Londoner Studie: Luftverschmutzung hemmt Lungenentwicklung bei Kindern15. November 2018 Illustration: © yusuf/Fotolia Laut einer Studie von Wissenschaftlern der Queen Mary University in London, dem King’s College London und der University of Edinburgh besitzen Kinder, die der vornehmlich auf Dieselabgase zurückgehenden Luftverschmutzung in London ausgesetzt sind, eine geringe Lungenkapazität. Die in “The Lancet Public Health” veröffentlichte Studie zeigt, dass die Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung in London zwar die Luftqualität verbessern, jedoch zum Schutz der Gesundheit von Kindern noch erhebliche Anstrengungen erforderlich sind. Luftverschmutzung ist eine der Hauptmortalitätsursachen weltweit. Die Weltgesundheitsorganisation geht von schätzungsweise jährlich mehr als vier Millionen Todesfällen aus, die durch Luftverschmutzung verursacht werden. Kinder sind dafür besonders anfällig Prof. Chris Griffiths von der Queen Mary University in London erklärt: “Trotz der Verbesserung der Luftqualität in London zeigt diese Studie, dass die vor allem durch Dieselabgase hervorgerufene Luftverschmutzung in Städten die Lungenentwicklung bei Kindern schädigt, wodurch sie im Erwachsenenalter ein erhöhtes Risiko für Lungenerkrankungen und einen frühen Tod haben.” “Wir sehen eine Generation von Kindern, die mit einer schlecht entwickelten Lungenkapazität das Erwachsenenalter erreichen. Dies zeigt, dass die Autoindustrie Verbraucher und Regierung getäuscht hat, wobei letztere nach wie vor nicht entschlossen handelt, um sicherzustellen, dass in Städten und Gemeinden der Verkehr reduziert wird.” In London ist 2008 die weltweit größte stadtweite Niedrigemissionszonen (low emission zones [LEZ]) eingerichtet worden. Sie umfasst ein Gebiet, in dem rund 8,5 Millionen Menschen leben. Bisher gibt es jedoch wenig Hinweise darauf, ob LEZ die Luftqualität oder die Gesundheit der Bevölkerung verbessern. In die aktuell publizierte Studie wurden 2164 Kinder im Alter von acht bis neun Jahren aus den Londoner Stadtbezirken Tower Hamlets, Hackney, Greenwich und City of London eingeschlossen. In allen diesen Bezirken werden die derzeitigen EU-Stickstoffdioxidgrenzwerte nicht eingehalten. Die Forscher dokumentierte Informationen zur Gesundheit der Kinder und zur Exposition gegenüber Luftschadstoffen über fünf Jahre, Der Untersuchungszeitraum deckte die Einführung der LEZ ab. Die Wissenschaftler stellten fest, dass Kinder, die der Luftverschmutzung ausgesetzt waren, ein signifikant geringeres Lungenvolumen hatten: Der Verlust an Lungenkapazität betrug etwa fünf Prozent. Dies hing laut den Forschern mit der jährlichen Exposition gegenüber Stickstoffdioxid (NO2) und anderen Stickoxiden (NOx) – beides Bestandteile von Dieselemission – und Feinstaub (PM10) zusammen. Zudem stellten die Studienautoren fest, dass es nach der Einführung der LEZ in London zwar geringfügige Verbesserungen bei den NO2- und NOx-Werten gab, jedoch keine Verbesserungen in Bezug auf die Feinstaubwerte. Trotz dieser Verbesserungen der Luftqualität konnte in diesem Zeitraum kein Rückgang des Anteils von Kindern mit kleinen Lungen oder Asthma-Symptomen festgestellt werden. Der Prozentsatz der Kinder, an deren Wohnorten der EU-Grenzwert für NO2 überschritten wurde, sank nach der LEZ-Einführung von 99 Prozent im Jahr 2009 auf 34 Prozent im Jahr 2013. Dafür waren sie aber in den Schulen, von denen sich viele in der Nähe vielbefahrener Straßen befinden, höheren Belastungen ausgesetzt. Ein weiteres Ergebnis: Ein signifikanter Anteil von Bezirken innerhalb und außerhalb Londons liegt immer noch über den NO2-Grenzwerten der EU. Die Forscher warnen davor, dass London bei der aktuellen Rate von Veränderungen bezüglich des Luftverschmutzungsniveaus die vollständige Einhaltung der EU-Grenzwerte für NO2 noch weit entfernt ist – es sei denn, die derzeitigen Emissionskontrollen werden erheblich verschärft. In der Zwischenzeit sollten Ärzte in Betracht ziehen, Eltern von Kindern mit schwerer Lungenerkrankung zu einer Vermeidung der stark von Luftverschmutzung betroffenen Gebieten zu raten oder dazu, die Exposition einzuschränken. Dr. Ian Mudway vom King’s College London sagte: “Es ist dringend notwendig, unsere Luftqualität zu verbessern, insbesondere in unseren überfüllten Städten. Richtlinien wie die Umweltzone sind darauf ausgerichtet, aber ihre Wirksamkeit erfordert nicht nur eine sorgfältige und objektive Bewertung – nicht nur in Bezug darauf, ob sie die Luftqualität verbessern, sondern vor allem auch, ob sie Vorteile für die Gesundheit haben. Da es immer mehr Evidenz dafür gibt, dass Luftverschmutzung die Gesundheit von Kindern, die in Städten geboren werden und aufwachsen, negativ beeinflusst, rechtfertig dies immer mehr ein entschlossenes Handeln.” Dr. Samantha Walker, Leiterin der Abteilung Research and Policy der Patientenorganisation Asthma UK sagt: “Es ist enttäuschend, dass die LEZ in London nicht dazu beigetragen hat, die Lungenkapazität von Kindern zu verbessern, und zeigt, dass ein schrittweiser Ansatz zur Verringerung der Luftverschmutzung nicht funktioniert. Wenn sich die Lunge von Kinder aufgrund der Luftverschmutzung nicht richtig entwickelt, kann das die Wahrscheinlichkeit für Asthma erhöhen.” Prof. Frank Kelly vom NIHR Health Impact of Environmental Hazards HPRU ergänzt: “Diese neuen Erkenntnisse, die Luftverschmutzung und das Lungenwachstum von Kindern in einen Zusammenhang bringen, unterstützen die Einführung der Ultra Low Emission Zone Anfang nächsten Jahres in London.”
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