Mehrsprachigkeit verlangsamt Hirnalterung14. November 2025 Neue Studie zeigt, dass das Gehirn von Menschen, die regelmäßig mehrere Sprachen sprechen, im Schnitt langsamer altert. (Bild: © Sergey Novikov/stock.adobe.com) Wer regelmäßig mehrere Sprachen spricht, zeigt biologisch langsameres Altern. Eine europäische Untersuchung mit über 86.000 Teilnehmenden deutet darauf hin, dass Mehrsprachigkeit kognitive Reserve aufbaut und potenziell vor Demenz schützt. Menschen, die regelmäßig mehrere Sprachen sprechen, altern im Schnitt langsamer. Das ergibt eine Untersuchung mit Daten von mehr als 86.000 Erwachsenen aus 27 europäischen Ländern. Mehrsprachigkeit ging darin auch dann mit einem verzögerten Altern einher, wenn das Forschungsteam andere Schutzfaktoren wie Bildung, körperliche Aktivität oder soziale Einflüsse berücksichtigte. In der im Fachblatt „Nature Aging“ veröffentlichten Studie glich das internationale Team um Agustin Ibañez vom Trinity College Dublin das Alter der Teilnehmer mit biologischen Daten und Verhaltensmerkmalen ab – etwa zu Gesundheit, Fitness, Lebensstil und sozialer Aktivität. So berechnete es, ob jemand biologisch jünger oder älter war als nach seinem chronologischen Alter. Die Teilnehmenden waren 50 bis 90 Jahre alt. Mehr Sprachen, stärkerer Effekt Mehrsprachige hatten eine merklich geringere Wahrscheinlichkeit für beschleunigtes Altern als Menschen, die nur eine Sprache sprechen. Jede zusätzliche Sprache verstärkte die Schutzwirkung. Die Forscher sprechen von einem dosisabhängigen Effekt. Für Peter Berlit weist die Untersuchung auch auf einen Schutz vor Demenz hin. „Diese Studie bestätigt kleinere Beobachtungsstudien, die gezeigt haben, dass Mehrsprachigkeit offensichtlich einen Schutzfaktor vor Demenz darstellt“, berichtet der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Zwar wurden in die Untersuchung keine Menschen mit Demenz eingeschlossen. Dennoch sieht Berit wichtige Hinweise auf Mechanismen, die das Risiko für kognitive Einbußen im Alter verringern könnten. „Die Resilienz gegenüber einer Einschränkung kognitiver Fähigkeiten wird tatsächlich erhöht dadurch, dass man mehrere Sprachen benutzt.“ Mehrsprachigkeit als kognitive Reserve Die Forschenden führen den Effekt auf die sogenannte kognitive Reserve zurück. „Mehrsprachigkeit scheint ein Puffer im Gehirn zu sein. Wer mehrere Sprachen spricht, hat mehr Speicher, auf den er im Alter zurückgreifen kann“, erklärt Berlit, der selbst nicht an der Studie beteiligt war. Auch die Hirnforscher Jason Rothman und Federico Gallo von der britischen Lancaster University betonen in einem Kommentar, dass der Effekt gut belegt sei. Die Herausforderung bestehe nun darin, die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen und in Strategien für gesundes Altern umzusetzen. Mehrsprachigkeit sei ein kostengünstiger Hebel für die öffentliche Gesundheit – ähnlich bedeutsam wie Programme zur Bewegungsförderung oder zum Rauchstopp. Auch DGN-Generalsekretär Berlit sieht darin eine wirksame Möglichkeit zur Vorbeugung: „Das Erlernen einer neuen Sprache ist eine einfache und sehr wirksame Empfehlung zur Demenzprävention. Es ist eine gesundheitspolitische Maßnahme, die jeder umsetzen kann.“ Die Forschenden wollen nun untersuchen, ob das Erlernen neuer Sprachen im höheren Alter denselben Schutzeffekt hat wie lebenslange Mehrsprachigkeit. „Künftige Studien sollten unterscheiden, ob Sprachen in der Kindheit oder im Alter gelernt wurden. Ich glaube, beides wirkt – aber das muss noch belegt werden“, führt Berlit aus.
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