Lungenvolumenreduktion bei Emphysem: Bronchoskopisches Vorgehen ist eine gute therapeutische Option

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Die nach Angaben der Autoren erste randomisierte, kontrollierte Studie zum Vergleich zweier Verfahren zur Lungenvolumenreduktion bei Patienten mit Emphysem hat ergeben, dass beide zu ähnlichen Verbesserungen der Lungenfunktion, der Atemnot und der körperlichen Leistungsfähigkeit führen.

Die Ergebnisse der Studie zur Lungenvolumenreduktionschirurgie (LVRS) und bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion (BVLR), die Anfang September auf dem internationalen Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Barcelona (​​Spanien) vorgestellt wurden, sollten Ärzte und Patienten bei der Auswahl des jeweils besten Ansatzes zur Behandlung eines Emphysems unterstützen könne, glauben die Wissenschaftler.

Die LVRS beinhaltet einen Schlüsselloch-Eingriff am Thorax, um Zugang zu den Lungen zu erhalten und die am stärksten vom Emphysem betroffenen Bereiche der Lunge zu entfernen. Bei der BVLR wird der Eingriff mit einer faseroptischen Kamera durchgeführt, die über Mund oder Nase in die Lunge eingeführt wird. Endobronchialventile werden in die Atemwege eingesetzt, die zum Ziel-Lungenlappen führen, wodurch dieser fast vollständig entleert wird.

Sara Buttery, Forschungsphysiotherapeutin und Doktorandin am National Heart and Lung Institute, Imperial College London (Großbritannien), erklärte auf dem Kongress: „Beide Verfahren haben nachweislich positive Effekte in Bezug auf die Lungenfunktion, die Atemnot, die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität. Bisher gab es keinen direkten Vergleich der beiden, um Informationen für eine Entscheidung dazu bereitzustellen, wann eine Person für die beiden Verfahren geeignet ist. Die bronchoskopische Lungenvolumenreduktion ist eine weniger invasive Option und wird als weniger riskant angesehen, doch bislang gab es keine wesentlichen Forschungsergebnisse, die dies belegen.“

In der CELEB-Studie randomisierten Buttery und Kollegen 88 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren, sodass diese entweder eine LVRS (41 Patienten) oder eine BLVR (47 Patienten) erhielten. Die Patienten wurden 1 Jahr lang nachbeobachtet. Gemessen wurde dabei das Ansprechen der Patienten auf die Behandlung anhand des iBODE-Scores. Dieser Score umfasst vier häufig verwendete Maße: Body-Mass-Index, Luftstrombehinderung, Dyspnoe und körperliche Leistungsfähigkeit. Die Studienautoren untersuchten auch die Veränderung des Residualvolumens (RV%).

„Beide Gruppen verbesserten sich ein Jahr nach der Behandlung in ähnlichem Maße. Chirurgie und das Einsetzen von Ventilen führten zu einer ähnlichen Verringerung des Gaseinschlusses und zu ähnlichen Verbesserungen sowohl beim iBODE-Gesamtwert als auch bei jedem der einzelnen Messwerte, aus denen er besteht“, berichtete Buttery. „Beide Behandlungen schienen auch gleich sicher zu sein, mit nur einem Todesfall in jedem Arm der Studie nach einem Jahr, obwohl es sich um eine Population mit schwerer Lungenerkrankung handelte.”

Die Forscherin ergänzt: „Die Ergebnisse dieser Studie werden für Kliniker und Patienten wichtig sein, um zu einer Entscheidung darüber zu kommen, welche Behandlungsoption zu wählen ist, wenn jemand für einen der beiden Ansätze geeignet ist. Die Studie liefert zudem mehr Evidenz in Bezug auf die zu erwartenden Outcomes und Risiken.“

Informationen aus Computertomographie(CT)-Scans, der allgemeine Gesundheitszustand der Person, ob sie andere, signifikante Erkrankungen hat oder nicht und ob sie an häufigen Exazerbationen leiden sowie individuelle Präferenzen tragen alle zu der Entscheidung bei, ob ein Lungenvolumenreduktionsverfahren für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist und welcher Ansatz bevorzugt werden könnte. Nach beiden Verfahren können die Outcomes der Patienten zwar variieren, doch sie sollten immer zu größerer Aktivität in der Lage sein und weniger Symptome zeigen.

„Zum Beispiel könnten sie mit Enkelkindern spielen, eine Treppe hinaufgehen, ohne sich hinsetzen und erholen zu müssen, oder eine Meile weit gehen, ohne anhalten zu müssen. Oft sagen wir Patienten, die diese Behandlungen in Betracht ziehen, dass sie damit rechnen könnten, in Bezug auf ihre Symptome die Uhren zwei oder drei Jahre zurückzustellen“, formulierte Buttery.

Wie die Studienautorin ergänzt, widerlegt diese Studie zwar die Hypothese, dass eine Operation wesentlich effektiver sei als eine Behandlung mit Ventilen, doch es seien Untersuchungen in größeren Studien nötig, um festzustellen, ob Personen identifiziert werden könnten, die auf den einen oder anderen Ansatz besonders gut ansprechen. Auch der Kostenvorteil der beiden Verfahren sollte untersucht werden.

Dr. Alexander Mathioudakis von der Universität Manchester (Großbritannien), Sekretär der ERS Airway Pharmacology and Treatment Group, erklärte: „Die Ergebnisse dieser ersten randomisierten, kontrollierten Studie deuten darauf hin, dass die BVLR eine gute therapeutische Option für diejenigen Patienten sein könnte, für die beide Verfahren geeignet sind. Die Operation zur Lungenvolumenreduktion stellt einen invasiven Eingriff dar […]. Als solcher birgt er Risiken […], und es dauert länger, sich davon zu erholen, als bei einer bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion. Andererseits ist die Platzierung von Endobronchialklappen auch mit Nebenwirkungen wie Lungenentzündung oder Klappendislokation verbunden. Daher müssen sowohl die Sicherheit als auch die Wirksamkeit der beiden Verfahren in größeren Patientengruppen weiter untersucht werden, aber die Ergebnisse dieser Studie sind sehr ermutigend.“ Mathioudakis war an der aktuell vorgestellten Studie nicht beteiligt.