Langzeit-Opioidkonsum nach orthopädischem Eingriff

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Ein präoperativer Opioidkonsum und die betroffene Körperregion sind prädiktiv, so das Ergebnis einer prospektiven Kohortenstudie aus den Niederlanden.

Die Prävalenz des Langzeit-Opioidkonsums nach orthopädischen Eingriffen schwankt zwischen 1,4 und 24 Prozent. Dies wurde bisher meist anhand von Verschreibungsdaten untersucht, was es schwierig macht, das Ausmaß und die Auswirkungen des Problems abzuschätzen.

Ein niederländisches Forschungsteam ging der Sache nun anhand einer Online-Umfrage unter 607 Patienten auf den Grund, die sich ein halbes Jahr zuvor (zwischen Juni und August 2021) einer orthopädischen Operation unterzogen hatten.

Die Prävalenz des postoperativen Langzeit-Opioidkonsums lag bei 12,5 Prozent und einer von 30 Patienten wurde zu einem neuen Langzeit-Opioid­konsumenten. Der präoperative Opioid­konsum und die betroffene Körperregion waren prädiktiv für den Langzeit-Opioidkonsum, wie die Forscher um Eward J. Melis von der Sint Maartenskliniek, Nijmegen (Niederlande), im „European Journal of Pain“ berichten.

Sie entnahmen die demografischen Daten, klinischen Faktoren und den präoperativen Opioid­konsum den Patientenakten der niederländischen Studienteilnehmer (Durchschnittsalter 61,2 Jahre, 63,4 % Frauen). In der Online-Umfrage berichteten diese nicht nur über ihren aktuellen Opioidkonsum, sondern auch über ihre Bereitschaft, die Opioideinnahme zu reduzieren.

Die Umfrage ergab, dass 76 Patien­ten (12,5 %) sechs Monate nach der Operation Opioide einnahmen, davon 20 (3,3 %), die vor der Operation keine Opioide eingenommen hatten. Der Median der postoperativen Tagesdosis nach sechs Monaten betrug 29,9 mg Morphinäquivalente (Q1–Q3 10,0–76,1). Die meisten der Befragten (88,2 %) wollten die Opioide ausschleichen. Die betroffene Körperregion (ORs 6,84–12,75) und der präoperative Opioidkonsum (OR 35,33) waren signifikante Prädiktoren für den Langzeit-Opioidkonsum.

Diese Ergebnisse und die Beobachtung, dass Langzeit-Opioidkonsumenten die Opioide ausschleichen wollen, unterstreichen die Bedeutung von Prävention, Erkennung und Unterstützung beim Ausschleichen im perioperativen Umfeld, verdeutlichen Melis und Kollegen abschließend. (ah)