Migräne erhöht das Risiko für Frühgeburt

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Eine Migräneerkrankung in der Anamnese ist einer aktuellen Studie in „Neurology“ zufolge ein
Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen.

Da Migräne gerade bei Frauen im gebärfähigen Alter häufig auftritt, untersuchte ein Forscherteam der Harvard Medical School in Boston, USA, in einer prospektiven Studie, ob Migräneattacken vor der Schwangerschaft und die Migräneform (mit und ohne Aura) mit Schwangerschaftskomplikationen in Zusammenhang stehen. Dazu schlossen sie 19.694 Teilnehmerinnen der Nurses‘ Health Study II (1989–2009) ohne Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs in ihre Untersuchung ein. Von diesen lagen Daten zu 30.555 Schwangerschaften vor. Die relativen Risiken (RR) für Schwangerschaftsdiabetes mellitus (GDM), Präeklampsie, Schwangerschaftsbluthochdruck, Frühgeburt und niedriges ­Geburtsgewicht bestimmten die Forschenden mithilfe von log-binomialen und Log-Poisson-Modellen.

Dabei zeigte sich, dass nach Adjustierung für Alter, Adipositas und andere Gesundheits- und Verhaltensfaktoren eine selbstberichtete oder ärztlich diagnostizierte Migräne vor der Schwangerschaft (11 %) im Vergleich zu keiner Migräne mit einem höheren Risiko für Frühgeburt (RR 1,17; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,05–1,30), Schwangerschaftsbluthochdruck (RR 1,28; 95 %-KI 1,11–1,48) und Präeklampsie (RR 1,40; 95 %-KI 1,19–1,65) verbunden war. Keinen Zusammenhang fanden die Autoren hingegen zwischen der Kopfschmerz­erkrankung und einem niedrigen Geburtsgewicht (RR 0,99; 95 %-KI 0,85–1,16) oder GDM (RR 1,05; 95 %-KI 0,91–1,22). Das Risiko einer Präeklampsie war bei Migräne mit Aura etwas höher (RR vs. keine Migräne 1,51; 95 %-KI 1,22–1,88) als bei Migräne ohne Aura (RR vs. keine Migräne 1,30; 95 %-KI 1,04–1,61; p-Hetero­genität 0,32), während andere Ergebnisse je nach Migräneform ähnlich waren.

Migränepatientinnen, die über eine regelmäßige Aspirin­einnahme vor der Schwangerschaft berichteten, hatten ein geringeres Risiko für Frühgeburt (<2-mal/Woche RR 1,24; 95 %-KI 1,11–1,38; ≥2-mal/Woche RR 0,55; 95 %-KI 0,35–0,86; p-Wechselwirkung <0,01) und Präeklampsie (<2-mal/Woche RR 1,48; 95 %-KI 1,25–1,75; ≥2-mal/Woche RR 1,10; 95 %-KI 0,62–1,96; p-Wechselwirkung 0,39), allerdings war die Aus­sagekraft für diese stratifizierten Analysen begrenzt.

Die Autoren schlussfolgern daraus, dass künftige Forschungs­arbeiten klären sollten, ob eine Aspirinprophylaxe bei schwangeren Frauen mit Migräne in der Anamnese vorteilhaft ist, um ungünstige Schwangerschaftsergebnisse zu verhindern.