Menarche, Menopause & Co. können offenbar bei Entwicklung einer COPD eine Rolle spielen14. Februar 2024 Verschiedene Faktoren der Frauengesundheit sowie der Reproduktion und Reproduktionsfähigkeit der Frau hatten bei Probandinnen in einer großen Analyse offenbar Einfluss auf deren Risiko, im späteren Leben an COPD zu erkranken. (Abbildung: © natali_mis/stock.adobe.com) Unter anderem eine ungewöhnlich frühe oder späte Menarche und eine Menopause in vergleichsweise jungen Jahren sind laut aktuellen Erkenntnissen bei Frauen mit einem erhöhtem Risiko für eine Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) assoziiert. Die Autoren einer gerade in „Thorax“ veröffentlichten Arbeit berichten darin über eine Reihe von Fortpflanzungsfaktoren, die mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit dafür einherzugehen scheinen, dass die betroffenen Frauen an einer COPD erkranken. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse deuteten auf erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Anfälligkeit und bezüglich des Schweregrades einer COPD hin, formulieren die Forschenden. Demnach scheinen Frauen in jüngerem Alter eine schwere COPD zu entwickeln als Männer. Und obwohl Rauchen einen wichtigen Risikofaktor für die chronische Lungenerkrankung darstelle, seien Nichtrauchende, bei denen sich eine COPD entwickelt, mit höherer Wahrscheinlichkeit Frauen. Analyse von Daten aus drei großen Studien Zuvor veröffentlichte Studien, in denen der mögliche Einfluss weiblicher Hormone auf das COPD-Risiko untersucht wurde, hätten methodische Mängel gehabt und seien daher nur begrenzt aussagekräftig, betonen die Verfasser der aktuellen Arbeit, für die sie auf Daten des InterLACE-Konsortiums (International Collaboration for a Life Course Approach to Reproductive Health and Chronic Disease Events) zurückgriffen. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von 27 Beobachtungsstudien, in denen individuelle Informationen zu mehr als 850.000 Frauen in zwölf Ländern gebündelt werden. Für die Zwecke der aktuellen Studie schlossen die Forschenden drei Gruppen von Frauen (283.070 Personen; Durchschnittsalter 54) mit Daten zu Reproduktionsfaktoren und COPD in ihre Analyse ein: die Australian Longitudinal Study on Women’s Health 1946–1951 (ALSWH-mid), die UK Biobank und die WLH-Studie (Swedish Women’s Lifestyle and Health Study). In den Gruppen aus der ALSWH-mid und der UK Biobank beobachtete man die Frauen bis Ende Dezember 2019, in der WLH-Studie bis Ende 2010. Informationen zu Reproduktionsfaktoren sammelte man bei Eintritt der Probandinnen in die jeweilige Studie oder zu späteren Zeitpunkten, ebenso wie Angaben zu potenziell einflussreichen Faktoren: Geburtsjahr (vor oder nach 1950), ethnische Zugehörigkeit, Bildungsniveau, Dauer des Tabakkonsums, Asthma (niemals bzw. jemals) und Körpergewicht (Body-Mass-Index). Ob die Frauen an einer COPD litten oder im Laufe der Zeit eine solche entwickelten, untersuchten die Wissenschaftler retrospektiv und prospektiv anhand von Berichten der Probandinnen selbst sowie anhand ihrer Krankenakten, die Verschreibungen, Krankenhauseinweisungen, Kontakt im Notdienst und Sterberegisterdaten umfassten. Die Gesundheit der Frauen wurde durchschnittlich elf Jahre lang überwacht. In diesem Zeitraum erkrankten 10.737 (4%) Studienteilnehmerinnen im Durchschnittsalter von 63 Jahren an einer COPD. Bei Frauen mit COPD war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie bei Eintritt in die jeweilige Studie älter gewesen waren und dass sie für weniger als zehn Jahre eine formale Ausbildung genossen hatten. Ebenso erhöht war bei den COPD-Patientinnen die Wahrscheinlichkeit für Adipositas, ein Tabakkonsum von mindestens zehn Jahren sowie ein bestehendes Asthma – alles Risikofaktoren für eine COPD. Etwa 53.205 (16%) der