Metaanalyse: Triptane sind zur Therapie akuter Migräneattacken am effektivsten23. September 2024 Welche Medikamente bei einem akuten Migräneanfall am effektivsten sind, untersuchte eine aktuelle Netzwerk-Metaanalyse. (Symbolfoto: ©Monstar Studio/stock.adobe.com) Die aktuelle Metaanalyse eines internationalen Netzwerks zeigt, dass Triptane am effektivsten gegen akute Migräneattacken wirken. Auch neuere Migränemedikamente waren nicht überlegen. Es gibt eine Vielzahl von Studien, bei denen Schmerz- und Migränemittel mit Placebos oder anderen Schmerz- und Migränemitteln verglichen wurden. Eine Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern und Klinikern der Universitäten in Oxford (Vereinigtes Königreich), der Universität Kopenhagen (Dänemark), Harvard Medical School, Boston (USA) und der Universität Duisburg-Essen hat jetzt erstmalig einen großen Vergleich der Schmerz- und Migränemittel zur Behandlung akuter Migräneattacken durchgeführt. Die Studie wurde aktuell im „British Medical Journal“ publiziert. Im Wirksamkeitsvergleich: Triptane haben die Nase vorn Die Netzwerk-Metaanalyse hat die Ergebnisse von 137 randomisierten und kontrollierten Studien mit insgesamt 89.445 Patientinnen und Patienten ausgewertet, in denen 17 verschiedene Medikamente oder Placebos zur Therapie von akuten Migräneattacken eingesetzt wurden. Für die Wirksamkeit wurde herangezogen, wie viele Patientinnen und Patienten zwei Stunden nach Einnahme des entsprechenden Medikaments vollständig schmerzfrei waren. Ein weiteres Erfolgskriterium war der Prozentsatz derjenigen, bei denen sich die Kopfschmerzen in den zwei Stunden nach Einnahme deutlich besserten. Die Besserung war definiert als ein Rückgang von schweren oder mittelschweren Kopfschmerzen zu leichten oder keinen Kopfschmerzen. Daneben wurden auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen erfasst. Als Referenzsubstanz diente in der Metaanalyse Sumatriptan – das Triptan, das in der Gruppe der Triptane in Deutschland mit großem Abstand am häufigsten verschrieben wird. Für den Endpunkt „schmerzfrei nach zwei Stunden“ war das wirksamste Medikament Eletripan, gefolgt von Rizatriptan, Zolmitriptan und Sumatriptan. Die neueren Migränemittel Lasmiditan und Gepante waren diesbezüglich weniger wirksam als die Triptane. Ihre Wirksamkeit war vergleichbar mit Acetylsalicylsäure oder nichtsteroidalen Antirheumatika. Am wenigsten wirksam war Paracetamol. Im Hinblick auf den Endpunkt „Besserung der Kopfschmerzen nach zwei Stunden“ waren Triptane ebenfalls überlegen. Sie waren wirksamer als die neuen Migränemittel und die traditionellen Schmerzmittel. Die herkömmlichen Schmerzmedikamente schnitten in dieser Erhebung bezüglich der Nebenwirkungen etwas besser ab. „Allerdings muss bei den Nebenwirkungen berücksichtigt werden, dass Symptome wie Übelkeit, Müdigkeit oder Benommenheit auch Beschwerden im Rahmen der eigentlichen Migräneattacke sein können, die manchmal nur dann von den Betroffenen wahrgenommen werden, wenn sich die Kopfschmerzen durch die Behandlung verbessert haben“, erklärt Migräne-Experte und Co-Autor der Studie Prof. Hans Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Einzige wirkliche Limitation stellt die gefäßverengende Eigenschaft von Triptanen dar. Die Verschreibung ist daher bei arteriellen Gefäßerkrankungen kontraindiziert.“ Praktischen Konsequenzen für die Migränebehandlung Im Jahr 2020 führte das Robert Koch-Institut eine repräsentative bevölkerungsbezogene Studie in Deutschland durch. Die Daten zeigten, dass lediglich 7,3 Prozent der Betroffenen bei Migräneattacken die wirksamsten Medikamente einnahmen, nämlich ein Triptan. Die meisten (46 %) behandeln ihre Migräneattacken mit Ibuprofen, 17 Prozent mit Paracetamol und zehn Prozent mit Acetylsalicylsäure. „Die Tatsache, dass Triptane so selten eingesetzt werden, kann auch nicht mehr darauf beruhen, dass sie teuer sind. In der Zwischenzeit sind alle Triptane nach Ablauf des Patentschutzes als Generika erhältlich, einige sogar ohne Rezept“, erklärt Diener. „Die wichtigste Erkenntnis aus dieser Metaanalyse ist, dass wir in Deutschland deutlich mehr Migränepatientinnen und -patienten mit den sehr wirksamen und sicheren Triptanen behandeln sollten. Dies gilt insbesondere für die, bei denen Schmerzmittel wie Paracetamol oder nichtsteroidale Antirheumatika nicht oder nicht ausreichend wirksam sind. Eine Information, die für Betroffene, aber auch die Ärzteschaft relevant ist“, erklärt DGN-Generalsekretär Prof. Peter Berlit.
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