Lungen und Herzen von HCV-Infizierten lassen sich sicher transplantieren

Foto: © Dan Race/Fotolia

Infektiologen und Transplantationsmedizinern am Brigham and Women´s Hospital ist es gelungen, die Übertragung einer Hepatitis C über verpflanzte Lungen und Herzen von Trägern dieser Infektion  zu blockieren. Die Arbeitsgruppe, die den DONATE HCV Trial durchführte, berichtet, dass mit Hepatitis C infizierte Thoraxorgane sicher transplantiert werden können – bei keinem der Patienten, die eine prophylaktische, kurze antivirale Therapie erhalten hatten, wurden Anzeichen für die Erkrankung, aber gute Outcomes bezüglich der verpflanzten Organe beobachtet.

In einer kürzlich im „New England Journal of Medicine“ publizierten Arbeit beschreiben die Mediziner ein vierwöchiges antivirales Therapieregime, mit dem innerhalb von Stunden nach der Operation begonnen wurde, wodurch sich bei keinem der Patienten eine Hepatitis-C-Virus-Infektion (HCV) etablieren konnte. Somit könne der Pool von Spenderorganen vergrößert werden, betonen die Studienautoren.

„In Bezug auf die HCV-Behandlung und das 6-Monats-Überleben des Transplantats konnten wir eine Erfolgsrate von 100 Prozent verzeichnen“, erklärt die korrespondierende Autorin Dr. Ann Woolley von der Abteilung für infektiöse Erkrankungen am Brigham and Women´s Hospital. „Direkt wirkende antivirale Substanzen haben die Hepatitis-C-Behandlung revolutioniert und außerdem die Möglichkeit geschaffen, Organe von Hepatitis-C-positiven Spendern zu transplantieren. Das ist zwar schon in der Vergangenheit gemacht worden, doch bisher wurde noch nicht systematisch untersucht, welcher Ansatz dafür am besten ist – also, wann eine Behandlung begonnen und wie lange die Patienten nach Erhalt des Transplantats therapiert werden sollten. Dies ist die bisher größte klinische Studie zur Transplantation von HCV-infizierten Thoraxorganen; sie liefert deutliche Evidenz dafür, dass dieses verkürzte Therapieregime – mit einem Start innerhalb von nur Stunden nach der Transplantation – die Entstehung einer Hepatitis C beim Empfänger verhindern und bei den Patienten zu hervorragenden Ergebnissen führen kann.“

Die Mediziner präsentieren in ihrer Arbeit Daten zu den 35 Patienten, die bis zum Februar 2018 in die Untersuchung eingeschlossen wurden. Alle diese Patienten erreichten den primären Endpunkt der Studie: Alle wiesen eine nicht detektierbare Hepatitis-C-Viren-Last auf sowie funktionierende transplantierte Organe sechs Monate oder mehr nach der Operation. Aufgrund der guten Ergebnisse der Studie werden immer noch Patienten darin eingeschlossen: Inzwischen beträgt deren Zahl insgesamt 69.

Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass bei fast allen Patienten, die Organe von Spendern mit positiver HCV-Viren-Last erhalten hatten, unmittelbar noch der Transplantation Hepatitis-C-Viren nachgewiesen werden konnten. Eine sehr früh begonnene Prophylaxe verhinderte jedoch, dass sich eine HCV-Infektion manifestieren konnte – und dass, obwohl die betroffenen Patienten m Rahmen des Transplantationsprozesses hochdosierte Immunsuppressiva erhielten. Bei allen Patienten war das Virus nach etwa 2 Wochen nicht mehr nachweisbar. Auch danach war die Virenlast nicht mehr detektierbar.

„Es war von entscheidender Bedeutung für uns festzustellen, dass diese Behandlung nicht nur eine HCV-Übertragung verhinderte, sondern außerdem die Outcomes der transplantierten Patienten nicht beeinträchtigte“, unterstreicht Koautor Dr. Steve Singh, ehemals chirurgischer Leiter der Abteilung Heart Transplantation and Mechanical Circulatory Support in der Herzchirurgischen Klinik. „Unsere Kurzzeitergebnisse deuten darauf hin, dass das Transplantatüberleben bei Empfängern von Organen HCV-positiver Spender genauso hervorragend ist wie bei Patienten, die im selben Zeitraum Organe von nicht infizierten Personen erhalten haben.“

Die Arbeitsgruppe analysierte auch Outcomes die Sicherheit betreffend und stellte fest, dass es keine unerwünschten Ereignisse gab, die mit einer Hepatitis C in Verbindung standen. Die Mediziner berichten zwar von einem zahlenmäßigen Anstieg akuter zellulärer Abstoßungen bei Empfängern von Lungentransplantaten, doch war dieser Trend nicht statistisch signifikant.