Maternale Mortalität: Bundesweites Register zur Dokumentation der Fälle laut DGGG dringend notwendig5. Mai 2025 Foto: © momius/stock.adobe.com Um maternale Mortalität genau erforschen und vorbeugen zu können, sei es dringend notwendig, ein verpflichtendes Register zu schaffen, welches dabei hilft, die Müttersterblichkeit in Deutschland adäquat aufzuarbeiten. Das betonen die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und die Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM) in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Als maternaler Todesfall wird der Tod jeder Frau während der Schwangerschaft oder innerhalb von 42 Tagen nach Beendigung der Schwangerschaft bezeichnet – die Dauer und der Sitz der Schwangerschaft spielen hierbei keine Rolle. Die Definition schließt jede Ursache ein, die in Beziehung zur Schwangerschaft oder deren Behandlung steht oder durch diese verschlechtert wird. Die maternale Mortalitätsrate (MMR) stellt deutliche Unterschiede zwischen low-, middle- und high-income-countries dar: Während die MMR bei low-income-countries 2020 bei 430 pro 100.000 Lebendgeburten lag, gab es in high-income-countries eine Rate von 13 pro 100.000 Lebendgeburten. Grundsätzlich lässt sich jedoch keine genaue Mortalitätsrate für Deutschland nachlesen, was hauptsächlich auf die unzureichende Registrierung dieser Fälle zurückzuführen ist, erklären die beiden Fachgesellschaften. Maternale Mortalität nach internationalen Daten Um die Müttersterblichkeit zu erforschen, verwenden Geburtshelfende in Deutschland internationale Daten. Anhand mitteleuropäischer Daten lässt sich herausstellen, dass zu den häufigsten Ursachen maternaler Todesfälle Herz- und Gefäß-Erkrankungen sowie Bluthochdruckerkrankungen zählen, aber auch Thrombosen, Epilepsien und Hirninfarkte, Blutungen oder Infektionen. Internationale Berichte zeigen einen signifikanten Anstieg der Gesamtmüttersterblichkeitsrate. Im Vereinigten Königreich machten in den Jahren 2020 bis 2022 Thrombosen und Thromboembolien sowie COVID-19 und Herzerkrankungen 43 Prozent der Todesursachen aus, während in den USA 33 Prozent der Mütter aus kardiovaskulären Gründen verstarben. Um derartige Daten mit Deutschland ins Verhältnis setzen zu können, bedarf es an vergleichbaren Registern, heißt es in der Pressemitteilung. „Ein maternaler Todesfall ist ein seltenes Ereignis, dass aber immer mit unvorstellbarem Leid für die Familien einhergeht. Eine vollständige bundesweite Registrierung würde helfen, jeden Einzelfall gründlich zu analysieren, um eine gemeinsame Präventionsstrategie zu entwickeln“, kommentiert Prof. Gert Naumann, DGGG-Präsident. Ein geeignetes Register für die Aufarbeitung der Fälle, um Müttersterblichkeit adäquat zu erforschen und vorzubeugen, gibt es derzeit jedoch nicht. Maternale Todesfälle werden aktuell in Form von Daten der Perinatalstatistik, des Statistischen Bundesamts mit der Einbeziehung von Todesbescheinigungen sowie einem freiwilligen Register von Geburtskliniken in Berlin dokumentiert. Eine zentrale Erfassungsmöglichkeit sei vor allem auch notwendig, da es bisher zu einem „under reporting“ der mütterlichen Todesfälle kommt, heißt es weiter. „Jeder mütterliche Todesfall ist einer zu viel – und jeder unregistrierte ein blinder Fleck in unserem Gesundheitssystem. Wir brauchen ein zentrales Register, um aus Einzelschicksalen Erkenntnisse zu gewinnen, Leben zu retten und im internationalen Vergleich endlich vergleichbar zu werden“, betont Prof. Michael Abou-Dakn, AGG-Vorsitzender. Perinatalstatistik vervollständigen DGGG und DGPGM sehen dringlichen politischen Handlungsbedarf. Ihre Forderungen: Es sollte ein bundesweites verpflichtendes Register geschaffen werden, welches den Zeitraum der internationalen Definition abdeckt und somit alle Institutionen sowie Ärzte involviert, um die Daten der Perinatalstatistik zu vervollständigen und zuverlässig auszufüllen. Ein Register, welches nur die Kliniken in die Pflicht nimmt, reicht hierfür nicht aus. Sobald alle Fälle von Müttersterblichkeit registriert werden, können die Daten erforscht und die Versorgungsqualität verbessert werden. „Um Forschung in diesem Gebiet zu ermöglichen, müssen alle mütterlichen Todesfälle registriert und für Forschende zur Verfügung gestellt werden. Nur unter diesen Bedingungen kann eine Ursachenanalyse bzw. Forschung erfolgen, insbesondere auch im Sinne von Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität“, sagt PD Dr. Dietmar Schlembach, DGPGM-Präsident, abschließend.
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