medac-Forschungspreis 2024 für wegweisende Forschungsarbeiten am Leibniz-HKI verliehen11. Dezember 2024 Die Preisträgerinnen und Preisträger des medac-Forschungspreises 2024. Foto: Michael Ramm/Leibniz-HKI Am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) wurde der medac-Forschungspreis 2024 verliehen. Er würdigt die besten wissenschaftlichen Publikationen des Instituts, die teamübergreifend entstanden sind. Der Preis, gestiftet von dem Pharmaunternehmen medac GmbH aus Wedel, ist mit 20.000 Euro dotiert und wird seit 2004 für herausragende Teamforschung am Institut vergeben. Die prämierten Arbeiten zeugen von der erfolgreichen interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb des Leibniz-HKI, die für die Erforschung von Infektionskrankheiten und die Entwicklung neuer Antiinfektiva essenziell ist. Aus den Einreichungen wählte der wissenschaftliche Beirat des Instituts vier Publikationen aus, die den Forschungsgeist am Leibniz-HKI besonders gut widerspiegeln. Jede davon adressiert medizinisch relevante Fragen, die auf originellen Wegen zu neuem Wissen führen. Pilze stehen dabei immer im Mittelpunkt, entweder als Krankheitserreger oder als Partner für komplexe Wechselbeziehungen in der Natur, die von Naturstoffen gesteuert werden. Die ausgezeichneten Publikationen zeigen dabei exemplarisch, wie durch Teamarbeit wissenschaftliche Durchbrüche erzielt werden, die künftig zur besseren Bekämpfung von schweren Infektionen und der Überwindung von Antibiotikaresistenzen beitragen können. Vier Publikationen 2024 ausgezeichnet Mechanismus der Sekretion eines Candida-albicans-Toxins entschlüsselt: Ein interdisziplinäres Team unter der Leitung von Bernhard Hube untersuchte, wie das Peptidtoxin Candidalysin von dem Hefepilz 𝘊𝘢𝘯𝘥𝘪𝘥𝘢 𝘢𝘭𝘣𝘪𝘤𝘢𝘯𝘴 freigesetzt wird. Die Studie zeigt, dass nicht das Toxin selbst, sondern spezifische Peptidsequenzen des Vorläuferproteins Ece1 für die Sekretion entscheidend sind. Die in „Nature Microbiology“ veröffentlichten Erkenntnisse könnten neue Ansätze für die Therapie von Pilzinfektionen bieten. Synthetische Peptide als neue Waffe gegen Pilzinfektionen: In einer institutsübergreifenden Zusammenarbeit, die sogar bis nach Australien reichte, entwickelten Forschende des Leibniz-HKI unter der Leitung von Sascha Brunke synthetische Peptidmimetika mit starker antifungaler Wirkung. Diese Verbindungen greifen die Zellwand von 𝘊𝘢𝘯𝘥𝘪𝘥𝘢 𝘢𝘭𝘣𝘪𝘤𝘢𝘯𝘴 an, fördern die Immunantwort und könnten synergistisch mit bereits etablierten Medikamenten wirken. Die Ergebnisse der Studie erschienen im renommierten Fachjournal „Nature Communications“. Innovatives Organ-on-Chip-Modell für Pilzinfektionen: Mit einem neuartigen Darm-on-Chip-Modell simulierte eine Forschungsgruppe die Wechselwirkungen zwischen 𝘊𝘢𝘯𝘥𝘪𝘥𝘢 𝘢𝘭𝘣𝘪𝘤𝘢𝘯𝘴 und menschlichem Gewebe. Die Studie, veröffentlicht in „Biomaterials“, zeigt, wie das Antimykotikum Caspofungin die Morphologie von Pilzmikrokolonien verändert und deren Pathogenität reduziert. Diese Arbeit stellt einen Durchbruch für präzisere Modelle der Infektionsforschung dar, die ohne Tierversuche auskommen. Beteiligt waren Forschende aus der Biotechnologie, der Infektionsbiologie sowie der biologischen Bildanalyse unter der Leitung von Mark Gresnigt, Bernhard Hube und Thilo Figge. Chemische Steuerung der Fortpflanzung in einer Pilz-Bakterien-Symbiose: Eine weitere Auszeichnung ging an eine Publikation von Ingrid Richter und ihrem Team in „The ISME Journal“. Sie analysierten den Einfluss bakterieller Cofaktoren auf die Fortpflanzung des pathogenen Pilzes 𝘙𝘩𝘪𝘻𝘰𝘱𝘶𝘴 𝘮𝘪𝘤𝘳𝘰𝘴𝘱𝘰𝘳𝘶𝘴. Das multidisziplinäre Team identifizierte eine deazaflavinhaltige Verbindung, die als essenzieller Faktor für die Symbiose zwischen Pilz und Bakterium fungiert. Diese Ergebnisse erweitern das Verständnis mutualistischer Interaktionen, die auch im komplexen Mikrobiom des Menschen eine Rolle spielen könnten, beispielsweise in der Abwehr von Krankheitserregern. Teamarbeit als Erfolgsrezept Institutsdirektor Axel Brakhage unterstrich die Bedeutung interdisziplinärer Forschung: „Nur durch die Bündelung verschiedener Expertisen können wir heute Infektionsmechanismen verstehen und neue Therapiekonzepte entwickeln. Der medac-Forschungspreis bietet seit nunmehr zwei Jahrzehnten vor allem jungen Forschenden einen hervorragenden Anreiz, diese Zusammenarbeit weiter zu stärken.“ Der Leiter der Produktentwicklung der medac GmbH, Dr. Florian Ende, betonte: „Diese Arbeiten illustrieren, wie wissenschaftliche Exzellenz nur durch Teamarbeit erreicht wird. Wir freuen uns, diese Kooperation weiterhin zu fördern und damit einen wichtigen Beitrag zu erfolgreichen Laufbahnen in der Forschung zu leisten.“ Die medac GmbH pflegt seit Jahrzehnten eine enge Partnerschaft mit dem Leibniz-HKI. Als global agierendes Pharmaunternehmen mit Therapiefokus auf Rheumatologie, Urologie, Hämatologie und Onkologie und einem Sitz im Kuratorium des Instituts unterstützt das Unternehmen mit dem Forschungspreis gezielt die wissenschaftliche Zusammenarbeit, um neue Ansätze im Kampf gegen Krankheiten zu entwickeln, selbst wenn diese nicht direkt im eigenen Geschäftsfokus liegen.
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