ursprünglich in die Analyse aufgenommenen Frauen wurden schließlich wegen fehlender Daten ausgeschlossen. Bewertung von Faktoren, die die Reproduktion beziehungsweise Reproduktionsfähigkeit betreffen Mehrere reproduktive Faktoren waren den Forschenden zufolge mit dem COPD-Risiko verbunden, darunter das Alter zum Zeitpunkt der Menarche, die Anzahl der von der Probandin zur Welt gebrachten Kinder sowie Fehl- oder Totgeburten (insbesondere mehrfache) in der Vorgeschichte und das Alter bei Einsetzen der Wechseljahre. Für das Alter bei Menarche zeichnete sich ein U-förmiges Muster ab. Bei Frauen, die im Alter von elf Jahren oder früher erstmals menstruiert hatten, war die Wahrscheinlichkeit für eine COPD im Erwachsenenalter um 17 Prozent höher als bei jenen mit Menarche im Alter von 13 Jahren. War die erste Menstruation spät eingetreten – nach dem 16. Lebensjahr – erwies sich das COPD-Risiko als um 24 Prozent höher. Mütter besaßen in der vorgestellten Analyse ein höheres COPD-Risiko als kinderlose Frauen. Im Vergleich zur Geburt von zwei Kindern war das Risiko bei mehr als drei Kindern um 34 Prozent erhöht, während es bei Müttern mit einem Kind um 18 Prozent höher lag. Außerdem stellten die Forschenden fest, dass Frauen mit Infertilität ein um 13 Prozent höheres COPD-Risiko hatten als fruchtbare Frauen. Probandinnen mit einer Fehlgeburt in der Vorgeschichte zeigten um 15 Prozent gesteigertes COPD-Risiko, wobei dieses parallel zur Anzahl der Fehlgeburten anstieg: 28 Prozent bei mehr als zwei und 36 Prozent bei drei Fehlgeburten oder mehr. Ebenso war eine Totgeburt mit einem insgesamt um 42 Prozent erhöhten COPD-Risiko assoziiert, wobei das Risiko mit der Zahl der Totgeburten anstieg. Das Eintreten der Wechseljahre vor dem 40. Lebensjahr – im Vergleich zu einem Alter von 50/51 Jahren – stand mit einem um 69 Prozent erhöhten Risiko für eine COPD in Zusammenhang. Hingegen war die Wahrscheinlichkeit an COPD zu erkranken, bei solchen Frauen um 21 Prozent verringert, die ihre Menopause im oder nach dem 54. Lebensjahr hatten. Die Forschenden räumen verschiedene Umstände ein, die die Aussagekraft ihrer Untersuchung abschwächen. Sie verfügten sie beispielsweise über keine detaillierten Informationen zur hormonellen Empfängnisverhütung und einer Hormonersatztherapie. Außerdem waren Daten zu COPD der Eltern, zu Atemwegsinfektionen im Kindesalter, zur Exposition gegenüber Passivrauch oder berufsbedingten Belastungen nicht für alle drei Gruppen verfügbar. Autoren nennen Einschränkungen Aufgrund des beobachtenden Charakters der Arbeit konnten keine Aussagen zu Ursachen des Zusammenhangs getroffen werden. Allerdings schlagen die Wissenschaftler dennoch eine Erklärung für ihre Ergebnisse vor. Sie nehmen an, dass das weibliche Hormon Östrogen aufgrund seiner verschiedenen Auswirkungen auf die Lunge wahrscheinlich eine Schlüsselrolle beim COPD-Risiko unter Frauen spielt. „Die Gesamtwirkung von Östrogen kann je nach Zeitpunkt unterschiedlich sein“, schreibt die Arbeitsgruppe. „In der frühen oder mittleren Phase der Fortpflanzungsfähigkeit wäre eine lange oder höhere akkumulierte Östrogenexposition schädlich für die Lunge und würde bei Frauen mit früher Menarche oder Mehrlingslebendgeburten zu einem höheren COPD-Risiko führen.“ Im späteren Stadium habe Östrogen möglicherweise eine schützende Wirkung, da eine frühere Menopause oder eine Ovariektomie – mit kürzerer Östrogenexposition – mit einem höheren COPD-Risiko verbunden waren. Andere Faktoren, darunter Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes sowie soziale und umweltbedingte Faktoren wie Luftverschmutzung, Untergewicht und sozioökonomische Benachteiligung, könnten ebenfalls einen Einfluss haben, fügen die Autoren der aktuellen Arbeit hinzu.
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