Management von Halsentzündungen – Leitlinien führen zu Komplikationen

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Die Klinikeinweisungen in Schottland wegen Tonsillitis, Peritonsillarabszessen und Halsweichteilinfkektionen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Autoren einer aktuellen Studie führen dies auf die Einführung verschiedener Leitlinien zum Management von Halsentzündungen zurück.

Eine aktuelle Studie berichtet über die zahlenmäßige Entwicklung der Tonsillektomie, Tonsillitis, Peritonsillarabszessen und Halsweichteilinfektionen in Schottland zwischen 1993/94 und 2015/16. Sekundärziele der retro­spektiven Kohortenstudie (n= 5.000.000) waren die Zahl der Konsultationen wegen Halsentzündungen sowie die Trends bei der Verschreibung von Antibiotika in der Primär- und Sekundärversorgung.

Als Teilnehmer der Studie dienten Einwohner Schottlands, die sich einer Tonsillektomie unterzogen oder aufgrund Tonsillitis, Peritonsillarabszessen und Halsweichteilinfektionen in Kliniken überwiesen wurden; als Setting dienten Praxen von HNO-Ärzten und Allgemeinmedizinern.

Die Tonsillektomieraten gingen im Beobachtungszeitraum um 48 % zurück. Während derselben Periode kam es zu einer Zunahme der Überweisungen wegen Tonsillitis um 136 % und zu einer Zunahme der Überweisungen wegen Peritonsillar­abszessen um 167 %. Von 1996/97 auf 2015/16 steigerte sich die Rate der diagnostizierten Halsweichteilinfektionen um 500 %.

Die Autoren ­schreiben in ihrer Schlussfolgerung, dass es während der letzten zwei Jahrzehnte zu einer signifikanten Abnahme der Tonsillektomien und gleichzeitig zu einer signifikanten Zunahme der Kliniküberweisungen wegen Tonsillitis, Peritonsillarabszessen und Halsweichteilinfektionen kam.

Nach Dafürhalten der Autoren liegt dies an der Einführung zweier Leitlinien durch das Scottish Intercollegiate Guideline Network (SIGN) zum Management von Halsentzündungen sowie der schottischen Leitlinie zur Einschränkung der Verschreibung von Antibiotika. (am)