MedUni Wien: „Digitale Revolution in der Augenheilkunde steht vor weltweitem Durchbruch“21. September 2018 Das Konzept von Künstlicher Intelligenz in der Ophthalmologie könnte nach Einschätzung der MedUni Wien schon bald weltweit umgesetzt werden. Illustration: © wsf-f – Fotolia.com Die Medizinische Universität (MedUni) Wien gilt im Bereich der OCT-Technologie als „Pionier und Motor der digitalen Revolution in der Augenheilkunde“. Diese Revolution, so betont die Universität, stehe nun vor dem „weltweiten Durchbruch“. „In einem topaktuellen Paper hat nun auch ‚Google‘ das Thema aufgegriffen, dass digitale Algorithmen Augendiagnosen vollautomatisch und präzise stellen können, wie wir dies in den vergangenen Jahren entwickeln und publizieren konnten“, erklärt Univ.-Prof. Ursula Schmidt-Erfurth, Leiterin der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie. Ihre Studien an der MedUni Wien zu diesem Themenbereich wurden nach Angaben der Universität in der Nature Medicine-Arbeit von „Google“ gleich viermal zitiert. Dass Google – wie auch zum Beispiel der Technologiekonzern IBM – nun auf den „digitalen Zug in der Ophthalmologie aufspringe, so die Sprecherin des MedUni-Wien-Forschungsclusters für Medizinische Bildgebung, sei durchaus positiv zu sehen: „Dadurch wird unsere Idee der künstlichen Intelligenz in der Augenheilkunde weiter transportiert und als Geschäftsmodell weltweit umgesetzt.“ Sehr bald werde es möglich sein, dass jeder Augenarzt überall auf der Welt auf diese Technologie zugreifen könne. Gewürdigt worden, so die Universität, sei diese Pionier- und Vorreiterstellung der Wiener Forscher zeitgleich durch ein ausführliches Review zum Stand der künstlichen Intelligenz in der Erforschung und Behandlung von Netzhauterkrankungen im Top-Journal „Progress in Retinal and Eye Research“, zu dem die Wissenschaftlerin der MedUni Wien eingeladen worden sei.* 60 Millionen Pixel in 1,2 Sekunden Bei der Analyse werden die Daten der OCT mithilfe automatisierter Algorithmen evaluiert, die auf Basis von Artificial Intelligence (AI) entwickelt werden. Beides, Gerät und AI-Methode, so betont die Universität, seien eigene Entwicklungen der MedUni Wien, die insbesondere am Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik sowie im Christian Doppler-Labor OPTIMA unter der Leitung von Schmidt-Erfurth erarbeitet worden seien. Für die frühe Entwicklung der OCT als Methode seien Christoph Hitzenberger und Adolf Fercher vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik im Jahr 2017 mit dem Dolores H. Russ Prize, dem „Nobelpreis für Ingenieurswissenschaften“, geehrt worden, erinnert die Universität. Bei dieser Methode könnten innerhalb von 1,2 Sekunden 60 Millionen Pixel aufgenommen und gleichzeitig analysiert werden. Schmidt-Erfurth: „Der behandelnde Arzt soll diese Fülle an diagnostischen Informationen nutzen – und wir machen es möglich.“ Werde eine Erkrankung entdeckt beziehungsweise prognostiziert, könnten ebenfalls sehr rasch vom behandelnden Arzt die für den Betroffenen exakt richtigen therapeutischen Schritte eingeleitet werden, ganz im Sinne der Präzisionsmedizin beziehungsweise personalisierten Medizin. „Das kommt jedem der rund 170 Millionen Menschen zugute, die an einer Makuladegeneration leiden“, sagt Schmidt-Erfurth. Es bedürfe also der exakten Analyse durch die digitale Medizin und anschließend der vom Arzt veranlassten individuellen Therapie für den individuellen Patienten zur richtigen Zeit. Zukunftsvision „Augen-Scan-Automaten“ Dass zunächst alle Augenärzte der Welt auf die digitalen Diagnose-Methoden in der Augenheilkunde zugreifen könnten, sei der erste Schritt der „digitalen Revolution“. Der nächste, und damit skizziert Schmidt-Erfurth eine Zukunftsvision, die nach Experten-Einschätzung bereits in rund drei Jahren wahr werden könnte, seien – analog zu den bereits vielerorts im Stadtbild zu findenden Passfoto-Automaten –„Augenuntersuchungsboxen“: Dann könnte sich jeder jederzeit die Augen scannen lassen, unabhängig vom Standort – und wenn das Ergebnis eine mögliche Erkrankung ergebe, sofort zum zuständigen Arzt gehen. *Publikation: Schmidt-Erfurth U, Sadeghipour A, Gerendas B, Waldstein S, Bogunovic H. Artificial intelligence in retina. Progress in Retinal and Eye Research. 31 July 2018. https://doi.org./10.1016/j.preteyeres.2018.07.004 Quelle: Medizinische Universität Wien Anm. d. Red.: Beiträge der Augenklinik der MedUni Wien zur Digitalisierung in der Augenheilkunde finden sich im DOG-Kongressprogramm in folgenden Sitzungen: Do07, Do14 und DS0502 Weiterführende Links: – Christian Doppler-Labor OPTIMA: http://optima.meduniwien.ac.at/ – Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik: https://zmpbmt.meduniwien.ac.at/ – MedUni Wien-Forschungscluster für Medizinische Bildgebung: https://www.meduniwien.ac.at/web/forschung/forschungsschwerpunkte/medizinische-bildgebung/
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