registerdatenbank festgestellt“, formulieren die Autoren außerdem.