Metaanalyse: Gezielte Strahlentherapie bei SCLC-Patienten mit Hirnmetastasen kann genauso wirksam sein wie die Standardbehandlung

Die Studienautoren Karolina Gaebe (li.) und Sunit Das. (Foto: © Unity Health Toronto)

Eine gerade in „The Lancet Oncology“ veröffentlichte Studie zu Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs (SCLC) mit Hirnmetastasen lässt die Schlussfolgerung zu, dass eine gezielte Strahlentherapie dem aktuellen Behandlungsstandard gleichzusetzen ist.

Die von Forschenden des St. Michael’s Hospital, einem Standort von Unity Health Toronto (Kanada), geleitete Arbeit legt nahe, dass die Umsetzung dieses zielgerichteten Ansatzes – bei weniger negativen kognitiven Folgen für den Patienten – möglicherweise die Behandlungserfahrung verbessern könnte.

Bei SCLC-Patienten werden Hirnmetastasen derzeit mit einer Ganzhirnstrahlentherapie behandelt. Damit lassen sich sogar mikroskopisch kleine Tumoren therapieren, jedoch kann diese Behandlung zu Gedächtnisproblemen führen und die kognitive Funktion verringern. Die stereotaktische Radiochirurgie als Alternative, die gesundes Hirngewebe verschont, indem sie genau auf den Tumor abzielt, hat nachweislich weniger schwerwiegende kognitive Folgen, wurde jedoch noch nicht bei Patienten mit SCLC untersucht, bei denen sich die Erkrankung auf das Gehirn ausgebreitet hat.

„Viele Jahre lang war es sinnvoll, diese Patienten mit einer Ganzhirnbestrahlung zu behandeln, weil ihr Überleben ziemlich schlecht war“, erklärt Karolina Gaebe, Forschungsstudentin im Labor von Dr. Sunit Das, die die Studie leitete. Das arbeitet am Keenan Research Centre for Biomedical Science und neurochirurgischer Onkologe am St. Michael’s Hospital in Toronto. „Für diese Patienten waren die langfristigen Folgen der Behandlung nicht so entscheidend wie die kurzfristige Verringerung der Krankheitsauswirkungen. Aber jetzt, da sich die Behandlungsmöglichkeiten für ihren Lungenkrebs verbessert haben, überleben diese Patienten viel länger.“

Das, Gaebe und Kollegen erforschten dies näher, nachdem sie festgestellt hatten, dass Patienten mit längeren Überlebenszeiten aufgrund der Behandlung ihrer Hirnmetastasen auch schwere kognitive Beeinträchtigungen erlitten. Die Wissenschaftler wollten verstehen, ob eine gezieltere Bestrahlung des Gehirns für diese Patienten genauso vorteilhaft sein könnte, wie es bereits bei den meisten anderen Krebsarten gezeigt wurde.

In einem ersten Schritt führten die Forschenden eine Metaanalyse durch und überprüften die aktuelle Literatur, um die Überlebens- und Hirn-Outcomes nach einer stereotaktischen Radiochirurgie für SCLC-Patienten mit Hirnmetastasen zu untersuchen. Das Team analysierte Daten aus 31 Studien und schloss 18.130 Patienten ein – laut den Wissenschaftlern die größte Kohorte von SCLC-Patienten mit Hirnmetastasen, die bisher untersucht wurde.

Als nächstes möchte die Arbeitsgruppe eine große, umfassende klinische Studie starten und die Unterschiede in Bezug auf die kognitiven Ergebnisse zwischen stereotaktischer Radiochirurgie und Ganzhirnbestrahlung bei dieser Patientenpopulation zu untersuchen.

„Da es sich um eine Metaanalyse handelt, können wir dies nicht als absoluten Beweis dafür heranziehen, dass alle Patienten auf diese Weise behandelt werden sollten“, formuliert Das. „Aber im Wesentlichen bedeutet dies, dass wir unsere weltweit anerkannten Paradigmen für die Behandlung von Patienten mit dieser Erkrankung infrage stellen und die Vorstellung überdenken müssen, dass diese Patienten eine Ganzhirnstrahlentherapie erhalten sollten.“