Lungenärzte und Allgemeinmediziner: Derzeit noch keine Alternative für klimaschädliche Treibgas-Inhalatoren

Insbesondere für ältere Patienten mit stark beeinträchtigter Lungenfunktion sind treibgasbetriebene Dosieraerosole noch die beste Wahl. (Foto: © JPC-PROD/stock.adobe.com)

Noch immer sind Asthmapatienten auf Inhalatoren angewiesen, die mit klimaschädlichen Treibgasen betrieben werden. Der Grund: Es mangelt an umweltfreundlichen Alternativgeräten, die den medizinischen Anforderungen gerecht werden.

Aufmerksam betrachten führende Lungenmediziner daher nun eine geplante EU-Verordnung, die nur noch eine begrenzte Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole ab 2025 vorsieht. „Insbesondere für die am schwersten Erkrankten könnte dann keine sichere Therapie mehr gewährleistet werden. Das gilt auch für künstlich beatmete Patienten“, sagt Prof. Torsten Bauer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Zusammen mit anderen Institutionen appelliert die DGP nun an die Europäischen Kommission, für diese Sonderfälle eine Ausnahmeregelung für die Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole für inhalative Medikamente bis 2030 zu erteilen. In dieser Zeit wollen die Mediziner Alternativen anbieten, die sowohl den Patienten, als auch dem erforderlichen Klimaschutz bestmöglich gerecht werden.

(v.l.) DGP-Präsident Torsten T. Bauer (Foto: ©
privat), Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga Carl-Peter Criée (Foto: © Deutsche Atemwegsliga) und Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung Claus Franz Vogelmeier (Foto: © Deutsche Lungenstiftung).

Angeschlossen haben sich dem Appell die Deutsche Lungenstiftung (DLS), die Deutsche Atemwegsliga, der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP) sowie der Verband Pneumologischer Kliniken (VPK). Angewiesen auf Inhalatoren mit den derzeit zum Teil noch klimaschädlichen Druckgasen seien ihrer Ansicht nach in Deutschland neben rund 3,5 Millionen Menschen mit medikamentös behandeltem Asthma auch 2,6 Millionen Patienten mit dauerhaft verengten Atemwegen durch Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Darüber hinaus seien für die Inhalationstherapie in einer Notsituation treibgasbetriebene Dosieraerosole derzeit in den allermeisten Fällen nicht zu ersetzen. „Die Forderung nach einem sofortigen Verbot oder der generellen Umstellung auf beispielsweise Pulver-Inhalatoren würde den komplexen medizinischen Anforderungen aktuell noch nicht gerecht“, erklärt deshalb DGP-Präsident Bauer.

Zukunft: Umweltfreundliche Technologien in ärztlichen Therapieempfehlungen

Daher appellieren die Lungenmediziner an die Industrieunternehmen, Forschung und Entwicklung für alternative und umweltfreundliche Treibgasaerosole verstärkt voranzutreiben. „Die Lungenärzte aller deutschen pneumologischen Fachgesellschaften und Berufsverbände treten gemeinsam im Interesse ihrer Patienten für schnelle und wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz ein“, erklärt Prof. Claus Franz Vogelmeier, Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung. „Unsere Patienten leiden besonders stark unter der Klimaveränderung!“ Prof. Carl-Peter Criée, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga, ergänzt: „Grundsätzlich begrüßen wir ein Verbot von klimaschädlichen fluorierten Treibgasen, die derzeit neben der Verwendung für inhalative Medikamente noch im weitaus breiteren Rahmen für die industrielle Nutzung verwendet werden. Wir werden uns zukünftig im Anbetracht der Bedrohung durch menschengemachte Klimaveränderungen mit Nachdruck für umweltfreundliche Technologien nicht nur in der Industrie, sondern auch in unseren ärztlichen Therapieempfehlungen einsetzen.“

Komplexe Inhalationssysteme: Bisher keine Alternative für ältere Patienten

Treibgasbetriebene Dosieraerosole, Sprühvernebler, Pulverinhalatoren und elektrische Vernebler: In der Anwendung hat jedes dieser recht komplexen Systeme Vor- und Nachteile. Nicht jedes Medikament steht in jedem beliebigen Inhalationssystem zur Verfügung. Nicht jeder Patient kann jedes System benutzen. Insbesondere für ältere Patienten mit stark beeinträchtigter Lungenfunktion sind treibgasbetriebene Dosieraerosole noch die beste Wahl. Häufig gibt es bei diesen Patienten keine Alternative. „Gerade deshalb appellieren wir auch an die nationalen Gesundheitspolitiker – allen voran Gesundheitsminister Karl Lauterbach – eine Ausnahmeregelung für die Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole für inhalative Medikamente bis 2030 zu berücksichtigen“, sagt DGP-Präsident Torsten Bauer. „In der verbleibenden Zeit werden Lungenärzte und Allgemeinmediziner mit der Weiterentwicklung einer Leitlinie für die überwiegende Anzahl von Betroffenen eine Alternative anbieten, die sowohl den Patienten als auch dem erforderlichen Klimaschutz bestmöglich gerecht wird.“