Live verfolgt: Wie Stress Krebszellen über Generationen verändert22. Mai 2025 Echtzeitbeobachtung von Zellen über mehrere Zellgenerationen am Mikroskop. Bild: ©Andreas Panagopoulos, Merula Stout et al. Bildquelle: UZH Krebszellen reagieren auf Stress mit mehr Diversität. Forschende der Universität Zürich (UZH) untersuchten das Entstehen von zellulärer Vielfalt nun in Echtzeit. Im Zuge von Zellteilungen entstehen laufend neue Variationen. Während bei genetischen Mutationen die DNA-Sequenz verändert wird, beeinflussen epigenetische Veränderungen die Genaktivität. Die so entstehende zelluläre Vielfalt ist 2-schneidig: Einerseits hilft Heterogenität bei der Entwicklung und Anpassung an Stress. Andererseits kann sie zu Krankheiten wie Krebs führen oder die Wirksamkeit von Therapien verringern. Entwicklung von Krebszellen in Echtzeit verfolgen Bildsegmentierung zur Echtzeitbeobachtung von Zellen über mehrere Zellgenerationen am Mikroskop. Bild: ©Andreas Panagopoulos, Merula Stout et al. Wie diese Unterschiede im Genom und in der epigenetischen Steuerung in Zellen entstehen, und wie sie an ihre Tochter- und Enkelzellen weitergegeben werden, ist noch nicht im Detail erforscht. Nun haben Forschende der Universität Zürich (UZH) eine Methode entwickelt, mit der sie am Mikroskop live verfolgen konnten, wie sich Zellen entwickeln und wie zelluläre Heterogenität über mehrere Zellgenerationen hinweg entsteht. Mithilfe der CRISPR-basierten Genomeditierung brachten sie an 2 Proteinen fluoreszierende Markierungen an: eine, um den Ablauf der DNA-Verdoppelung zu verfolgen, und eine, um erworbene DNA-Schäden zu markieren. „Wir konnten so über mehrere Zellgenerationen hinweg beobachten, wie Krebszellen auf verschiedene Stressfaktoren reagieren und wie dies die Heterogenität innerhalb der Zellpopulation erhöht“, sagt Merula Stout, Doktorandin am Institut für Molekulare Mechanismen bei Krankheiten und Co-Erstautorin der Studie. Drei Zellgenerationen; mikroskopische Zellabbildungen links, Zellstammbaum mit DNA-Schäden rechts (P, Mutterzelle; F1, Tochterzellen, F2, Enkelzellen). Bild: ©Andreas Panagopoulos, Merula Stout et al. Tochterzellen unterscheiden sich nach Stress mehrfach Zusätzlich zu den Echtzeitmessungen am Mikroskop untersuchten die Wissenschaftler verschiedene Endpunkte – etwa das Ausmaß von unterschiedlichen Stress-Signalen in Tochter- und Enkelzellen. Diese Messungen überlagerten sie dann mit dem beobachteten Entwicklungsverlauf derselben Zellen. „Mithilfe solcher zellulärer Stammbaumanalysen konnten wir zeigen, dass sich Tochterzellen nach der Zellteilung nicht mehr synchron verhalten, wenn die Mutterzelle Stress ausgesetzt war“, erläutert Stout. Differenzen, so die Forscherin, fänden sich etwa beim Einsetzen und bei der Dauer der DNA-Verdoppelung sowie in der Produktion von Eiweißen, die den Zellzyklus regulieren. Diese Unterschiede setzten sich in der nächsten Zellgeneration fort und erhöhten so die Heterogenität in der Zellpopulation. DNA-Schäden und Stress wirken somit nicht nur kurzfristig, sondern haben auch langfristige Effekte auf die zelluläre Vielfalt. Mehrfache Genom-Kopien fördern Therapieresistenzen Zelluläre Vielfalt nach DNA-Schäden. Bild: ©Andreas Panagopoulos, Merula Stout et al. Die computergestützte Zellbeobachtung erlaubte den Forschenden auch direkte Einblicke, wie in Zellen Polyploidie entsteht. Bei diesem Vorgang erhalten Krebszellen mehrere Kopien des Genoms. Das wiederum erhöht die genetische Komplexität, wodurch sich die Zellen schneller anpassen und Resistenzmechanismen gegen Medikamente entwickeln können. Die Kombination von Echtzeit- und Endpunktmessungen zeigte, dass sich verschiedene Wege zur Polyploidie unterschiedlich auf die Stabilität des Erbguts auswirken, und dadurch die Fitness der Zellen beeinflussen. „Wir verstehen nun besser, wie Zellen mit mehrfachen Kopien ihres Genoms entstehen. Vielleicht lassen sich unsere Erkenntnisse nutzen, um die Wege, wie Polyploidie entsteht, zu beeinflussen und Therapien besser anzupassen“, erklärt Co-Erstautor Dr. Andreas Panagopoulos. Nur die Spitze des Eisbergs Echtzeitbeobachtung von Zellen über mehrere Zellgenerationen am Mikroskop. Bild: ©Andreas Panagopoulos, Merula Stout et al. Die Studie zeigt erstmals detailliert, wie unterschiedliche Mechanismen die genetische Stabilität über mehrere Zellgenerationen hinweg beeinflussen und die Heterogenität zwischen einzelnen Zellen erhöhen können. Ziel des Forschungsteams von Prof. Matthias Altmeyer ist es, die Methode in Zusammenarbeit mit den Technologieplattformen der UZH weiter auszubauen und zu automatisieren. „Insbesondere bei Forschungsfragen, bei denen es nicht primär um Durchschnittseffekte geht, sondern um Einzelzell- und komplexe Heterogenitätsanalysen, braucht es einen hohen Durchsatz und große Datenmengen für die Analyse, gegebenenfalls unterstützt durch KI. Sehr wahrscheinlich sehen wir zurzeit nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs“, sagt Studienleiter Altmeyer.
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