Long-COVID: Forschende ermitteln Zusammenhang mit multiplen SARS-CoV-2-Infektionen

Zu den kontinuierlich bestehenden Long-COVID-Symptomen gehörten Fatigue, Brain Fog, andere neurologische Beschwerden und eine Reihe respiratorischer und gastrointestinaler Symptome. (Foto: © Anucha/stock.adobe.com)

In einer neuen Veröffentlichung zu 475 Long-COVID-Patienten stellen die Autoren dar, dass fast 85 Prozent der Betroffenen über einen Zeitraum von vier Jahren mehrfach mit SARS-CoV-19 infiziert worden waren.

Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich vom März 2020 bis zum Februar 2024. Eine weitere Erkenntnis der Forschenden: Eine Impfung gegen SARS-CoV-2 noch vor der ersten Infektion senkte in unabhängiger Art und Weise das Long-COVID-Risiko.

Verantwortlich für die Studie zeichnet eine Arbeitsgruppe von der Renaissance School of Medicine (RSOM) an der Stony Brook University (USA). Aktuell, so heißt es in einer Mitteilung der Institution, gebe es noch wenige Untersuchungen in dieser Größenordnung, in denen erforscht wird, welche Risikofaktoren mit der Entstehung von Long-COVID verbunden sind und was genau die Erkrankung verursacht

„Es ist zwar möglich, dass die Ursachen für Long-COVID sowohl zahlreich als auch abhängig von der Patientenpopulation variabel sind“, erklärt Prof. Sean Clouston von der RSOM, „doch in der [von uns untersuchten] Kohorte ist deutlich, dass die Betroffenen mit höherer Wahrscheinlichkeit an Long-COVID erkrankten, wenn sie mehrfach COVID-19 hatten.“ Der Mediziner fügt hinzu, dass die neuen Forschungsergebnisse – nach Einberechnung relevanter demografischer und klinischer Variablen sowie Lebensstilfaktoren – einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Auftreten multipler SARS-CoV-2-Infektionen und dem Long-COVID-Risiko aufzeigen.

Kriterien der WHO für Long-COVID angelegt

Die in die Studie eingeschlossenen Personen wurden in einer Gruppe von mehr als 2500 ehemaligen COVID-19-Patienten im Stony Brook WTC Health and Wellness Program identifiziert, die in diesem Rahmen prospektiv auf Komplikationen der Infektionen hin beobachtet wurden. Die Probanden hatten kontinuierlichen Long-COVID-Symptome: Fatigue, sogenannten Brain Fog, andere neurologische Beschwerden sowie eine Reihe respiratorischer Probleme und auch gastrointestinale Symptome. Alle Anzeichen der Erkrankung wurden getrennt und nach jeder SARS-CoV-2 dokumentiert. Weil es keine spezifische Long-COVID-Diagnostik gibt, richteten sich die Wissenschaftler nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO, um festzustellen, ob die Patienten an dieser langfristigen Folge einer SARS-CoV-2-Infektion litten: Die Probanden mussten dauerhafte Symptome aufweisen oder mindestens ein neues Symptom, das innerhalb von drei Monaten nach der ersten Infektion aufgetreten war und mindestens zwei Monate lang persistierte, ohne dass es eine andere medizinische Erklärung dafür gab. Personen, auf die diese Kriterien nach einer COVID-19-Erkrankung nicht zutrafen, wurden einer Gruppe ohne Long-COVID zugeordnet.  

„Es gibt einige mögliche pathogene Mechanismen, die Long-COVID verursachen können, doch das gesamte Spektrum der Risikofaktoren kennt man noch nicht“, erklärt Co-Studienautor Dr. Benjamin Luft, Leiter des Stony Brook WTC Health and Wellness Program. „Deshalb sind unsere Untersuchung und zukünftige so wichtig. Die Identifizierung spezifischer Risikofaktoren wie eine erneute Infektion oder das Fehlen einer Impfung kann uns helfen, die Erkrankung besser zu verstehen und zu behandeln.“

Die Studienautoren unterstreichen, dass der sicherste Weg zur Vermeidung von Long-COVID die Vermeidung der Infektion selbst ist. Sie betonen auch, dass die Rolle der Impfung für das Long-COVID-Risiko nicht zu unterschätzen ist. Sie schreiben: „Bei denjenigen, die im weiteren Verlauf PASC [post-acute sequelae of COVID-19; Long-COVID] entwickelten, war das Risiko dafür bei Personen, die zum Zeitpunkt ihrer ersten Infektion nicht geimpft gewesen waren, viel höher.“ Luft räumt aber auch ein, dass die Impfstoffe nicht perfekt sind und dass diejenigen, die trotz der Vakzinierung an COVID-19 erkranken, dennoch ein Long-COVID-Risiko haben und Maßnahmen ergreifen sollten, um den Schweregrad der Infektion abzumildern.