LDL-Cholesterin-Senkung zur Sekundärprävention von Schlaganfällen16. Mai 2022 Foto: © roger ashford – stock.adobe.com Fast jeder Fünfte, der einen Schlaganfall erleidet, muss innerhalb der nächsten fünf Jahre mit einem Folgeschlaganfall rechnen. Die Sekundärprophylaxe ist also von immenser Bedeutung für die Schlaganfalltherapie und -nachsorge. Eine neue Metaanalyse mit mehr als 20.000 Patientinnen und Patienten bestätigt nun, dass eine intensive Senkung des LDL-Cholesterins vor Rezidiv-Schlaganfällen schützt, insbesondere, wenn die Betroffenen Gefäßverkalkungen aufweisen.1 Zu den Risikofaktoren, die im Laufe des Lebens zur Bildung von Gefäßablagerungen führen und damit das Risiko für einen ischämischenSchlaganfall erhöhen, gehören Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes mellitus, Übergewicht und die Erhöhung des LDL-Cholesterins. Die beste Prävention arteriosklerotischer Veränderungen ist somit die Behandlung oder Vermeidung dieser Risikofaktoren. Gerade die LDL-Cholesterinsenkung spielt dabei eine wichtige Rolle: Eine Statinstudie zeigte, dass eine LDL-Cholesterinabsenkung von 1 mmol/l (39 mg/dl) die kardiovaskuläre Ereignisrate (Schlaganfall, Herzinfarkt) um ca. 20 Prozent senken kann.2 Offen ist aber, ob für die Verhinderung eines Folgeschlaganfalls eine intensivere Statin-basierte LDL-Senkung ein besseres Risiko-Nutzen-Verhältnis aufweist als eine weniger intensive Therapie. Dieser Frage ging eine neue Metaanalyse nach1, in der elf randomisierte klinische Studien der letzten 50 Jahre evaluiert wurden, um die intensive gegenüber einer weniger intensiven Statin-basierten LDL-C-Senkung zu vergleichen. Das primäre Outcome waren Schlaganfallrezidive, sekundäre Outcome-Parameter beinhalteten schwere sonstige kardiovaskuläre Ereignisse und Hirnblutungen (hämorrhagische Schlaganfälle). Die finale Analyse schloss insgesamt 20.163 Teilnehmende ein (67 % Männer, mittleres Alter 64,9±3,7 Jahre), die mittlere Follow-up-Dauer lag bei vier Jahren. Die mittleren LDL-C-Zielspiegel betrugen 79 mg/dl in der Gruppe der intensiveren LDL-Senkung und 119 mg/dl bei den Patientinnen und Patienten, bei denen eine weniger intensive LDL-Senkung erfolgte.1 Die gepoolten Ergebnisse zeigten, dass eine intensivere LDL-C-Senkung mit einem um zwölf Prozent verringerten Risiko (RR 0,88) für Schlaganfallrezidive assoziiert war (absolutes Risiko 8,1 % vs. 9,3 %). Die Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse betrug 17 Prozent, die der kardiovaskulären Sterblichkeit acht Prozent. Vor allem Menschen mit Nachweis einer Arteriosklerose profitierten signifikant (Reduktion des Rezidivrisikos um 21 %; RR 0,79) von der intensiveren Therapie, bei Betroffenen ohne Arteriosklerose war der Effekt hingegen nicht signifikant (RR 0,95; p=0,04). Im Gegenzug ging die intensivere LDL-C-Senkung mit einer Risikozunahme für Hirnblutungen um 46 Prozent einher und mit einem um 26 Prozent höheren Risiko für einen Diabetes mellitus (RR 1,26; Daten aus 3/11 Studien).1 Der Nutzen der Statine war aber deutlich höher als das Blutungsrisiko, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). So wurden durch eine intensive Statintherapie 131 ischämische Insulte verhindert – zu Lasten von 40 intrazerebralen Blutungen. Das leicht erhöhte Blutungsrisiko scheint aber nicht Resultat einer erfolgreichen LDL-C-Senkung zu sein, sondern ist lait DGN eher mit den leicht gerinnungshemmenden Eigenschaften der Statine assoziiert.3 In einer Studie, die in die Metaanalyse eingegangen war, wurden durch Hinzunahme eines PSCK-Hemmer niedrige Lipidwerte erreicht, ohne dass das Risiko für Hirnblutungen angestiegen war.4 „Diese Metaanalyse unterstützt einen niedrigen Zielwert für das LDL-Cholesterin für die Rezidivprophylaxe nach einem ersten Schlaganfall, wenn eine Arteriosklerose nachweisbar ist“, erklärt Prof. Hans Christoph Diener, Pressesprecher der DGN. „Gleichzeitig scheint die intensivierte Statintherapie aber mit einem gering höheren Risiko für Hirnblutungen einherzugehen. Vermutlich ist es sinnvoll, die Statindosis nicht gänzlich auszureizen, sondern stattdessen zur Lipidsenkung eine Kombination aus Statin und Ezetimib einzusetzen, um die gewünschte LDL-Cholesterinsenkung ohne erhöhtes Blutungsrisiko zu erreichen.“ Generell empfehlen die europäischen Leitlinien zum Lipidmanagement eine Stufentherapie, wobei zunächst alle modifizierbaren Faktoren des Lebensstils optimiert werden sollten.5 Im zweiten Schritt wird die medikamentöse Behandlung mit Statinen empfohlen. Wenn die maximal mögliche Statindosis nicht ausreicht, um das LDL-C in den Zielbereich zu senken, sollte zusätzlich Ezetimib gegeben werden, um die Cholesterinaufnahme im Darm zu hemmen. Kann auch damit das LDL-Cholesterin nicht in den Zielbereich abgesenkt werden, kommen sogenannte PCSK9-Hemmer zum Einsatz. „Zur Rezidivprophylaxe nach Schlaganfall sollte man angesichts der aktuellen Daten die Hinzunahme anderer Substanzen zu den Statinen bereits früher erwägen“, lautet das Fazit des Experten.
Mehr erfahren zu: "Zustimmung: Bundesrat billigt Kompromiss zu Kassenbeiträgen" Zustimmung: Bundesrat billigt Kompromiss zu Kassenbeiträgen Eine Ausgabenbremse bei den Kliniken zum Stabilisieren der Kassenbeiträge im neuen Jahr kann kommen. Nach dem Bundestag billigte auch der Bundesrat eine Änderung an einem vorgesehenen Sparpaket.
Mehr erfahren zu: "Europäische Union fördert Projekt zum Repräsentationsdrift" Europäische Union fördert Projekt zum Repräsentationsdrift Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert ein neues Projekt der Universität des Saarlandes zum Repräsentationsdrift mit zwei Millionen Euro.
Mehr erfahren zu: "Eine Dosis Psilocybin, ein Schuss Tollwut: Neue Ansätze gegen Depression" Eine Dosis Psilocybin, ein Schuss Tollwut: Neue Ansätze gegen Depression Eine internationale Forschungskooperation unter der Leitung von Wissenschaftlern der Cornell University (USA) nutzte eine Kombination aus Psilocybin und dem Tollwutvirus, um zu kartieren, wie und wo die psychedelische Substanz die […]