Lungenschäden durch E-Zigaretten: Hinweise in Online-Foren schon seit Jahren9. Januar 2020 Prue Talbot (stehend) mit der Doktorandin My Hua. (Foto: © I. Pittalwala, UC Riverside) Forscher von der University of California in Riverside haben sich für eine gerade veröffentlichte Studie automatisierter Computerverfahren bedient, um Wortmeldungen in einem großen Online-Diskussionsforum für E-Zigaretten-Konsumenten auszuwerten. Die Wissenschaftler fanden so heraus, dass hier seit mindestens sieben Jahren über zahlreiche nachteilige Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit berichtet wurde. Die Studie zeigt laut ihren Autoren, dass es schon lang vor dem vergangenen Sommer Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit E-Zigaretten gab. Im Sommer 2019 hatten sich VAPI (Vaping-Associated Pulmonary Disease) bei Medizinern einen zweifelhaften Namen gemacht. Diese Entwicklung lässt laut den Forschern vermuten, dass viel mehr E-Zigaretten-Konsumenten ernsthafte Symptome haben könnten. Kürzlich haben die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) VAPI mit Vitamin E in Zusammenhang gebracht. Eine Reihe von VAPI-Fällen ist jedoch nicht mit dem Vitamin verknüpft. VAPI werden auch als EVALI (e-cigarette or vaping product use-associated lung injury) bezeichnet. „Die plötzliche Zunahme von Symptomen und Erkrankungen im Zusammenhang mit VAPI tritt mindestens zehn Jahre nach der Verbreitung von E-Zigaretten und ähnlichen Produkten in den Vereinigten Staaten auf“, erklärt die Zellbiologin Prue Talbot, Seniorautorin der Studie. „Unsere Daten zeigen, dass über viele der Symptome, die die aktuellen Patienten charakterisieren, schon seit mindestens sieben Jahren online berichtet wird. Dies legt nahe, dass ähnliche Fälle wie bei der aktuellen VAPI-Epidemie bereits vorher aufgetreten sind und nicht gemeldet oder einfach nicht mit Vaping in Verbindung gebracht wurden.“ Die Forscher sammelten Daten, die zwischen Januar 2008 und Juli 2015 in dem untersuchten Online-Diskussionsforum für E-Zigaretten veröffentlicht wurden. Sie entwickelten einen Webcrawler, um Informationen zu Symptomen und Erkrankungen aus dem Forum zu extrahieren und zu analysieren. Der Webcrawler war darauf programmiert, sich nur auf solche Posts zu konzentrieren, die in sieben Unterforen zu Gesundheitsthemen abgesetzt wurden. Durchsucht wurden mehr als 41.000 Posts, von denen 45 Prozent einen negativen, 38 Prozent einen neutralen und 17 Prozent einen positiven Grundton hatten. Die fünf am häufigsten genannten Symptome waren Kopfschmerzen, Husten, Halsschmerzen, Juckreiz und Unwohlsein. Die fünf häufigsten Erkrankungen waren Dehydrierung, Asthma, Pharyngitis, Erkältung und Aptyalismus. Untersuchungen an E-Zigaretten hätten gezeigt, dass einige Geschmacksstoffe die Blutgefäße erweitern und Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit verursachen können, so die Studienautoren. Längeres Inhalieren einiger aromatisierender chemischer Substanzen könne zu Kopfschmerzen, Schwindel und/oder Atemwegssymptome führen. In E-Zigaretten-Aerosolen identifizierte Metalle, so ergänzen die Wissenschaftler, seien in der Vergangenheit mit neurologischen und respiratorischen Symptomen in Verbindung gebracht worden. Nikotin, ein Hauptbestandteil in den meisten Liquids für E-Zigaretten, könne Einfluss auf neurologische, respiratorische, Verdauungs-, Mund-/Rachen- und Kreislaufsysteme haben, währen das Inhalieren von Nikotin zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Mund-/Halsschmerzen, Husten und Sodbrennen führen könne. „Unsere Daten untermauern die Auffassung, dass der Gebrauch von E-Zigaretten nicht frei von gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist, und deuten darauf hin, dass die derzeitige Epidemie angesichts der vielen Berichte im Forum über Symptome, die für VAPI charakteristisch sind, weiter zunehmen wird“, sagt My Hua, Doktorand in Talbots Labor und Erstautorin der Studie. „Es ist wichtig, dass weiterhin und noch verstärkt Fälle gemeldet, Symptome nachbeboachtet und die gesundheitlichen Auswirkungen des E-Zigarettenkonsums werden, damit wir VAPI verstehen und eindämmen können.“ „Wir haben eine modifizierte Version des MetaMap-Tools zur Extraktion medizinischer Informationen verwendet“, berichet Vagelis Hristidis, Professor für Informatik und Ingenieurwesen und Mitautor der Studie. Dieses Tool besitze eine hohe Genauigkeit bei der Extraktion medizinischer Konzepte wie Symptomen oder Erkrankungen. „Es ist möglich, dass einige Posts eine Erkrankung im falschen Kontext erwähnen – dass zum Beispiel ein Witz darüber gemacht wird – aber aufgrund unserer manuellen Überprüfung von Tausenden von Posts wäre diese Anzahl von Posts sehr gering, um die Ergebnisse maßgeblich zu beeinflussen.“
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