Mini-ECMO-Erfinder Alois Philipp erhält Bundesverdienstkreuz

Alois Philipp erhält das Bundesverdienstkreuz am Bande aus den Händen von Minister Albert Füracker. (Foto: ©Christian Blaschka/StMFH)

Als Kardiotechniker am Universitätsklinikum Regensburg konstruierte Alois Philipp ein tragbares und transportables Gerät zur Extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO), das mutmaßlich vielen hundert Patienten das Leben rettete. Nun wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Alois Philipps startete seinen beruflichen Werdegang als Fernseh- und Radiotechniker, Rettungseinsätze mit Rettungswagen und Hubschrauber waren damals für ihn keine berufliche Option. „Hätte mir vor über 40 Jahren jemand gesagt, dass ich einmal als Kardiotechniker arbeite und eine ECMO-Maschine entwickle, hätte ich ihn vermutlich belächelt“, schmunzelt Philipp. Für sein Engagement und sein Lebenswerk wurde Alois Philipp nun von Albert Füracker, Bayerischer Staatsminister der Finanzen und für Heimat, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Zu Beginn von Philipps Zeit als Kardiotechniker konnten kritisch kranke Patienten, die an Herz-Lungen-Maschinen (HLM) angeschlossen waren, praktisch nur im Operationssaal behandelt werden. Transporte an laufende HLM waren nicht möglich. Außerdem waren HLM zu jener Zeit darauf ausgerichtet, Patienten nur kurzfristig, etwa im Rahmen einer Herz-OP, zu unterstützen. „Die damalige Technik war für einen längeren, dauernden Einsatz am Patienten auf der Intensivstation ungeeignet, da die Blutzellen bereits nach wenigen Stunden an der HLM so angegriffen waren, dass sie irreparabel zerstört waren, was zu einem multiplen Organversagen führen konnte“, erklärt Philipp. „Das Grundprinzip der HLM war gut, wir mussten die Maschine nur optimieren und auf die wesentlichen Komponenten der Organunterstützung reduzieren, damit die Maschine intensivtauglich und transportabel wurde.“

Stete Weiterentwicklung einer lebensrettenden Technik

Nachdem die HLM auf die Pumpe und die künstliche Lunge reduziert wurde, kam mit diese Konzept einer miniaturisierten HLM während einer Bypass-OP weltweit erstmalig am UKR zum Einsatz. Dieses Konzept der miniaturisierten HLM hatte sich bewährt und Blutzelltrauma der konventionellen HLM konnte hier deutlich reduziert werden. Der nächste Schritt war nun diese Maschine nun beim schweren akuten Lungen- und/oder Herzversagen auf der Intensivstation zur Organunterstützung einzusetzen. Auch beim stationären innerklinischen Einsatz bewährte sich das Prinzip.

Allein das Problem, die Maschine so zu verkleinern, dass sie tragbar wurde und problemlos in Rettungswagen und Hubschrauber passte, blieb vorerst bestehen. „Wir hatten das System hier am UKR perfektioniert. Verlegungen aus anderen Kliniken gestalteten sich jedoch weiterhin als schwierig. Das Risiko einer Interhospitalverlegung von Patienten im schwersten Lungen- und/oder Herzversagen ohne extrakorporale Unterstützung war sehr hoch.“ Philipp und seine Kollegen aus der Intensivmedizin am UKR waren sich jedoch einig, dass sich das schlagartig ändern würde, könnte man kritische kranke Patienten unter stabilen Bedingungen transportieren.

Mehr als 3000 ECMO-Anwendungen am UKR

Im Jahr 2006 war es dann so weit, und ein Patient wurde unter Zuhilfenahme der ECMO ans UKR verlegt. Die Implantation vor Ort und der aufgebundene Transport an das UKR als auch die Weiterbehandlung verliefen positiv. Fortan wurden ECMO-Behandlungen in das Leistungsspektrum der interdisziplinären Intensivmedizin am UKR aufgenommen und sogar noch erweitert, so dass Patienten auch unter Reanimation sowohl in der Notaufnahme als auch außerhalb des Klinikums eine ECMO-Versorgung erhalten können. Dazu wurde eigens ein ECMO-Mobil angeschafft. „Durch den Einsatz der tragbaren ECMO und des ECMO-Mobils können wir sogar bei außerhalb der Klinik, im Einzelfall, erfolglosen konventionellen Wiederbelebungsmaßnahmen eine ECMO vor Ort implantieren und den Patienten dann unter stabilen Bedingungen zur Uniklinik transportieren. Ein Drittel der Betroffenen haben bei diesem Verfahren eine reelle Überlebenschance.“

Weit mehr als 2000 Einsätze begleitete Alois Philipp mit dem ECMO-Team. Ob während der regulären Dienstzeit oder auf Abruf aus der Freizeit heraus. Durch seinen Einsatz konnte mehreren hundert Menschen das Leben gerettet werden.

Eine absolute Herausforderung für das ECMO-Team stellten die Jahre 2020 bis 2022 mit der COVID-19-Pandemie dar. In diesem Zeitraum wurde bei 170 COVID-Patienten eine ECMO implantiert. Etwa zweidrittel der Patienten wurde das durch das mobile ECMO-Team in externen Krankenhäusern erledigt. Die Patienten wurden danach mit laufender ECMO an das UKR verlegt. „Das war für mich eine der größten beruflichen Herausforderungen“, blickt Philipp zurück.

Seine Expertise gibt er auch heute noch an Ärzte, Pflegekräfte und Kardiotechniker weiter, getreu seinem Motto: „Was können wir noch besser machen?“. Auch wenn Philipps Privatleben nicht selten zu kurz kam, würde er dennoch nichts ändern. „Ich bin sehr dankbar – dafür, was wir erreicht haben, und besonders dafür, dass meine Frau und meine Kinder das über all die langen Jahre mitgetragen haben. Das ist unbezahlbar!“

Zur Person Alois Philipp

Alois Philipp ist 1950 in Sulzburg in Baden-Württemberg geboren, verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitete zunächst als Radio- und Fernsehtechniker, auf dem zweiten Bildungsweg machte er neben seiner Arbeit das Fachabitur und danach die Ausbildung zum staatlich geprüften Elektrotechniker.

Ab 1977 war er im Herzzentrum Bad Krozingen tätig und wurde dort als Kardiotechniker ausgebildet. Mit Gründung des UKR kam er 1992 als leitender Kardiotechniker nach Regensburg. 2006 wurde ihm für die Rettung von US-Soldaten eine hohe Auszeichnung der US-Army zuteil. 2008 erhielt Alois Philipp zusammen mit Dr. Matthias Arlt den Bayerischen Innovationspreis. 2014 wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kardiotechnik ernannt. Seit 2015 ist er offiziell berentet, arbeitete aber freiwillig weiter auf Teilzeitbasis für das ECMO-Zentrum.