Magnesiumgehalt im Serum: Erhöhung des Grenzwerts gefordert19. November 2021 Bild: © alfaolga – stock.adobe.com In einer aktuellen Publikation1 fordert die Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V., den unteren Grenzwert der Magnesiumkonzentration im Serum (Serum-Magnesium) deutlich anzuheben und zu vereinheitlichen. Die derzeit verwendeten Grenzwerte sind zu niedrig, so dass relevante Magnesiummangelzustände labordiagnostisch nicht erkannt werden. Zudem sollte die Messung des Serum-Magnesiums in der Routineanalytik etabliert werden. Die Labordiagnostik des Magnesiummangels ist mit diversen Problemen behaftet. So steht bis dato kein einfacher und verlässlicher Laborparameter für den Magnesiumstatus zur Verfügung. Das üblicherweise gemessene Serum-Magnesium besitzt nur begrenzte Aussagekraft. Zwar sind Werte unterhalb des Referenzbereichs ein sicheres Zeichen für einen Magnesiummangel; Werte innerhalb des Referenzbereichs schließen einen (zellulären) Mangel aber nicht aus. Funktionelle Biomarker (wie z. B. Ferritin für die Eisenversorgung) wurden bisher nicht gefunden. Zu beachten ist zudem, dass eine Hämolyse falsch-hohe Serum-Magnesiumwerte bedingt und daher eine signifikante Fehlerquelle darstellen kann. Aus diesem Grund sind eine schonende Blutabnahme (möglichst keine Stauung) und sachgemäße Probenaufbereitung (kein Schütteln der Röhrchen, sachgerechte Zentrifugation) wichtig. Darüber hinaus sind die Referenzbereiche für das Serum-Magnesium weder einheitlich noch evidenzbasiert. Insbesondere der untere Grenzwert, der maßgebend für die Diagnose Hypomagnesiämie ist, wird von Labor zu Labor unterschiedlich angegeben (z. B. 0,66, 0,70 oder 0,75 mmol/L). Dies bedeutet: Je nach Festlegung durch die Labore ist bei Patienten mit identischen Serum-Magnesiumwerten die Diagnose Magnesiummangel zu stellen oder eben nicht. Hinzu kommt, dass die angegebenen unteren Grenzwerte nicht mehr der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage entsprechen. Epidemiologische Daten sprechen klar dafür, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Mortalität an diesen Erkrankungen auch bei Werten von weniger als 0,85 mmol/L, also noch innerhalb der derzeitigen Referenzbereiche, erhöht ist. Zu fordern ist deshalb ein unterer Grenzwert des Serum-Magnesiums, der einen optimalen Gesundheitsstatus erwarten lässt. Vor diesem Hintergrund spricht sich die Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V. in Übereinstimmung mit einer Expertengruppe aus den USA für einen unteren Grenzwert von 0,85 mmol/L aus. Weiterhin wird kritisiert, dass das Serum-Magnesium im Gegensatz zu den anderen Elektrolyten (Natrium, Kalium, Calcium) kaum bestimmt wird – weder in der Klinik noch im niedergelassenen Bereich. In der internationalen Literatur wird Magnesium deshalb als das „forgotten electrolyte“ bezeichnet 2,3. Fazit: Aus gesundheitlicher Sicht sind eine Anhebung des unteren Grenzwerts des Serum-Magnesiums auf 0,85 mmol/L sowie eine Vereinheitlichung des Referenzbereichs in der Labormedizin zu fordern. In den Laborbefunden sollte vermerkt sein, dass im Referenzbereich liegende Serum-Magnesiumwerte das Vorliegen eines Magnesiummangels nicht sicher ausschließen. Darüber hinaus sollte das Serum-Magnesium in der Routineanalytik etabliert werden. Ungeachtet dessen wird ein Magnesiummangel am sichersten über das Erkennen von Mangelsymptomen und Vorliegen von Risikofaktoren (Anamnese) in Kombination mit dem Serum-Magnesium diagnostiziert. Quellen 1 Micke O et al.: Serum magnesium: time for a standardized and evidence-based reference range. Magnes Res 2021; 34: 84-89. 2 Ahmed F, Mohammed A. Magnesium: The Forgotten Electrolyte. A Review on Hypomagnesemia. Med Sci (Basel) 2019; 7: 56. 3 Reddy ST, Soman SS, Yee J. Magnesium Balance and Measurement. Adv Chronic Kidney Dis 2018; 25: 224-229.
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