Milde Schlafapnoe und Schnarchen bei Kindern: Was bringt Entfernung von Gaumen- und Rachenmandeln?

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Eine Adenotonsillektomie bei Kindern mit milder Schlafapnoe hat keine signifikanten Auswirkungen auf neurologische Entwicklungsfunktionen – ist aber mit Verbesserung der Lebensqualität, Schlaf und Blutdruck assoziiert, so eine aktuelle Studie.

Zwischen sechs und 17 Prozent der Kinder leiden unter schafbezogenen Atemstörungen, charakterisiert durch Schnarchen, erschwerte Atmung und Schlafapnoe. Unbehandelt haben die betroffenen Kinder ein erhöhtes Risiko für Beeinträchtigung ihrer neurologischen Entwicklung, verminderte Lebensqualität sowie für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Hauptrisikofaktor sind vergrößerte Tonsillen, eine Adenotonsillektomie die erste Wahl bei der Therapie. Allerdings ist die Datenlage für Kinder mit milden Einschränkungen dünn und spricht weder eindeutig für einen Eingriff noch eindeutig dagegen.

In einer randomisierten klinischen Studie untersuchte ein Team unter der Leitung von Forschern des Brigham and Women‘s Hospital, Boston (USA) die Auswirkungen einer frühen Adenotonsillektomie bei Kindern mit milden schlafbezogenen Atemstörungen. Die Operation führte nicht zu einem signifikanten Unterschied bei den beiden primären Endpunkten der Studie, nämlich exekutiven Funktionen und Aufmerksamkeit. Allerdings führte der Eingriff zu einer verbesserten Schlafqualität und verringerte das Schnarchen und wurde mit einem verbesserten Verhalten und einer verringerten Tagesmüdigkeit in Verbindung gebracht. Kinder, die operiert wurden, hatten auch einen niedrigeren Blutdruck und zeigten im Vergleich zu Kindern in der Kontrollgruppe seltener Anzeichen einer Krankheitsprogression.

„Unsere Daten deuten darauf hin, dass es bei Kindern, die außer Schnarchen keine weiteren Symptome aufweisen, sinnvoll ist, sie über einen längeren Zeitraum zu beobachten, ohne sie zu operieren“, erklärte die Erstautorin Susan Redline, MD, MPH, Leiterin der Programme für Epidemiologie der Schlafmedizin und Schlaf- und Herz-Kreislauf-Medizin. „Andererseits legen unsere Daten nahe, dass bei Kindern, die Probleme mit Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit und Verhaltensproblemen haben, eine Operation eine sehr sinnvolle Option sein kann, selbst wenn eine Schlafstudie zeigt, dass sie keine häufigen Apnoen haben.“

Um die Auswirkungen einer frühzeitigen Adenotonsillektomie auf die neurologische Entwicklung, die Schlafqualität, das Verhalten und die allgemeine Gesundheit zu untersuchen, führten Redline et al. eine randomisierte klinische Studie mit 459 Kindern mit leichter schlafbezogener Atmungsstörung (definiert als gewohnheitsmäßiges Schnarchen ohne häufige Apnoe-Ereignisse) und vergrößerten Mandeln durch. Die Kinder – von denen die Hälfte eine Adenotonsillektomie erhielt – waren zwischen drei und 12,9 Jahre alt. Das Team erfasste Schlafqualität, kognitive Fähigkeiten, Verhalten und den allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder vor der Behandlung und bei Nachuntersuchungen nach sechs und zwölf Monaten. Die Eltern füllten außerdem Fragebögen zum Sozialverhalten und zu den Führungsfähigkeiten ihres Kindes aus.

Obwohl die Adenotonsillektomie keine signifikante Auswirkung auf neurologische Entwicklungsfunktionen hatte, war der Eingriff mit einer Verbesserung der Schlafqualität und einer Verringerung des Schnarchens sowie mit einer Verringerung von Verhaltensproblemen, Tagesmüdigkeit und Blutdruck assoziiert. Bei den Kindern, die operiert wurden, kam es auch seltener zu einem Fortschreiten der Erkrankung: Bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr hatten nur 1,3 Prozent der Kinder in der Adenotonsillektomie-Gruppe mehr als drei Apnoe-Ereignisse pro Stunde, verglichen mit 13,2 Prozent der Kinder in der Kontrollgruppe.

Als nächstes wollen die Forschenden die Auswirkungen der Adenotonsillektomie auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsversorgung untersuchen und hoffen, auch die längerfristigen Auswirkungen der Operation zu erforschen. „Unser Team ist sehr an einer längerfristigen Nachbeobachtung der Kinder interessiert“, so Redline. „Es gibt offene Fragen zu den Auswirkungen einer Mandelentfernung auf das gesamte Leben eines Kindes sowie zu den Auswirkungen auf Wachstum und Entwicklung über ein Jahr hinaus.“