Leichter Rückgang der dokumentierten Asthmahäufigkeit in der COVID-19-Pandemie27. April 2023 Foto: © gustavofrazao/stock.adobe.com In Deutschland leben nach aktuellen Ergebnissen des Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Institutes der AOK (WIdO) etwa 3,3 Millionen Menschen mit medikamentös behandeltem Asthma. Dies entspricht einem Anteil von 3,98 Prozent der Bevölkerung. Im Vorfeld des Welt-Asthma-Tages am 2. Mai macht die neue WIdO-Website auf eine Trendumkehr bei der Asthmahäufigkeit aufmerksam: Vor der COVID-19-Pandemie, im Jahr 2019, gab es noch 3,5 Millionen Asthmapatienten in Deutschland. Im Jahr 2021 hat sich diese Zahl um etwa 200.000 Patienten reduziert – ein Rückgang um 5,68 Prozent. „Ob dieser rückläufige Effekt möglicherweise auf den deutlichen Rückgang der Atemwegsinfektionen während der Pandemiejahre zurückzuführen ist, gilt es aufmerksam zu beobachten“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender WIdO-Geschäftsführer. Besonders hohe Asthmaprävalenzen werden in Thüringen (4,55%) und Nordrhein-Westfalen (4,50%) erreicht, besonders niedrige in Mecklenburg-Vorpommern (3,25%) und Baden-Württemberg (3,52%). Neben Asthma werden auf der neuen Website www.gesundheitsatlas-deutschland.de systematisch die Häufigkeiten von insgesamt 23 Krankheiten bis auf die Ebene der 400 Kreise Deutschlands und im zeitlichen Verlauf dargestellt. Im neuen Webangebot werden Zeitreihen für die Jahre 2017 bis 2021 dargestellt. Beim medikamentös behandelten Asthma ist seit 2017 ein Anstieg bis zu einem Höchstwert von 4,27 Prozent im Jahr 2020 zu erkennen, gefolgt von einer Trendumkehr im Jahr 2021. 2021 lag der Anteil in der Bevölkerung bei 3,98 Prozent; dies entspricht 3,3 Millionen Menschen in Deutschland, die wegen Asthma medikamentös behandelt wurden. Im Jahr 2020 waren noch 3,6 Millionen Menschen betroffen, 237.000 Patienten mehr als im Jahr 2021. Trendumkehr bei Asthma geht mit Rückgang der Atemwegsinfekte einher Die Häufigkeit dieser Infektionskrankheiten war während der Pandemiejahre 2020 und 2021 deutlich reduziert. So könnte der Rückgang der Infektionen der unteren Atemwege während der Pandemiejahre dazu geführt haben, dass es in der Folge auch weniger Asthmaneuerkrankungen gab. Das könnte den leichten Rückgang der Prävalenz im Jahr 2021 erklären. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Jungen bis 14 Jahren erkennbar: Wurden in dieser Altersgruppe im Jahr 2019 noch 5,25 Prozent wegen Asthma medikamentös behandelt, so reduzierte sich dieser Anteil im Jahr 2021 auf nur noch 2,72 Prozent. „Es bleibt abzuwarten, wie die weitere Entwicklung verlaufen wird – gerade angesichts der ab 2022 wieder häufiger auftretenden Atemwegserkrankungen“, sagt Schröder. Deutliche Unterschiede nach Alter und Geschlecht Die aktuelle Auswertung macht deutliche Geschlechterunterschiede transparent: Im Kindes- und Jugendalter ist die Asthmahäufigkeit bei Jungen deutlich höher als bei Mädchen, wohingegen im Erwachsenenalter Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Der Prävalenzgipfel liegt bei 7,16 Prozent der Frauen in der Altersgruppe von 70 bis 74 Jahren. „Die stärkere Betroffenheit von Jungen hat vermutlich anatomische Gründe und lässt sich durch die engeren Bronchien erklären. So kommt es leichter zu einer Verengung der Atemwege, wie sie beim Asthma bronchiale vorliegt. Im Erwachsenenalter sind die Bronchiendurchmesser dann bei Männern größer als bei Frauen, was die Umkehrung der Geschlechterverhältnisse erklärt“, so Schröder. Weitere Gründe für die Geschlechtsunterschiede könnten aber auch hormonelle Einflüsse oder geschlechtsspezifische Unterschiede beim Kontakt mit Asthma-auslösenden Substanzen sein. Thüringen am stärksten betroffen Der Gesundheitsatlas stellt die Krankheitshäufigkeiten für die Bevölkerung in 400 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland auf Basis eines eigens entwickelten Hochrechnungsverfahrens dar. Danach sind Potsdam mit 2,70 Prozent und Heidelberg mit 2,77 Prozent die Regionen mit dem geringsten Anteil an Asthmapatienten. Etwa doppelt so hoch ist die Krankheitshäufigkeit in den beiden am stärksten betroffenen Kreisen: die thüringischen Landkreise Sonneberg (6,90%) und Saalfeld-Rudolstadt (5,95%). In einem „fairen“ Vergleich hat das WIdO die Alters- und Geschlechtsunterschiede zwischen den Regionen berücksichtigt. In diesem Vergleich wird für