Melanom: Zirkulierende Tumor-DNA als Prädiktor für Rezidiv28. April 2025 © Tyler Olson – stock.adobe.com (Symbolbild) Mit der Überwachung der Blutspiegel von DNA-Fragmenten, die von absterbenden Tumorzellen ausgeschieden werden, kann das Wiederauftreten von Hautkrebs vorhersagt werden. Eine im „The Lancet Oncology“ publizierte Studie zeigt, dass bei etwa 80 Prozent der Melanompatienten im Stadium III, die vor Beginn der Behandlung zur Unterdrückung ihres Tumors nachweisbare Mengen an zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) aufwiesen, ein Rückfall auftrat. Die Forschenden fanden außerdem heraus, dass die Krankheit in dieser Gruppe mehr als viermal schneller zurückkehrte als bei denjenigen, die keine nachweisbaren Werte des Biomarkers aufwiesen. Je höher die Werte waren, desto schneller kehrte der Krebs zurück. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Tests auf zirkulierende Tumor-DNA Onkologen dabei helfen könnten, herauszufinden, welche Melanompatienten am ehesten auf eine Therapie ansprechen“, so Mahrukh Syeda von der NYU Grossman School of Medicine, USA. „In Zukunft könnten solche Untersuchungen routinemäßig in der Klinik eingesetzt werden, um Behandlungsentscheidungen zu unterstützen“, fügte Syeda hinzu. Das Team stellte außerdem fest, dass bei fast allen Patienten mit nachweisbaren ctDNA-Werten nach drei, sechs, neun oder zwölf Monaten nach der Behandlung ein Melanomrezidiv auftrat. Wenn die Genfragmente vor der Therapie nicht nachweisbar sind, aber später auftreten, könnte dies ein Hinweis auf eine Verschlimmerung der Krankheit sein, so die Autoren. Beim Melanom im Stadium III haben sich die Tumorzellen von der Haut aus in nahe gelegene Lymphknoten ausgebreitet. Nachdem diese Lymphknoten operativ entfernt wurden, so die Studienautoren, kann ein Rezidiv mit den üblichen bildgebenden Verfahren wie Röntgenstrahlen und CT-Scans nur schwer erkannt werden, was die Suche nach anderen Möglichkeiten zur frühzeitigen Erkennung der Krebsaktivität vorangetrieben hat. Laut Syeda könnten die rasche Verfolgung des Behandlungsfortschritts und die Fähigkeit, Anzeichen von Krebswachstum zu erkennen, bei einer so gefährlichen Krankheit wie dem Melanom hilfreich sein. Eine frühzeitige Rückmeldung aus einer ctDNA-Analyse könnte Leben retten, sagt sie. Diese ctDNA-Methode funktioniert, indem sie sich auf die häufigsten Mutationen im genetischen Code von Melanomzellen konzentriert. Die mutierte DNA gelangt in das umgebende Blut, wenn die Zellen zugrunde gehen. Frühere Forschungen haben gezeigt, dass ctDNA-Tests die Progression unter anderem von Darm- und Brustkrebs genau verfolgen. Darüber hinaus fanden die Autoren des aktuellen Berichts im Jahr 2021 heraus, dass höhere ctDNA-Werte bei Patienten mit Melanomen im Stadium IV, die sich im ganzen Körper ausgebreitet haben, mit geringeren Überlebenschancen verbunden sind. Sie fanden auch heraus, dass Veränderungen in den ctDNA-Messungen während der Behandlung genutzt werden könnten, um Patienten mit besseren oder schlechteren Überlebenschancen zu identifizieren. Ihre aktuelle Untersuchung ist laut Syeda die bisher umfangreichste, bei der die ctDNA als Prädiktor für ein Wiederauftreten bei Patienten mit Melanom im Stadium III untersucht wurde. Die Ergebnisse wurden bei fast 600 Männern und Frauen erzielt, die an einer früheren klinischen Studie für Melanome im Stadium III teilgenommen hatten. Das Team verwendete Blutproben von Teilnehmenden an einer klinischen Studie aus Europa, Nordamerika und Australien. Sie verglichen die ctDNA-Messungen mit klinischen Hinweisen auf ein Wiederauftreten des Krebses. Bei der statistischen Analyse wurden neben der Tumorausscheidung auch andere Faktoren berücksichtigt, die einen Einfluss auf das Wiederauftreten haben könnten, wie z.B. das Geschlecht, das Alter und die Art der Therapie. Die Ergebnisse zeigten unter anderem, dass die Bewertung der ctDNA-Werte eine ebenso gute oder bessere Vorhersage des Wiederauftretens ermöglicht als andere experimentelle Tests, die den Tumor selbst untersuchen, wie etwa solche, die die Immunaktivität innerhalb einer Gruppe von Krebszellen messen. „Im Gegensatz zu standardmäßigen, gewebebasierten Analysen von Tumorzellen, die nur die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens andeuten können, liefern zirkulierende Tumor-DNA-Tests ein klares, direktes Maß für die Krankheit selbst und können uns direkt sagen, dass das Melanom zurückgekehrt ist“, sagte der leitende Autor der Studie David Polsky vom Ronald O. Perelman Department of Dermatology an der NYU Langone Health. Polsky gibt zu bedenken, dass in einigen Fällen der Krebs wieder auftrat, obwohl der Patient vor Beginn der Therapie einen negativen ctDNA-Test erhalten hatte. Um dies zu beheben, wollen die Autoren als Nächstes die Empfindlichkeit ihres Tests verbessern, fügt Polsky hinzu. Außerdem wollen sie in einem klinischen Umfeld untersuchen, ob die Verwendung des Biomarkers für Behandlungsentscheidungen tatsächlich die Überlebenschancen und die Lebensqualität der Patienten verbessern kann.
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