Migränepatienten litten während der COVID-19-Pandemie vermehrt unter Depressionen22. November 2024 Symbolfoto: ©InsideCreativeHouse/stock.adobe.com Eine aktuelle Längsschnittstudie zeigt die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit von älteren Erwachsenen mit Migräne. Anhand einer Stichprobe von mehr als 2000 älteren Erwachsenen mit Migräne (Durchschnittsalter 61±9 Jahre) aus der Canadian Longitudinal Study on Aging analysierten Forscher der Universität Toronto (Kanada) die Veränderungen des Depressionsstatus in dieser Bevölkerungsgruppe während der Pandemie. Mehr als einer von sieben älteren Erwachsenen mit Migräne erkrankte während der COVID-19-Pandemie zum ersten Mal an einer Depression, während bei etwa einem von zwei Personen mit einer früheren Depression in diesem Zeitraum eine erneute Depression auftrat. Um besser zu verstehen, bei welchen Untergruppen von Migränepatienten das Risiko einer pandemiebedingten Depression am höchsten ist, untersuchten die Forscher Risikofaktoren für Depressionen. „Menschen, die mit Migräne leben, sind bekanntermaßen sehr anfällig für psychische Erkrankungen wie Depressionen“, sagt die Hauptautorin Esme Fuller-Thomson, Professorin an der Factor-Inwentash Faculty of Social Work (FIFSW) der Universität Toronto (Kanada) und Direktorin des Institute for Life Course & Aging (ILCA). „In Anbetracht der zunehmenden Stressfaktoren während der Pandemie, wie z. B. die Unterbrechung der Medikamenteneinnahme und des Zugangs zur Gesundheitsversorgung, wollten wir verstehen, wie sich dies auf die psychische Gesundheit von Migränepatienten auswirken könnte“. Im „Journal of Pain Research“ berichten die Studienautoren, dass Migränepatienten, sowohl mit als auch ohne Depressionen in der Vorgeschichte, im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie und im Vergleich zu älteren Erwachsenen ohne Migräne ein erhöhtes Depressionsrisiko aufwiesen. Das Risiko für das Auftreten und Wiederauftreten von Depressionen war einerseits bei denjenigen höher, die sich einsam fühlten und andererseits bei jenen, die während der Pandemie vermehrt familiäre Konflikte erlebten. So wurden vermehrte Familienstreitigkeiten während der Pandemie mit einem fünffachen Risiko für das Neuauftreten einer Depression und einem dreifachen Risiko für wiederkehrende Depressionen in Verbindung gebracht. „In vielen Familien kam es während der Lockdowns zu vermehrten Unstimmigkeiten und Konflikten, die mit einem Rückgang des Zugangs zu wichtigen Bewältigungsmechanismen einhergingen, die den familiären Stress abmildern können – wie z. B. körperliche Aktivitäten im Freien und gesellige Treffen mit Freunden. Dies hat sich wahrscheinlich auf die während der Pandemie beobachteten psychischen Probleme ausgewirkt“, sagt Mitautorin Andie MacNeil. Weitere pandemiebedingte Stressfaktoren, die mit dem Auftreten von Depressionen bei älteren Erwachsenen mit Migräne in Verbindung gebracht wurden, waren Schwierigkeiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung. „Der Zugang zu umfassender medizinischer Versorgung wurde bereits vor der Pandemie als eine große Herausforderung für Menschen mit Migräne erkannt“, erläutert Co-Autorin Aneisha Taunque. „Wir wissen, dass sich der Zugang zur Gesundheitsversorgung während der Pandemie verschlechtert hat, was die psychischen Probleme in dieser Bevölkerungsgruppe möglicherweise noch verschlimmert hat.“ Ein erhöhter Zeitaufwand für Careaufgaben und/oder Herausforderungen im Zusammenhang mit diesen wurden ebenfalls mit dem Auftreten von Depressionen in Verbindung gebracht, was ebenso wie der erschwerte Zugang zur Gesundheitsversorgung das Risiko für das Auftreten von Depressionen ungefähr verdoppelte. „Für Menschen, die mit lähmenden Schmerzen leben, wie sie beispielsweise durch Migräne verursacht werden, können Careaufgaben eine große Herausforderung darstellen – und viele Menschen berichteten, dass ihre Careaufgaben während der Pandemie zugenommen haben“, verdeutlicht Mitautorin Ying Jiang, leitende Epidemiologin bei der Public Health Agency of Canada. Die Autoren betonen die Bedeutung laufender Forschungsarbeiten zur Untersuchung von Depressionen bei Menschen mit Migräne. „Es wird wichtig sein herauszufinden, ob der beobachtete Anstieg ein vorübergehendes Phänomen war, das auf pandemiebedingte Stressfaktoren zurückzuführen ist, oder ob diese Trends auch nach der Pandemie anhielten“, sagt Fuller-Thomson. „Dieses Wissen kann dazu beitragen, gezielte Vorsorgeuntersuchungen und Interventionen für Menschen mit Migräne durchzuführen.“
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