Long COVID: Frauen haben ein um 31 Prozent höheres Risiko als Männer

Foto: © Parradee/stock.adobe.com

Laut einer Studie der University of Texas, USA, haben Frauen ein um 31 Prozent höheres Risiko, an Long COVID zu erkranken, wobei Frauen im Alter zwischen 40 und 55 Jahren am anfälligsten seien.

Vergangene Studien haben gezeigt, dass Männer schwerere akute COVID-19-Fälle und eine höhere Sterblichkeit haben als Frauen, erklären die Autoren. Neuere Literatur deute jedoch darauf hin, dass Frauen nach der Erstinfektion einem höheren Risiko für neue und anhaltende Symptome ausgesetzt sein könnten. In den bisherigen Studien seien Faktoren, die die wahre Schätzung des biologischen geschlechtsbezogenen Risikos verzerren könnten – wie Alter, Menstruationsstatus, Komorbiditäten, Impfstatus, besorgniserregende Varianten, Schweregrad akuter Erkrankungen und unterschiedliche Beteiligung an der Gesundheitsversorgung – nicht vollständig berücksichtigt worden. Einige Studien stützten sich auf relativ kleine Stichprobengrößen oder solche, denen ethnische Vielfalt fehlte, kritisieren die Forscher der University of Texas, USA.

Sie wollten daher Geschlechtsunterschiede bei dem Risiko, an Long COVID zu erkranken, bei Erwachsenen mit SARS-CoV-2-Infektionen bewerten – wobei sie verzerrende Faktoren berücksichtigten und nach eigenen Angaben die bislang größte Kohorte darstellten, die in einer natürlichen Verlaufsstudie zu Long COVID nachbeobachtet wurde. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht.

Größte Kohortenstudie für Long COVID

Die Studie verwendete Daten der NIH RECOVER (Researching COVID to Enhance Recovery)-Adult-Kohorte, die aus Personen bestand, die an 83 Standorten in 33 Bundesstaaten, Washington, D.C. und Puerto Rico eingeschrieben und prospektiv nachbeobachtet wurden. Es wurden somit Daten von Teilnehmern 12.276 Teilnehmerinnen untersucht, die vom 29. Oktober 2021 bis zum 5. Juli 2024 eingeschrieben waren und sechs Monate oder länger nach ihrer ersten COVID-19-Infektion einen qualifizierenden Studienbesuch hatten. Die Wissenschaftler maßen die Entwicklung von Long COVID anhand eines symptombasierten Fragebogens und einer Bewertungsrichtlinie beim ersten Studienbesuch. Sie verwendeten Propensity Score Matching, um Risikoverhältnisse und Risikounterschiede abzuschätzen. Das Modell umfasste insgesamt somit demografische und klinische Merkmale sowie soziale Determinanten der Gesundheit, während ein reduziertes Modell nur Alter und ethnische Zugehörigkeit umfasste.

Das Modell ergab ein um 31 Prozent höheres Risiko für Frauen, an Long COVID zu erkranken, mit einem durchschnittlichen Infektionsalter von 46 Jahren. Bei Teilnehmerinnen im Alter von 40 bis 54 Jahren war das Risiko sogar noch höher – bei Teilnehmerinnen in den Wechseljahren war es 42 Prozent höher und bei weiblichen Teilnehmerinnen außerhalb der Wechseljahre 45 Prozent höher als bei männlichen Teilnehmern.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass Patienten und medizinisches Personal die Unterschiede im Risiko einer Long-COVID-Erkrankung in Bezug auf das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht berücksichtigen sollten“, kommentiert Erstautor Dimpy Shah von der University of Texas.