MASH und MASLD: Darmmikrobiom liefert vielversprechenden Biomarker bei adipösen Kindern1. Juli 2025 Adipositas kann bereits in jungen Jahren zu gesundheitlichen Problemen führen, die sich später auch zu schwerwiegenden Fettlebererkrankungen und -entzündungen entwickeln können. (Foto: © kwanchaichaiudom/stock.adobe.com) Eine Metaanalyse der Med Uni Innsbruck zeigt, dass Veränderungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms bei adipösen Kindern schon früh auf die Entwicklung einer stoffwechselbedingten Fettlebererkrankung hinweisen. Jedes dritte Kind in Europa ist übergewichtig. Die WHO prognostiziert bis 2035 eine weitere Zunahme der Häufigkeit um bis zu 60 Prozent. Die Ursachen liegen oft in einer Kombination aus unausgewogener, kalorienreicher Ernährung und zu wenig Bewegung, auch eine Folge von passivem Medienkonsum. „Vor allem Adipositas, also starkes Übergewicht, kann bereits in jungen Jahren zu gesundheitlichen Problemen führen, die sich in weiterer Folge auch zu schwerwiegenden Fettlebererkrankungen und -entzündungen entwickeln – eine enorme Belastung für die betroffenen Kinder und Jugendlichen wie für das gesamte Gesundheitssystem“, betont Georg Vogel, der am Institut für Zellbiologie forscht und als Kinderarzt an der Innsbrucker Universitätsklinik für Pädiatrie I tätig ist. Georg Vogel, Zellbiologe und Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, forscht zu seltenen Darm- und Lebererkrankungen sowie das intestinale Mikrobiom. (Foto: © MedUniIBK/Bullock) In der kürzlich im Fachmagazin „Gut Microbes“ veröffentlichten Metastudie von Vogel und Erstautor Thomas Zöggeler sowie weiteren Kollegen der Innsbrucker Kinderklinik und des Instituts für Zellbiologie wurden die fäkalen Mikrobiome und damit die Zusammensetzung der Keimwelt im Darm von adipösen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Fettlebererkrankung (Metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung, MASLD)* und Fettleberentzündung (Metabolische Dysfunktion-assoziierte Steatohepatitis, MASH) analysiert. Durch die Einbeziehung bereits publizierter Daten aus neun Studien sowie einer eigenen Kohorte konnten über 280 Patienten – das Durchschnittsalter lag bei etwa zwölf Jahren – einbezogen werden. Optimierte Therapieplanung Die Analyse mittels bioinformatischer Methoden und Machine Learning-Programmen ergab signifikante Unterschiede in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms. „Kinder mit MASLD und MASH wiesen eine deutlich andere Diversität – sowohl innerhalb einer einzelnen Probe als auch im Vergleich verschiedener Proben – auf als adipöse Kinder ohne Lebererkrankungen und gesunde Kinder. Besonders auffällig war die unterschiedliche Häufigkeit der Bakterienarten Faecalibacterium prausnitzii und Prevotella copri in den verschiedenen Gruppen. Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms verändert sich außerdem mit zunehmender Leberfibrose und einem damit einhergehenden Anstieg der Häufigkeit von P. copri“, beschreibt Vogel die zentralen Erkenntnisse. Die Forscher konnten damit ein Muster bestimmen, das sich schließlich als Biomarker für das Erkrankungsrisiko etablieren könnte, der für die Einhaltung von Therapieempfehlungen maßgeblich sein kann. „Wir haben nun ein Tool in der Hand, mit dem eine objektive und messbare Risikoeinschätzung möglich ist. Den Eltern kann anhand der Diversität der Stuhlprobe ihres adipösen Kindes nun vor Augen geführt werden, ob ihr Kind im weiteren Verlauf eine folgenschwere Lebererkrankung entwickeln wird – eine Prognose, die das Einhalten von Therapieempfehlungen erleichtern wird“, betont Zöggeler. Weitere Studie geplant Um die Gültigkeit der identifizierten Mikrobiomsignatur zu untermauern, ist an der Innsbrucker Kinderklinik bereits eine weitere Studie unter anderem in Zusammenhang mit dem Wirkstoff Semaglutid (findet beispielsweise Anwendung in der „Abnehmspritze“) geplant, die mit weiteren Zentren in Österreich und Deutschland durchgeführt werden soll. Die Abnehmspritze ist Teil des Adipositas Therapiekonzeptes. Deren Ansprechrate soll in der geplanten Studie mithilfe des neuen Biomarkers verglichen werden.
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