Literaturauswertung zu SARS-CoV-2 Ausbrüchen in stationären Pflegeeinrichtungen: Abschlussbericht veröffentlicht

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Forschende der Evangelischen Hochschule Dresden (ehs) haben im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums eine Literaturauswertung internationaler Studien zu SARS-CoV-2-Ausbrüchen in stationären Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Im nun veröffentlichten Abschlussbericht werden wichtige Einflussfaktoren auf das Infektionsgeschehen in Pflegeheimen herausgearbeitet und präventive Maßnahmen benannt.

Bewohnerinnen und Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen sind stärker als andere Bevölkerungsgruppen von der COVID-19-Pandemie betroffen, weil ihr Risiko, schwer zu erkranken oder sogar zu versterben, im Vergleich zur Gesamtbevölkerung deutlich erhöht ist. Unter der Leitung von Prof. Thomas Fischer, Professor für Pflegewissenschaft an der ehs, untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die vorliegenden Studien daher in Bezug auf Ergebnisse, die Faktoren das Infektionsgeschehen in Pflegeheimen beeinflussen und welche nichtpharmakologischen Maßnahmen geeignet sind, Infektionen und ihre Folgen zu vermeiden oder Ausbrüche einzudämmen.

In die Analyse flossen sechs Übersichtsarbeiten, in denen wiederum 170 Einzelveröffentlichungen ausgewertet wurden, sowie 33 weitere Einzelstudien ein, die nicht in den Übersichtsarbeiten enthalten waren. Zusätzlich erfolgte eine Diskussion der Ergebnisse der Literaturanalyse mit Stakeholdern aus dem deutschen Gesundheitssystem, um zu einer Einordnung für die deutsche Situation zu gelangen. Die vorliegenden Studien bezogen sich hauptsächlich auf Daten der ersten und zweiten SARS-CoV-2-Infektionswelle, sodass der Einfluss der Impfungen auf die COVID-19-Erkrankungen noch nicht berücksichtigt werden konnte. Die Studien stammen fast alle aus dem Ausland, insbesondere aus den USA und Großbritannien.

Als das Infektionsgeschehen verstärkende Einflussfaktoren wurden vor allem eine höhere SARS-CoV-2-Inzidenz außerhalb der Einrichtung sowie größere Einrichtungen mit mehr Bewohnerinnen und Bewohnern identifiziert. Möglicherweise spielen im internationalen Kontext auch Qualitätsbewertungen der Heime sowie der Personalschlüssel eine Rolle. Als wirksame präventive Maßnahme stellte sich insbesondere die regelmäßige Testung von Bewohnerinnen und Bewohnern, Personal und Besuchenden heraus. Es gibt Hinweise, dass auch die Testung und Quarantäne von Neuaufnahmen, die gemeinsame Isolation von Bewohnerinnen und Bewohnern, Hygienemaßnahmen sowie Kontaktreduzierungen in den Einrichtungen einen Beitrag zur Prävention leisten können. Für die Ausbruchskontrolle können die Bildung von Kohorten aus infizierten beziehungsweise nichtinfizierten Bewohnerinnen und Bewohnern sowie die Isolation von Infizierten wirksam sein.

Studienleiter Thomas Fischer stellt dazu fest: „Die vorwiegend aus dem Ausland stammenden Befunde zeigen, dass der Schutz von pflegebedürftigen Menschen eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft ist, da das allgemeine Infektionsgeschehen und Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen zusammenhängen. Auch um auf zukünftige Entwicklungen in dieser und zukünftigen Pandemien vorbereitet zu sein, ist dringend ein systematisches Forschungsprogramm zu nichtpharmakologischen Schutzmaßnahmen für pflegebedürftige Menschen erforderlich. Denn die bisherigen Erkenntnisse reichen bei weitem nicht aus und berücksichtigen wesentliche Aspekte, wie etwa die bauliche Situation von Pflegeeinrichtungen, nicht.“

Die Untersuchung wurde an Zentrum für Forschung, Weiterbildung und Beratung an der ehs Dresden gGmbH, dem Forschungsinstitut der Evangelischen Hochschule Dresden, durchgeführt. Der vollständige Bericht ist auf den Seiten des Bundesgesundheitsministeriums verfügbar.