Passau mit 2,78 Prozent der niedrigste Wert und für Sonneberg mit 6,52 Prozent der höchste Wert verzeichnet. „Zur Vermeidung von Neuerkrankungen und Verbesserung der Asthmasymptomatik sollten Landräte und Bürgermeister in den besonders stark betroffenen Regionen die verschiedenen Risikofaktoren in den Blick nehmen. Dazu zählen eingeatmete Stoffe, die die Lunge schädigen – insbesondere das Rauchen“, betont Schröder. Maßnahmen zur Förderung des Rauchverzichts seien daher eines der wichtigsten Elemente der Asthma-Prävention. Häufigkeit von medikamentös behandelten Asthma-Erkrankungen. (Grafik: © WIdO) Auf der Ebene der Bundesländer sind Thüringen (4,55%), Nordrhein-Westfalen (4,50%) und das Saarland (4,36%) laut Gesundheitsatlas besonders von Asthmaerkrankungen betroffen. Besonders niedrige Krankheitshäufigkeiten zeigen sich dagegen in Mecklenburg-Vorpommern (3,25%) und Baden-Württemberg (3,52%). Unter den Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern hat Essen mit 4,81 Prozent den höchsten Anteil an Asthmapatienten, gefolgt von Dortmund (4,74%). Am unteren Ende der Liste steht Stuttgart mit einem Anteil von nur 3,55 Prozent. Zusammenhang zwischen Asthma und Adipositas Die Analysen des Gesundheitsatlas bestätigen nach Angaben des WIdO einen Zusammenhang, der bereits aus anderen Studien bekannt ist: In Regionen mit einem hohen Anteil an Menschen mit Adipositas ist auch die Zahl der Asthmaerkrankungen erhöht. So zeigt sich im Fünftel der deutschen Regionen mit dem höchsten Adipositasanteil eine Asthmahäufigkeit von 4,36 Prozent. Das Fünftel mit dem niedrigsten Adipositasanteil hat dagegen eine Asthmahäufigkeit von nur 3,58 Prozent. „Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Gewichtsreduktion bei stark übergewichtigen Asthmapatientinnen und -patienten zu einer Verbesserung der Krankheitskontrolle beitragen kann. Das Abnehmen wird diesen Patientinnen und Patienten auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie empfohlen, damit sich die Asthma-Symptome bessern“, erklärt Schröder. Neue Webseite des Gesundheitsatlas mit systematischem Blick auf 23 Krankheiten Zu den 23 Erkrankungen, deren Ergebnisse auf der neuen Website www.gesundheitsatlas-deutschland.de abrufbar sind, gehören kardiovaskuläre Erkrankungen, psychische Erkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes Typ 2, Demenz und Atemwegserkrankungen. Die epidemiologischen Kennzahlen basieren auf Krankenkassen-Routinedaten der AOK und repräsentieren somit dokumentierte Behandlungshäufigkeiten. Alle Zahlen wurden mit einem statistischen Verfahren auf die gesamte Wohnbevölkerung in den Regionen hochgerechnet. Der Gesundheitsatlas könne so helfen, Handlungsansätze zu identifizieren, die der Verbesserung der Gesundheitssituation und damit auch der Lebensqualität der Bürger dienen, meint das WIdO. Die Auswertungen zeigten beispielsweise, dass im Jahr 2021 bei 9,18 Millionen Einwohnern ab zehn Jahren eine Depression dokumentiert wurde (12,2%). 7,20 Millionen Menschen ab 30 Jahren waren von Diabetes mellitus Typ 2 betroffen (10,6%), etwa 4,75 Millionen der ab 30-Jährigen von der Koronaren Herzkrankheit (8,41%). Heidelberg, Mainz und Freiburg schneiden im Gesamtindex am besten ab Werden die 400 Regionen Deutschlands hinsichtlich ihrer Betroffenheit von den 23 im Gesundheitsatlas dargestellten Krankheiten in einem Gesamtindex zusammenfassend dargestellt, zeigt sich, dass Heidelberg, Mainz und Freiburg im Breisgau am wenigsten von diesen Krankheiten betroffen sind. Eine besonders hohe Betroffenheit findet sich dagegen in den thüringischen Kreisen Suhl, Sonneberg und Hildburghausen. „Die regionalen Unterschiede der Krankheitshäufigkeiten sind auch durch demographische Faktoren erklärbar”, erläutert Schröder. „Sie haben ihre Ursache in unterschiedlichen Alters- und Geschlechtsstrukturen der Bevölkerung in den Regionen Deutschlands.“ Wenn die Unterschiede nach Alter und Geschlecht in einem „fairen“ Vergleich berücksichtigt werden, dann zeigt sich in den hessischen Kreisen Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis sowie im bayrischen Starnberg die geringste Betroffenheit von den 23 im Gesundheitsatlas abgebildeten Krankheiten. Besonders stark belastet waren dagegen die nordrhein-westfälischen Städte Gelsenkirchen und Hamm sowie wiederum das thüringische Hildburghausen.
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