Magen-Darm-Symptome bei Krebspatienten lindern

Ingwer – laut einer aktuellen Analyse eines der bei Magen-Darm-Beschwerden hilfreichen Mittel. Bild: ©Olesia – stock.adobe.com

Ein Review samt Meta-Analyse von Forschern der University of Illinois Urbana-Champaign zeigt, welche Ernährungsinterventionen Magen-Darm-Beschwerden von Krebspatienten am wirksamsten lindern. Denn leidet die Lebensqualität stark unter solchen Beschwerden, wird eine Therapie nicht selten abgebrochen.

„Verständlicherweise liegt der Schwerpunkt auf der Beseitigung des Tumors, aber die Linderung von Symptomen, die die Fortsetzung der Behandlung beeinträchtigen, und die Unterstützung des Patienten bei der Aufrechterhaltung seiner Lebensqualität sollten ebenso wichtig sein“, unterstrich Studienleiter PD Dr. Brett Loman vom Department of Animal Sciences und der Division of Nutritional Sciences (DNS); beide Abteilungen gehören zum College of Agricultural, Consumer and Environmental Sciences in Illinois.

Studienleiter PD Dr. Brett R. Loman. Bildquelle: College of Agricultural, Consumer and Environmental Sciences, University of Illinois Urbana-Champaign

Die Ernährungstherapie ist eine häufige Ergänzung zur medizinischen Krebsbehandlung. Ernährungsberater können orale Nahrungsergänzungsmittel verschreiben oder Patienten in Einzelgesprächen zu Ernährungsberatungen treffen. Laut Loman zielen diese Beratungen jedoch hauptsächlich darauf ab, Patienten während einer Chemotherapie oder Bestrahlung dabei zu helfen, übermäßigen Gewichtsverlust zu vermeiden oder ihre Immunfunktion zu verbessern, und nicht speziell auf die Linderung von Magen-Darm-Symptomen.

Magen-Darm-Symptome bei Studien oft nicht im Fokus

Studien, die die Wirksamkeit von Ernährungstherapien zur Gewichtsreduktion und anderen Zielen untersuchen, erfassen Magen-Darm-Symptome jedoch oft nur nebenbei. Loman wusste, dass diese Berichte eine Fülle von Informationen enthalten könnten. Deshalb durchforstete er gemeinsam mit Co-Autorin Zainab Alzoubi, einer ehemaligen Masterstudentin im DNS, fast 16.000 veröffentlichte Studien, um die wirksamsten Therapien zu finden.

„Unser kurzfristiges Ziel ist es, Ärzten hochwertige Evidenz für ihre Praxis bereitzustellen“, erklärte Loman. „Langfristig möchten wir ein Behandlungsschema entwickeln, mit dem Patienten ihre gastrointestinalen Symptome je nach Krebsart und Therapie lindern können. Diese Metaanalyse ist der erste Schritt.“

Glutamin, Ingwer, Zink und Omega-3-Fettsäuren helfen

Nachdem Loman und Alzoubi Tausende von Studien zu Ernährungstherapien für Krebspatienten identifiziert hatten, grenzten sie ihre Suche auf 139 Studien ein, die hochwertige Daten zur Häufigkeit und Schwere verschiedener gastrointestinaler Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe enthielten. Die endgültige Auswahl an Studien umfasste Nahrungsergänzungsmittel (wie bestimmte Aminosäuren), Ernährungsberatung oder orale Supplementierung der Ernährung (in der Regel medizinische Trinknahrung) und umfasste insgesamt mehr als 10.000 Patienten. Das Forschungsteam nutzte die Daten dieser Studien anschließend für mehr als 150 neue Analysen.

Obwohl die Ergänzung der Nahrung mit Nährpräparaten die variabelste Studienkategorie darstellte – darunter Dutzende von Probiotika, Aminosäuren, Ballaststoffen, Fette und mehr – war sie mit 9572 Patienten in 126 Studien auch die umfangreichste. Darüber hinaus schien diese Interventionsart bei der Verringerung von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall am wirksamsten zu sein.

