Metabolisches Syndrom bei COVID-19-Patienten: Erhöhtes Risiko für ARDS

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In einer internationalen Studie hat sich gezeigt, dass wegen einer COVID-19-Erkrankung hospitalisierte Personen mit einer Kombination aus Hypertonie, Adipositas, Diabetes oder anderen mit dem Metabolischen Syndrom verbundenen Erkrankungen ein viel höheres Risiko für ein Akutes Atemnotsyndrom (ARDS) und Tod haben.

Das Risiko für die Entwicklung eines ARDS stieg in der Untersuchung mit jedem weiteren vorliegenden Kriterium für ein Metabolisches Syndrom an. Für die Studie – laut den Forschenden bisher eine der größten, in der der Zusammenhang zwischen dem Metabolischen Syndrom und COVID-19-Outcomes untersucht wurde – werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten zu mehr als 46.000 Personen aus, die in einem von 181 Krankenhäusern in 26 Ländern stationär aufgenommen worden waren.

„Unsere Studie ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, ein ARDS zu erleiden, bei eins zu vier liegt, wenn man einen hohen Cholesterinspiegel, Hypertonie, leichte Adipositas und Prädiabetes oder Diabetes hat und mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Das ist signifikant“, sagte der Hauptautor der Studie, Dr. Joshua Denson, Arzt für Pneumologie und Intensivmedizin und Assistenzprofessor für Medizin an der Tulane University School of Medicine in New Orleans. „Wir fanden auch heraus, dass Patientinnen und Patienten mit einem Metabolischen Syndrom bei jeder Stufe der Atemunterstützung schlechtere Outcomes hatten. Sie wurden im Vergleich zu solchen ohne Metabolisches Syndrom vermehrt invasiv maschinell und nichtinvasiv beatmet bzw. erhielten eine High-Flow-Sauerstoffunterstützung und hatten einen erhöhten Verbrauch von zusätzlichem Sauerstoff.“

Forschende der Mayo Clinic, der Society of Critical Care Medicine und der Tulane University werteten die Outcomes von Patientinnen und Patienten, die zwischen Mitte Februar 2020 und Mitte Februar 2021 in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, im Discovery VIRUS COVID-19-Register aus. Man verglich 5069 Personen (17,5%) mit Metabolischem Syndrom mit 23.971 Kontrollpersonen (82,5%) ohne das Syndrom.

Bei Patienten mit Metabolischem Syndrom stieg die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines ARDS um 36 Prozent, die für Tod im Krankenhaus um fast 20 Prozent, für eine Einlieferung auf eine Intensivstation um mehr als 30 Prozent und das Risiko für die Notwendigkeit einer maschinellen Beatmung um 45 Prozent. Die Forschenden berechneten diese Risiken nach Berücksichtigung von ethnischer Zugehörigkeit beziehungsweise Abstammung, Alter, Geschlecht, anderen Komorbiditäten und dem Fallaufkommen im jeweiligen Krankenhaus.

Insgesamt verstarben etwas mehr als 20 Prozent der Patientinnen und Patienten mit Metabolischem Syndrom im Krankenhaus, 20 Prozent entwickelten ein ARDS und fast die Hälfte wurde auf eine Intensivstation verlegt. Ungefähr 16 Prozent der Personen ohne Metabolisches Syndrom verstarben, zwölf Prozent entwickelten ein ARDS und fast 36 Prozent wurden auf einer Intensivstation behandelt.

Das Metabolische Syndrom trat signifikant häufiger bei COVID-19-Erkrankten in US-Krankhäusern auf (18,8 %) als bei Patientinnen und Patienten, die in Krankenhäuser außerhalb der USA behandelt wurden (8%). Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention erfüllen mehr als ein Drittel der Erwachsenen in den USA die Kriterien des Metabolischen Syndroms, wobei einige Regionen eine Prävalenz von mehr als 40 Prozent aufweisen. Diese hohe Prävalenz könnte laut den Forschenden erklären, warum die USA bei COVID-19-Erkrankungen und damit zusammenhängenden Todesfällen weltweit an der Spitze stehen.

„Diese wichtigen Erkenntnisse sind ein weiteres Beispiel für Möglichkeiten, die sich mit gepoolten Daten von Hunderten von Krankenhäusern im Hinblick auf das Erkennen bedeutsamer Assoziationen während der Pandemie ergeben“, unterstreicht Rahul Kashyap, Seniorautor der Studie und leitender Prüfarzt des Discovery VIRUS: COVID-19 Registry. „Diese Ergebnisse werden bei der Schaffung nationaler Infrastrukturen zur Identifizierung von Risikofaktoren für schwere Erkrankungen und zum Testen neuer/umgenutzter Medikamente helfen, mit dem Ziel, die Outcomes von Patientinnen und Patienten zu verbessern.“

*VIRUS steht für Viral Infection and Respiratory Illness Universal Study.