Mehr Artenvielfalt durch Schutzgebiete und biodiversitätsfreundliche Landwirtschaft21. Mai 2024 Streifenanbau mit Winterraps und Winterweizen zur Förderung der Artenvielfalt. Foto: © Uwe Holst Die Verluste an biologischer Vielfalt durch die Intensivierung der Landwirtschaft sind dramatisch. Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Hohenheim sowie dem Centre for Ecological Research in Vácrátót in Ungarn fordern einen Mix aus Maßnahmen, um die Artenvielfalt zu erhalten. Schutzgebiete sind für die globale Artenvielfalt von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus braucht es aber auch Landschaften und Regionen, die eine Ausbreitung von Tieren und Pflanzen zwischen genutzten und natürlichen Flächen ermöglichen, um die Wahrscheinlichkeit lokalen Aussterbens zu verringern. Dies ist besonders wirksam in Landschaften mit kleinen Feldern mit einer diversen Fruchtfolge. Wird der Naturschutz hingegen nur auf große Schutzgebiete konzentriert, scheitert die Erhaltung einer Vielzahl von Arten in Agrarlandschaften, die wichtige Ökosystemleistungen wie Schädlingsbekämpfung, Bestäubung und kulturelle Leistungen erbringen. „Mit diesem Artikel wollen wir einen Beitrag dazu leisten, die falsche Dichotomie der „land sparing versus land sharing“-Debatte zu überwinden“, sagen der Erstautor, der Göttinger Agrarökologe Prof. Dr. Teja Tscharntke und seine beiden Koautoren, Dr. Péter Batáry vom Centre for Ecological Research in Vácrátót, Ungarn, und Prof. Dr. Ingo Grass von der Universität Hohenheim. Bei dieser Debatte geht es darum, ob es eher eine Integration (land sharing) oder Segregation (land sparing) von Naturschutz-Maßnahmen und landwirtschaftlicher Produktion geben soll. Konkret wird vorgeschlagen, die Naturschutz-Politik auf eine umweltfreundliche Landnutzung zu konzentrieren (land sharing), was meist mit einer Reduzierung des Ertrags einhergeht. Dieser Vorschlag wird teils heftig von Vertretern des land sparing kritisiert, die für eine intensive Ackernutzung plädieren, um den gleichen Ertrag auf weniger Fläche zu erzielen. Auf diese Weise könnten landwirtschaftliche Flächen aus der Nutzung genommen und für mehr Naturschutz reserviert werden. „Die Idee, den Naturschutz hauptsächlich auf den sparsamen Umgang mit Land zu beschränken und für eine Landwirtschaft mit hoher Intensität zu plädieren, ignoriert die Notwendigkeit multifunktionaler und komplexer Agrarlandschaften mit ihrem Beitrag für die Artenvielfalt und für wichtige biologische Leistungen wie die Schädlingsbekämpfung, Bestäubung und Bodengesundheit“, so die Autoren. Allerdings sollten biodiversitätsfreundliche Maßnahmen auf den Feldern so gestaltet werden, dass sie Ertragsverluste minimieren, wie das beispielsweise mit einer Verkleinerung und Diversifizierung der Felder auf effektive Weise möglich ist. So kann eine erhöhte Nachfrage nach Nahrungsmittelimporten aus biodiversitätsreichen Regionen verhindern werden, wobei grundsätzlich höhere sozial-ökologische Landnutzungsstandards für Importe durchgesetzt werden müssten, um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen.
Mehr erfahren zu: "Können Blutanalysen bei Hunden Erkenntnisse über das Altern des Menschen liefern?" Können Blutanalysen bei Hunden Erkenntnisse über das Altern des Menschen liefern? Laborstudien liefern Erkenntnisse zur Biologie des Alterns, doch es ist unklar, wie sich die Ergebnisse auf das Altern in der realen Welt übertragen lassen. Nun wollen Forschende überprüfen, ob ihre […]
Mehr erfahren zu: "Auf leisen Schwingen von Ort zu Ort: Experten schätzen Vogelgrippe-Lage ein" Auf leisen Schwingen von Ort zu Ort: Experten schätzen Vogelgrippe-Lage ein Die Vogelgrippe verbreitet sich aktuell rasant in Deutschland. Mit dem Vogelzug „reist“ das Virus von Nord nach Süd, 500 000 Tiere wurden bislang gekeult. Drei Experten nehmen eine Einschätzung des […]
Mehr erfahren zu: "„Milchviehstall der Zukunft“: Familienherde mit Weidezugang statt trister Stallalltag mit sozialem Stress" „Milchviehstall der Zukunft“: Familienherde mit Weidezugang statt trister Stallalltag mit sozialem Stress Ein nationaler Forschungsverbund unter Beteiligung der Hochschule Neubrandenburg, dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) zeigt, wie moderne Milchviehhaltung Tierwohl, Praxis und Transparenz zusammenbringt.