Medikament gegen Prurigo nodularis in Europa zugelassen

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Bei Prurigo nodularis spielt Interleukin-31 eine große Rolle. Nun ist nach über neun Jahren Forschung ein entsprechender Antikörper für den europäischen Markt zugelassen.

Wissenschaftliche Studien an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster haben maßgeblich bei der klinischen Entwicklung geholfen. Prof. Sonja Ständer, Leiterin des Kompetenzzentrums Chronischer Pruritus (KCP) an der UKM-Hautklinik, krönt damit die Anstrengungen ihrer Forschungen für die betroffenen Patientinnen und Patienten.

Die Erkrankung Prurigo nodularis (PN) hat ursprünglich dazu geführt, dass sich die Wege von Elke Schmalenbach und Prof. Sonja Ständer kreuzten. Die eine, Elke Schmalenbach, als Patientin des Kompetenzzentrums Chronischer Pruritus an der Klinik für Hauterkrankungen am UKM (Universitätsklinikum Münster). Die andere, Prof. Sonja Ständer, als ihre behandelnde Ärztin und Leiterin mehrerer klinischer Studien, auf der Suche nach einer Therapiemöglichkeit für Menschen wie Elke Schmalenbach.

„Prurigo nodularis ist eine noch nicht vollständig verstandene Erkrankung, die zunächst in Verbindung mit chronischem Juckreiz, also Pruritus, auftritt. Mit den ersten Symptomen beginnt ein Juck-Kratz-Kreislauf: Kratzen aufgrund des Juckreizes hilft kurzfristig, schädigt jedoch auf Dauer die Haut und führt zu Hautveränderungen in Form von juckenden roten Knötchen. Diese bluten, wenn weiter gekratzt wird. Für die Betroffenen ist das verbunden mit einer deutlich beeinträchtigten Lebensqualität, schlechtem Schlaf und vor allem auch mit Scham bis hin zu sozialem Rückzug“, berichtet Ständer. Jährlich erkranken etwa zwei von 10.000 Menschen neu; Frauen ab dem mittleren Lebensalter sind häufiger betroffen als Männer.

Bei der Münsteranerin Schmalenbach traten erste Symptome schon 2015 auf, mehrere konventionelle Behandlungsversuche der juckenden roten Papeln, die sich bei ihr auf Armen und Beinen ausbreiteten, blieben ohne Erfolg. 2020 endlich führte das inzwischen lebensbestimmende alltägliche Jucken sie in die Pruritus-Ambulanz der UKM-Hautklinik. Sie wird in eine klinische Phase-III-Doppelblind-Studie aufgenommen. Nemolizumab heißt der monoklonale Antikörper, der aus der Neurodermitis-Forschung stammt und der in der Studie auf Wirksamkeit bei PN getestet werden soll. Zunächst landet Schmalenbach in dem Studienzweig, bei dem ihr ein Placebo verabreicht wird. Doch das Studiendesign sieht vor, dass ein halbes Jahr später auch Schmalenbach die Injektionen mit Nemolizumab erhält. „Was dann passierte, grenzte für mich an ein Wunder“, sagt die 78-jährige Rentnerin. „Die Spritzen haben innerhalb weniger Tage gewirkt und ich konnte kaum glauben, dass ich von jetzt auf gleich den Juckreiz los war“, erinnert sie sich.

Seit 2013 hat Ständer zusammen mit PD Dr. Claudia Zeidler im Rahmen von mehreren randomisierten Studien an einer Therapiemöglichkeit für Prurigo nodularis gearbeitet. Dabei haben beide herausgefunden, dass verschiedene Botenstoffe in der Haut, vor allem aber das Interleukin-31, bei den Betroffenen im Überschuss gebildet werden. Nemolizumab blockiert das Interleukin-31. Patientinnen und Patienten wie Elke Schmalenbach wurde im Rahmen der Studien der Antikörper per Injektion einmal im Monat im Studienzentrum der UKM-Hautklinik verabreicht. Nachdem die Injektionstherapie im vergangenen Jahr in den USA erstmals zugelassen wurde, ist das Medikament nun auch in Europa erhältlich.