„Leaky Gut“ und Pneumonie: Studie beleuchtet Rolle des natürlichen Alterungsprozesses

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Warum erkranken ältere Menschen häufiger an einer Pneumonie oder versterben sogar daran? Laut Erkenntnissen einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe aus einem Mausmodell könnte ein Leaky-Gut-Syndrom dafür verantwortlich sein.

Streptococcus pneumoniae befindet sich bei gesunden Erwachsenen normalerweise in den Nasenwegen. Wer ein gesundes Immunsystem hat, kann damit leben, und S. pneumoniae macht keine Probleme“, erklärt Studienautorin Holly Hulsebus, Doktorandin für Immunologie an der University of Colorado School of Medicine (USA). „Aber Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie auch Personen höheren Alters, neigen zu einer höheren Anfälligkeit, weil ihr Immunsystem die normalerweise vorhandenen Bakterien nicht wirklich kontrollieren kann. Diese Bakterien können den Nasenraum verlassen und an andere Stellen im Körper gelangen. Sie können zu Ohrinfektionen führen und sich auch auf die Lunge ausbreiten und eine Pneumonie zur Folge haben.“

Die Rolle des „Leaky Gut“

Bei älteren Mäusen fanden die Forschenden neben einer erhöhten Morbidität und einer beeinträchtigten Lungenfunktion nach S.-pneumoniae-Infektion auch erhöhte Werte von Darmbakterien in der Lunge. Das deutet laut den Wissenschaftlern darauf hin, dass Bakterien, die vom Darm in die Lunge wandern, teilweise für die schlechten Outcomes bei älteren Menschen verantwortlich sein können.

Ein wahrscheinlicher Grund für diese Migration, so sagt Studienautorin Dr. Rachel McMahan, Assistenzprofessorin für gastrointestinale, Trauma- und endokrine Chirurgie an der University of Colorado School of Medicine, dass die Darmschleimhaut mit zunehmendem Alter undicht wird: Mechanismen, mit denen Bakterien normalerweise im Darm gehalten werden, beginnen zusammenzubrechen. Erschwerend kommt hinzu, dass Entzündungen im Körper mit zunehmendem Alter normalerweise zunehmen, wodurch mehr entzündungsfördernde Bakterien im Darm vorhanden sind.

Die Forschenden beobachteten in ihrer Untersuchung erhöhte Werte für darmspezifische Enterobacteriaceae in der Lunge von älteren Versuchstieren, nicht aber bei jüngeren, die mit S. pneumoniae infiziert waren. Da Enterobacteriaceae mit einer erhöhten Entzündung in Verbindung gebracht wird, entdeckten die Forscher auch höhere Konzentrationen von Neutrophilen in den Lungen der älteren Tiere.

„Unsere Arbeitstheorie ist, dass man mit zunehmendem Alter eine erhöhte basale Reaktion auf Entzündungen hat, was dann im Darm dazu führt, dass er stärker pro-inflammatorisch wird“, erklärt McMahan. „Das führt dazu, dass potenziell krankheitserregende Bakterien aus dem Darm in andere Organe gelangen. Dann kann es schnell bergab gehen.“

Neue Strategien zur Infektionsbekämpfung

Bei älteren Erwachsenen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach einer Peumonie in ein Krankenhaus eingeliefert werden, fast fünfmal höher, und die Sterblichkeitsrate aufgrund einer Lungenentzündung kann je nach Komorbiditäten oder Grunderkrankungen über 50 Prozent liegen. Aufgrund der demografischen Entwicklung wäre es laut den Studienautoren wichtig, neue Wege zur Bekämpfung schwerer Infektionen zu finden. Ein Fokus auf den Darm, so sagt McMahan, könnte helfen, neue Wege zu finden, um vermehrte Entzündungen in der Lunge zu bekämpfen. Strategien wie Probiotika und eine gesunde Ernährung könnten dazu beitragen, die Darmbakterien bei älteren Menschen in Schach zu halten, fügt sie hinzu – ebenso wie Medikamente, die vor einem „Leaky Gut“ schützen. Zukünftige Forschungen im Labor umfassen die Untersuchung der Wirksamkeit eines Fäkalen Mikrobiom-Transfers.

Die Darm-Lungen-Achse wird seit Langem im Zusammenhang mit Krankheiten wie der akuten Atemwegserkrankung untersucht, aber die aktuelle Arbeit ist laut den Autoren eine der ersten, die beschreibt, wie der Alterungsprozess zu diesem Problem beitragen kann. „Wir zeigen, dass sich diese Bakterien mit zunehmendem Alter speziell ausbreiten und dass die Darm-Lungen-Achse beeinträchtigt sein kann“, erklärt McMahan.