Lockdown und Operationen: Rückgang um 41 Prozent28. Juli 2020 Foto: © Robert Poorten/Adobe Stock Kataraktoperationen, Kniegelenkimplantationen und Entfernung der Rachenmandeln sind laut einer vom Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) in Auftrag gegebenen Analyse die am häufigsten verschobenen Operationen während des COVID-19-Shutdowns. Das Ziel des medizinischen Shutdowns sei erreicht worden, die Auswirkungen der Verschiebungen von Eingriffen müssten genau untersucht und Pandemiepläne künftig regional und lokal angepasst werden, so der BDC. Die Auswertung von Daten eines bundesweiten Benchmarking-Programms für OP-Prozesszeiten hat einen Rückgang der Operationen während des Shutdowns im April von 41 Prozent ergeben. Am häufigsten unter den verschobenen Eingriffen waren Kataraktoperationen mit minus 79 Prozent, die Entfernung der Rachenmandeln mit minus 82 Prozent und die Implantation von Kniegelenkendoprothesen mit minus 80 Prozent. Etwas häufiger unter den verschobenen Operationen wurden noch Kniegelenkathroskopien (-67%) durchgeführt sowie Osteosynthesematerial, also beispielsweise Schrauben und andere Befestigungen (-51%) entfernt. Demgegenüber hat die Anzahl der Kaiserschnitte, der versorgten Knochenbrüche und Blinddarment-zündungen gar nicht beziehungsweise nur sehr geringfügig abgenommen. Prof. Hans-Joachim Meyer, Präsident des BDC, kommentiert die Ergebnisse so: „Das Ziel des medizinischen Shutdowns, elektive Operationen weitestgehend zu verschieben und den medizinischen Betrieb von Volllast in einen auf COVID-19 ausgerichteten Notbetrieb umzusteuern, wurde in den Krankenhäusern vorbildlich umsetzt. Wir sehen jetzt aber auch, dass viele Betten, die für COVID-19-Patienten freigehalten, dafür nicht benötigt wurden.” Meyer weiter: „Die Epidemie ist jedoch noch nicht ausgestanden und jetzt geht es darum, Lehren aus dieser Zeit für eine etwaige zweite Welle zu ziehen. Dazu gehört auch, die Pandemiepläne so umzuarbeiten, dass bei einem Anstieg des Infektionsgeschehens, die Krankenhäuser ihren Betrieb mit einem Anteil elektiver Operationen weiter aufrechterhalten können. Einen nahezu vollständigen Shutdown mit einer Priorisierung der Behandlung von Patienten mit COVID-19 sollte möglichst vermieden werden – insbesondere auch, um nicht Patientengruppen mit komplexen Krankheitsbildern zu verunsichern.“ „Dies könnte unter anderem erreicht werden, indem bundesweit Pläne für die Steuerung von Patienten unter Pandemiebedingungen entwickelt werden. Diese sollten dann lokal und regional, durch sektorenübergreifende Gremien auf die Rahmenbedingungen vor Ort angepasst werden.“ „Unsere Auswertung der OP-Prozesszeiten zeigt einen verantwortungsvollen Umgang der Ärzte bei der Verschiebung planbarer Operationen“, erklärt Dr. Enno Bialas, Geschäftsführer der Hamburger Unternehmensberatung digmed und Autor der Studie. „Jetzt geht es darum, den Stau der aufgeschobenen Operationen abzuarbeiten. Es wird selbst bei einer Steigerung des OP-Aufkommens auf 110 Prozent des Vor-Corona-Niveaus circa 27 Wochen dauern.“ Das Benchmarking-Programm für OP-Prozesszeiten gibt es seit 2009: Es analysiert perioperative Prozesszeiten wie zum Beispiel Schnitt-Naht-Zeiten im OP. Tragende Verbände beziehungsweise Fachgesellschaften sind der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA), die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie (DGAI), der Verband für OP-Management (VOPM) sowie der BDC. Insgesamt wurden Daten von 170 Krankenhäusern aller Versorgungsstufen für die Auswertung zu den Auswirkungen des Lockdowns berücksichtigt.
Mehr erfahren zu: "Von Feuerwerk zu Sprengkörpern: Verletzungsmuster gehen weit über das Übliche hinaus" Von Feuerwerk zu Sprengkörpern: Verletzungsmuster gehen weit über das Übliche hinaus Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) warnt im Hinblick auf die Erfahrungen der Silversternacht 2024/2025 vor einer gefährlichen Entwicklung der Verletzungen durch Sprengkörper und kritisiert Versäumnisse bei Politik […]
Mehr erfahren zu: "Knorpeltransplantat: Von der Nase auf dem Weg zum Patienten-Knie" Knorpeltransplantat: Von der Nase auf dem Weg zum Patienten-Knie Im Rahmen der ENCANTO-Studie bringen Mediziner des Uniklinikums erstmals in Würzburg ein dort hergestelltes Knorpeltransplantat, gezüchtet aus Zellen aus der Nase, auf dem Weg zu einem Patienten.
Mehr erfahren zu: "Spezielles Trainingsprogramm senkt Verletzungsrisiko im Jugendfußball deutlich" Spezielles Trainingsprogramm senkt Verletzungsrisiko im Jugendfußball deutlich Ein spezielles Aufwärm- und Trainingsprogramm namens Funball kann die Gefahr schwerer Verletzungen im Jugendfußball deutlich verringern. Dies berichtet ein internationales Forscherteam unzer anderem im „British Journal of Sports Medicine“ und […]