Lebensgefährliche Präeklampsie bei Schwangeren: Neuer Biomarker für Risiko-Vorhersage3. Dezember 2024 Vergabe des Martina Grote-Wissenschaftspreis „Frauenherzen“: (v.l.) Thomas Voigtländer, Stifterin Martina Grote, Preisträger Lucas Bacmeister, die Preisträgerin von 2023, Lena Marie Seegers, Armin Welz, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Stiftung für Herzforschung. (Foto: ©Deutsche Herzstiftung/A. Malkmus) Die Deutsche Herzstiftung zeichnet den Freiburger Forscher Dr. Lucas Bacmeister für seine Erkenntnisse zur Präeklampsie-Prävention mit dem Martina Grote-Wissenschaftspreis „Frauenherzen“ aus. Komplikationen in der Schwangerschaft wie die durch Bluthochdruck gekennzeichnete Präeklampsie sind der Hauptgrund für Erkrankungen und Sterblichkeit unter Schwangeren. Schwere Fälle der Präeklampsie können aufgrund von Organschäden unbehandelt tödlich verlaufen. Obwohl die Präeklampsie zahlreiche Risikofaktoren mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen teilt, sind kardiovaskuläre Biomarker für die Vorhersage der Präeklampsie bislang nicht ausreichend untersucht. Der Forschungsbedarf für entsprechende Diagnoseverfahren, etwa in Form eines Labortests, ist daher hoch. In einer Forschungsarbeit zum besseren Verständnis kardiovaskulärer Biomarker bei Schwangeren konnte Dr. Lucas Bacmeister, Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg, belegen, dass sich hochsensitives kardiales Troponin I (hs-cTnI) als Biomarker auch für die Früherkennung dieser lebensbedrohlichen Erkrankung sehr gut eignet. Für seine neuen Erkenntnisse erhält Bacmeister den Martina Grote-Wissenschaftspreis „Frauenherzen“ der Deutschen Herzstiftung. Der Wissenschaftspreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich von der Deutschen Herzstiftung gemeinsam mit der Projektgruppe Frauen und Familie in der Kardiologie und der Arbeitsgruppe Gendermedizin in der Kardiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) vergeben. Wichtiger Beitrag zur Frühdiagnostik der Präeklampsie „Meine Ergebnisse zeigen, dass der hs-cTnI-Wert bei schwangeren Frauen einen kardiovaskulären Risikostatus widerspiegelt, der eine Präeklampsie begünstigt“, erklärt der Forscher und Preisträger Bacmeister zu seiner Arbeit, die im renommierten Fachmagazin „Circulation“ publiziert wurde. „Die Forschungsarbeit von Dr. Lucas Bacmeister und Kollegen trägt wesentlich zum besseren Verständnis von kardiovaskulären Biomarkern im Blut von Frauen in der Schwangerschaft bei. Zugleich haben die Erkenntnisse das Potenzial, zu einer frühzeitigen Prävention von ernsthaften Herz-Kreislauf-Komplikationen – insbesondere durch die Präeklampsie – bei schwangeren Frauen und ihrem ungeborenen Kind beizutragen“, erklärt der Kardiologe Prof. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, bei der Vergabe des Wissenschaftspreises Frauenherzen gemeinsam mit der Stifterin und Namensgeberin des Preises Martina Grote in Frankfurt am Main. „Es ist mir als Stifterin des Preises eine große Freude die Forschung auf diesem Feld der Kardiologie gezielt zu unterstützen und damit sichtbarer zu machen“, betonte Grote bei der Überreichung des Preises. „Mit diesem Wissenschaftspreis unterstützen wir innovative Forschungsarbeiten, deren Ziel es ist, mögliche Unterschiede etwa bei den Risikofaktoren für Herzerkrankungen zwischen Frauen und Männern mehr ins Bewusstsein zu rücken und Frauen besser zu informieren, damit sie sich gezielter um ihre Herzgesundheit kümmern.“ Genauere Vorhersage schwerer Herzkomplikation in der Schwangerschaft Bacmeister analysierte über 3700 Blutproben von mehr als 2200 schwangeren Frauen aus vier internationalen Patientenkohorten mit Blick auf deren hs-cTnI-Werte im Blut. Bei allen Frauen wurde zum Zeitpunkt der Blutentnahme noch keine Präeklampsie vermutet oder diagnostiziert. „Durch die Analyse konnten wir zeigen, dass hs-cTnI das spätere Auftreten einer Präeklampsie bereits vor den ersten klinischen Symptomen vorhersagt“, berichtet der Kardiologe. In mehreren Analyse-Ansätzen der untersuchten Blutproben ergänzte der Forscher Biomarker in bereits etablierten Vorhersagemodellen um den hs-cTnI-Wert. So habe beispielsweise ein Vorhersagemodell, das den Biomarker sFlt-1/PIGF, mütterliche Faktoren sowie den hs-cTnI-Wert einschloss, in diesem Kontext einen Zusatznutzen geliefert, berichtet der Forscher. „Weitere Analysen zeigten, dass die Hinzunahme von hs-cTnI jedes der korrespondierenden Vorhersagemodelle ohne hs-c-TnI verbesserte, was insbesondere für die schwere Form der Präeeklampsie zu beobachten war.“ Die Hinzunahme von hs-c-TnI zu etablierten Risikofaktoren führte laut Bacmeister zu einer „signifikanten Verbesserung“ der Vorhersagegenauigkeit von Präeklampsie – insbesondere bei der früh auftretenden schweren Form der Erkrankung. „Angesichts der Tatsache, dass bis zu 60 Prozent der früh auftretenden schweren Form der Präeklampsie durch rechtzeitige Prävention mit dem Blutverdünner Acetylsalicylsäure verhindert werden können, sind diese Erkenntnisse von großer klinischer Relevanz“, betont der Freiburger Arzt und Wissenschaftler. Perspektivisch sehen die Freiburger Forscher nach weiteren Beobachtungsstudien mit dem Biomarker hs-cTnI und mütterlichen Faktoren außerdem das Potenzial, dass hs-cTnI als Ersatz für oder als Ergänzung zu bereits etablierten Angiogenese-Biomarkern in Gesundheitssystemen dienen könnte, in denen Labortests mit diesen Biomarkern knapp oder nicht verfügbar sind.
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