Maskenlos durch die Nacht? Neue medikamentöse OSA-Therapien in Erprobung3. November 2022 Die CPAP-Therapie wird nicht von allen Patienten toleriert. Vielleicht ist eine medikamentöse OSA-Therapie für sie künftig eine Option. Foto: k8most/stock.adobe.com Ist es möglich, die obstruktive Schlaf-Apnoe (OSA) mit Medikamenten zu behandeln? Prof. Jan Hedner von der Sahlgrenska-Universität in Göteborg/Schweden stellt in seinem Vortrag auf der diesjährigen DGSM-Tagung den Stand der Forschung zu diesen Therapieansatz vor. Die OSA ist eine der gefährlichsten Schlaferkrankungen, weil hierdurch neben einer Erhöhung der Unfallgefahr auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht wird. Ungefähr fünf bis zehn Prozent der Deutschen sind davon betroffen. Männer deutlich häufiger als Frauen. Bisher wird meist eine CPAP-Therapie (Überdrucktherapie) verordnet, aber viele Betroffene empfinden die Nutzung dieser Geräte jedoch als unkomfortabel oder kommen mit den Geräten nicht zurecht. Schon seit längerem verfolgt man den Ansatz die OSA medikamentös zu therapieren. So wurde dies etwa vor 20-30 Jahren mit dem atemstimulierenden Asthma-Medikament Theophyllin versucht, was aber letztendlich erfolglos blieb. Neuere Studien versuchen, Medikamente zu finden, die bestimmte Krankheitsmechanismen bei der OSA gezielt beeinflussen und darüber eine Besserung der nächtlichen Atmungsstörung erreichen. In den USA wurde zum Beispiel die Medikamenten-Kombination von Atomoxetin und Oxybutynin [1] getestet, wodurch die Muskulatur des Rachens stimuliert und dieser im Schlaf offengehalten werden kann. In einer Pilotstudie wurden 20 OSA-Patienten über eine Nacht im Schlaflabor untersucht, die Anzahl der nächtlichen Atempausen konnte unter den genannten Medikamenten um 63 Prozent reduziert werden. Im Labor von Hedner wurde kürzlich ein weiteres Medikament bei OSA untersucht, nämlich der Carboanhydrase-Hemmer Sulthiame. Eingeschlossen wurden 68 Patienten mit schwerer OSA, die das CPAP-Gerät nicht tolerierten. Nach vier Wochen wurden die Atemaussetzer durch dieses Medikament im Mittel um 41 Prozent reduziert. Sulthiame greift in die Atmungssteuerung ein und stabilisiert so die Atmung im Schlaf. Bevor eine „Pille“ für die OSA auf den Markt kommt, müssen allerdings noch viele offene Fragen beantwortet werden. Zum Beispiel betrifft dies die Langzeiteffekte der Medikamente nicht nur auf die nächtliche Atmungsstörung, sondern auch auf das Tagesbefinden der Patienten. Weiterhin muss das Spektrum der zu erwartenden Nebenwirkungen noch geklärt werden. So könnten der selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Atomoxetin und das Anticholinergikum Oxybutynin negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben und Sulthiame ist durch potenzielle neurologische Nebenwirkungen, wie Gefühlsstörungen und Schwindel, gekennzeichnet. In einer aktuellen australischen Studie mit 16 OSA-Patienten auch Reboxetin, ebenfalls ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer die Erkrankungsschwere mildern. Es müssen auch noch diejenigen Patientengruppen näher charakterisiert werden, welche am ehesten von einer medikamentösen Therapie ihrer OSA profitieren. Dies könnten neben Patienten mit CPAP-Intoleranz insbesondere solche mit nur milder bis moderater Krankheitsausprägung sein. Eventuell könnten die Medikamente auch in Kombination mit anderen Behandlungsformen der OSA wie zum Beispiel Zahnschienen eingesetzt werden. Das Team von Hedner wird einige dieser noch offenen Fragen weiterverfolgen.
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