Mehr Arztkontakte verbessern Erfahrungen von Dialysepatientinnen und -patienten mit der Versorgung nicht

Foto: © Sutipond Stock/stock.adobe.com

In einer aktuellen Analyse hat sich gezeigt, dass häufigere Kontakte mit Nierenspezialisten in Kliniken, in denen sich Patientinnen und Patienten mit Nierenversagen einer ambulanten Hämodialyse unterziehen, nicht mit besseren Erfahrungen der Betroffenen bezüglich der Versorgung verbunden sind. Tatsächlich waren häufigere Kontakte mit etwas schlechteren Erfahrungen assoziiert.

In der Vergangenheit war in Studien untersucht worden, ob Patientinnen und Patienten mit Nierenversagen durch häufigere Kontakte mit Nierenspezialisten gesundheitliche Vorteile haben. Dabei erwiesen sich die Ergebnisse in Bezug auf Mortalität, Transplantation, Krankenhausaufenthalte und andere Outcomes als gemischt. In der neuen Studie konzentrierte sich ein Team unter der Leitung von Dr. Kevin Erickson vom Baylor College of Medicine (USA) auf die von Patientinnen und Patienten berichteten Erfahrungen mit der Versorgung. Die Arbeitsgruppe untersuchte, ob Betroffene, die bei Dialyseterminen mehr persönlichen Kontakt zu ihrem Arzt hatten, mit ihrer nephrologischen Versorgung zufriedener sind.

Die Forschenden verknüpften Patientenakten aus einem nationalen Register mit Personen, die an Nierenversagen litten, mit Daten zu Patientenerfahrungen aus der ICH-CAHPS-Befragung (In-Center Hemodialysis Consumer Assessment of Healthcare Providers and Systems). Von 243.324 Betroffenen, die 2015 in mehr als 5000 Dialyseeinrichtungen in den USA behandelt wurden, meldeten 71 Prozent vier oder mehr persönliche Kontakte mit ihrem Nierenspezialisten pro Monat. Bei 17 Prozent waren des zwei bis drei Kontakte, bei vier Prozent nur ein Kontakt, und acht Prozent hatten im Verlauf eines Monats gar keinen Kontakt zu einem Nephrologen.

Jeder um zehn Prozent absolut höhere Anteil von Patientinnen und Patienten, die pro Monat viermal oder häufiger einen Nephrologen sahen, war mit einem moderat, aber statistisch signifikant niedrigeren Bewertung der Patientenerfahrung mit der nephrologischen Versorgung assoziiert.

„Die Ergebnisse dieser Studie belegen, dass ein Mehr in der Dialyse nicht immer besser ist und dass Patientinnen und Patienten in Einrichtungen, in denen Ärzte die Betroffenen während der Dialyse häufiger sehen, nach eigenen Angaben nicht bessere Erfahrungen mit ihrer nephrologischen Versorgung machen“, unterstreicht Erickson. „Die Erkenntnis, dass häufigere persönliche Kontakte nicht mit besseren von Patienten selbst angegebenen Erfahrungen verbunden sind, bietet Nephrologen die Möglichkeit, ihre Versorgung zu verbessern, indem sie mehr Zeit und Mühe auf Aktivitäten verwenden, von denen die Betroffenen profitieren, anstatt sich darauf zu fokussieren, alle Patientinnen und Patienten viermal im Monat sehen.”