Long-COVID: Möglicherweise führen verschiedene SARS-CoV-2-Varianten zu unterschiedlichen Symptomen25. März 2022 Abbildung: © S Amelie Walter/stock.adobe.com Patienten mit Long-COVID, die sich mit der Alpha-Variante von SARS-CoV-2 infiziert haben, leiden möglicherweise an anderen neurologischen und psychischen Symptomen als solche, deren Erkrankung durch die ursprünglichen Form von SARS-CoV-2 hervorgerufen wurde. Das lassen die Ergebnisse einer italienischen Untersuchung vermuten, die auf dem diesjährigen European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID) in Lissabon (Portugal) vorgestellt werden. Verantwortlich für die Studie sind Dr. Michele Spinicci und Kollegen von der Universität Florenz und dem Universitätskrankenhaus Careggi in Italien. Schätzungen zufolge haben mehr als die Hälfte der Überlebenden einer SARS-CoV-2-Infektion mit postakuten Folgen der COVID-19-Erkrankung zu kämpfen. Die Forscher nahmen in ihre retrospektive Beobachtungsstudie 428 Patienten auf – 254 (59%) Männer und 174 (41%) Frauen –, die zwischen Juni 2020 und Juni 2021 in der Post-COVID-Ambulanz des Careggi University Hospital behandelt wurden. In diesem Zeitraum kursierten in Italien sowohl der SARS-CoV-2-Ursprungstyp als auch die Alpha-Variante. Die Studienteilnehmer waren wegen COVID-19 stationär behandelt worden. Vor dem Besuch der Post-COVID-Ambublanz sowie dem Ausfüllen eines Fragebogens zu anhaltenden Symptomen für die Studie und der Entlassung aus dem Krankenhaus waren vier bis zwölf Wochen vergangen (Median 53 Tage). Darüber hinaus wurden Daten zur Krankengeschichte der Betroffenen, zum mikrobiologischen und klinischen COVID-19-Verlauf sowie demografische Informationen aus den elektronischen Patientenakten gezogen. Mindestens drei Viertel (76%) der Patienten berichteten über mindestens ein anhaltendes Symptom. Die am häufigsten berichteten Symptome waren Kurzatmigkeit (37%) und chronische Müdigkeit (36%), gefolgt von Schlafproblemen (16%), Sehstörungen (13%) und kognitive Dysfunktion (13%). Analysen deuten darauf hin, dass schwer an COVID-19 Erkrankte, die Immunsuppressiva wie Tocilizumab brauchten, mit sechsmal höherer Wahrscheinlichkeit über Long-COVID-Symptome berichteten. Personen, die eine High-Flow-Sauerstoffunterstützung erhalten hatten, bekamen den Analyse zufolge mit einer um 40 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit anhaltende gesundheitliche Probleme. Frauen berichteten im Vergleich zu Männern fast doppelt so häufig über Long-COVID-Symptome. Patienten mit Typ-2-Diabetes schienen jedoch ein geringeres Risiko zu haben, Long-COVID-Symptome zu entwickeln. Laut den Autoren der aktuellen Arbeit sind weitere Studien notwendig, um diese unerwarteten Befunde besser zu verstehen. Die Forscher führten eine detailliertere Auswertung durch. Dabei verglichen sie die Symptome von Patienten aus zwei Zeiträumen miteinander: die von Personen, die sich zwischen März und Dezember 2020 (als die Ursprungsform von SARS-COV-2 dominierte) infiziert hatten, und die von Personen mit einer Infektion zwischen Januar und April 2021 (als Alpha die dominante Variante war). Bei diesem Vergleich entdeckten die Wissenschaftler eine wesentliche Veränderung im Muster neurologischer und kognitiver/psychischer Probleme. Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass im Zeitraum der dominierenden Alpha-Variante die Prävalenz von Myalgie, Schlaflosigkeit, kognitiver Dysfunktion („Brain Fog“) und Angst/Depression signifikant zunahm, während Anosmie, Dysgeusie und Hörprobleme seltener vorkamen. „Viele der in dieser Studie berichteten Symptome wurden gemessen, aber dies ist das erste Mal, dass sie mit verschiedenen COVID-19-Varianten in Verbindung gebracht wurden“, berichtet Spinicci. „Die lange Dauer und das breite Spektrum der Symptome erinnern uns daran, dass das Problem nicht verschwindet und wir mehr tun müssen, um diese Patienten langfristig zu unterstützen und zu schützen. Zukünftige Forschung sollte sich auf die potenziellen Auswirkungen von Problemvarianten und Impfstatus auf anhaltende Symptome konzentrieren.“ Die Autoren räumen ein, dass es sich bei ihrer Arbeit um eine Beobachtungsstudie handelt, die Ursache und Wirkung nicht beweist. Sie waren auch nicht in der Lage, für die einzelnen Patienten in der Studie zu bestätigen, welche Variante des Virus die jeweilige Infektion verursacht hatte.
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