Das Team untersuchte die Wechselwirkungen zwischen Krebsart, 12 gastrointestinalen Symptomen und jedem untersuchten Nährpräparat und stellte beispielsweise fest, dass Probiotika die Häufigkeit von Diarrhoe bei Darmkrebs reduzierten. Zu den wichtigsten Nährpräparaten zählten Aminosäuren (insbesondere Glutamin), Probiotika, Präbiotika und Synbiotika, Kräuter und Mineralstoffe (insbesondere Ingwer und Zink) sowie essentielle Fettsäuren (wie Omega-3-Fettsäuren).

„Wenn wir diese Informationen nutzen und Ernährungsberatern zur Verfügung stellen, können diese die Nährstoffe auf jedes Magen-Darm-Symptom, jeden Krebs oder jede Behandlungsart abstimmen und so hoffentlich effektiver gegen Magen-Darm-Beschwerden vorgehen“, so Loman.

Persönliche Ernährungsberatung wirkt

Die nächste Kategorie war die Ernährungsberatung, in der die Berater Patienten zum Einzelgespräch treffen, um Gewichtsverlust und Entzündungen während der Behandlung vorzubeugen. Loman sagte, in den Gesprächen gehe es häufig darum, was die Patienten essen, sowie um Vorschläge , welche Lebensmittel in den Speiseplan aufgenommen werden sollten. Studien in dieser Kategorie zeigten, dass Beratung Diarrhoe, Obstipation, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Erbrechen wirksam reduzieren kann. Aufgrund des stark personalisierten Charakters der Ernährungsberatung konnten die Forscher jedoch nicht spezifischer untersuchen, was genau jeweils funktionierte.

„Wenn man Zugang zu jemanden hat, der helfen kann, die Ernährung zu personalisierten oder zu steuern, kann das einige der häufigsten Magen-Darm-Nebenwirkungen reduzieren“, sagte Loman. „Wir glauben, dass diese Gruppe die Erkenntnisse aus den Analysen der Nahrungsergänzungsmittel nutzen und einige der wirksameren Nährstoffe in ihre Empfehlungen integrieren könnte. Sie sind die Experten vor Ort und finden heraus, wie diese Nährstoffe für jeden Einzelnen wirken können.“

Medizinische Trinknahrung lindert die Symptome nicht

Die letzte Kategorie von Studien konzentrierte sich auf orale Ernährungssupplemente, wobei es sich meist um für medizinische Trinknahrung handelte, die in der Regel ernährungsphysiologisch vollständig ist. Sie lieferten zwar die notwendigen Nährstoffe, halfen nach Erkenntnis der Wissenschaftler jedoch nicht bei Magen-Darm-Symptomen.

„Leider konnten wir keinen Nutzen durch Trinknahrung feststellen“, sagte Loman. „Wir konnten auch keine negativen Auswirkungen feststellen, d. h. sie verursachten zwar keine Magen-Darm-Symptome, linderten diese aber auch nicht.“

Loman erklärt, dass wenn neue Produkte, die mit nützlichen Nährstoffen wie Ingwer oder Probiotika angereichert würden, sie Magen-Darm-Symptome lindern und eine vollwertige Ernährung bieten könnten. Er plant, vielversprechende Formulierungen künftig in präklinischen und klinischen Studien zu testen.

Die Studie „Nutrition Interventions in the Treatment of Gastrointestinal Symptoms during Cancer Therapy: A Systematic Review and Meta-analysis“ wurde in Advances in Nutrition [DOI: 10.1016/j.advnut.2025.100485] veröffentlicht.

Die Forschung am College of ACES wird teilweise durch Hatch-Fördermittel des National Institute of Food and Agriculture des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) ermöglicht. Diese Studie wurde außerdem durch ein Jonathan Baldwin Turner Graduate Fellowship der Abteilung für Ernährungswissenschaften in Illinois unterstützt.

Loman ist außerdem Mitglied der Personalized Nutrition Initiative und der Microbial Systems Initiative der University of Illinois. (sf)