Lungenkrebs: Pneumonie als Nebenwirkung bei Immuntherapien verhindern

Lungenkrebs (Abbildung: © Crystal light/stock.adobe.com)

Autoimmunreaktionen gegen ein wichtiges Lungenprotein könnten Lungenentzündungen während Immuntherapien bei Lungenkrebs auslösen. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie unter der Leitung der Universitätshautklinik Tübingen und des Kantonsspital St. Gallen (Schweiz).

Die Studienergebnisse könnten dazu beitragen, Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für diese schwerwiegende Nebenwirkung haben. Daraus könnten Biomarker abgeleitet werden, die eine bessere Bewertung von Risiken und eine Anpassung von Therapiestrategien ermöglichen. Die Studie wurde im „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine” veröffentlicht.

Obwohl der Einsatz Checkpoint-Inhibitor-basierter Immuntherapien die Prognose für von Lungenkrebs Betroffene deutlich verbessert hat, ist die Therapie nicht nebenwirkungsfrei. Diese Form der Behandlung kann bei bis zu 20 Prozent der betroffenen Patienten eine schwere Pneumonie verursachen. Warum genau manche Betroffene an dieser Nebenwirkung leiden, während andere verschont bleiben, war bisher unklar.

Autoantikörper und Immunzellen geben Aufschluss

Die Studie unter der Leitung von Prof. Lukas Flatz, Sektionsleiter Dermato-Onkologie am Universitätsklinikum Tübingen und Erstautorin Nina Wyss, Assistenzärztin am Kantonsspital St. Gallen, liefert Erkenntnisse über mögliche Ursachen. Die Forschenden analysierten dazu Blutproben von Lungenkrebspatienten, um nach autoimmunen Reaktionen zu suchen und um Autoantikörper zu identifizieren, die mit der Entwicklung von Lungenentzündungen in Verbindung stehen. „Wir konnten herausfinden, dass Patientinnen und Patienten, die eine Lungenentzündung entwickelten, vor Behandlungsbeginn eine höhere Konzentration von bestimmten Autoantikörpern gegen ein wichtiges Lungenprotein aufwiesen“, erläutert Wyss. Dieses Protein ist wichtig für die Funktion der Lungenoberfläche. „Darüber hinaus wiesen die betroffenen Patientinnen und Patienten zu Beginn der Lungenentzündung eine höhere Häufigkeit von speziellen Immunzellen auf“, ergänzt sie.

Die Forschenden leiten aus den Ergebnissen ab, dass das vermehrte Auftreten von Autoantikörpern und Immunzellen mit der Entwicklung einer Lungenentzündung während einer Immun-Checkpoint-Inhibitor Therapie in Zusammenhang steht. „Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung dieser Nebenwirkung aufweisen. Zudem haben sie das Potenzial, die Sicherheit und Wirksamkeit der Immuntherapie für Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs zu verbessern“, ist Flatz überzeugt. Weitere Studien seien aber noch von Nöten, um die Ergebnisse zu verifizieren.