Minimalinvasiver Herzklappenersatz: Örtliche Betäubung genauso sicher wie Vollnarkose29. September 2020 Studienleiter Prof. Holger Thiele konnte in einer randomisierten Studie klären, dass bei TAVI eine örtliche Betäubung genauso sicher ist wie eine Vollnarkose. Das minimalinvasive Verfahren kommt zum Einsatz, wenn die Aortenklappe ersetzt werden muss. Foto: Dominik Wolf / Helios Örtliche Betäubung oder Vollnarkose? Eine randomisierte Studie hat erstmals geklärt, dass bei einer Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) eine örtliche Betäubung genauso sicher ist wie eine Vollnarkose. Eine Studie des Herzzentrums Leipzig in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein hat nun geklärt, dass bei TAVI eine örtliche Betäubung genauso sicher ist wie eine Vollnarkose. Bislang waren sich die Ärzte in diesem Punkt nicht einig. Die Anästhesisten sprachen sich für eine Vollnarkose aus, Registerstudien zeigten, dass eine örtliche Betäubung sicherer sei.Es fehlte eine randomisierte Studie, in der die Patienten zufällig entweder eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung während der TAVI erhielten. „Bei Registerstudien besteht immer die Gefahr und die Tendenz, dass die Ergebnisse verzerrt sind. Etwa, weil eher kränkere Patienten eine Vollnarkose erhalten, da sie bei ihnen als sicherer angesehen wird“, erklärt Studienleiter Prof. Holger Thiele, Direktor des Universitätsklinikums für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig.Die Ergebnisse der randomisierten SOLVE-TAVI Studie zeigen, dass 30 Tage nach dem Eingriff sowohl die Sterblichkeit, als auch die Anzahl der Komplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Infektionen bei beiden Narkoseverfahren gleich war. An der Studie nahmen 447 Patienten mit einer hochgradig verengten Aortenklappe teil, die über 75 Jahre alt waren und ein hohes Risiko für eine konventionelle Operation hatten.Wahl der Betäubung hängt von Klinik abWelche der beiden Narkosen zurzeit verwendet wird, hängt laut Thiele von der jeweiligen Klinik ab. Größere Zentren würden meistens schon seit Jahren nur die Lokalanästhesie anwenden, da dies schneller gehe als eine Vollnarkose. Schließlich dauert es auch nur 35 bis 40 Minuten, die neue Herzklappe einzusetzen. Die Entscheidung liegt dabei beim Anästhesisten, der per Gesetz bei dem Eingriff anwesend sein muss. Neben der örtlichen Betäubung bekommen die Patienten bei der TAVI auch eine leichte Beruhigungsspritze. Als nächstes plant Thiele eine Studie, die vergleicht, ob eine Lokalanästhesie ohne diese Sedierung genauso sicher ist wie mit der Schlafspritze.Das minimalinvasive Verfahren TAVI wurde zunächst nur bei sehr kranken und alten Patienten angewendet, bei denen der chirurgische Herzklappenersatz zu riskant erschien. In der Zwischenzeit gibt es viele Studien, die gezeigt haben, dass die TAVI der Operation mindestens ebenbürtig bzw. sogar überlegen ist, sodass Ärzte das minimalinvasive Verfahren nun auch bei Patienten mit einem mittlerem oder niedrigem OP-Risiko durchführen. In Deutschland ersetzen Ärzte die Aortenklappe mittels TAVI jährlich rund 21.000 Mal, während die Operation nur noch 8.000- bis 9.000-mal durchgeführt wird. Publikation: General versus Local Anesthesia with Conscious Sedation in Transcatheter Aortic Valve Implantation: The Randomized SOLVE-TAVI Trial. Thiele H, Kurz T, Feistritzer HJ, Stachel G, Hartung P, Lurz P, Eitel I, Marquetand C, Nef H, Doerr O, Vigelius-Rauch U, Lauten A, Landmesser U, Treskatsch S, Abdel-Wahab M, Sandri M, Holzhey D, Borger M, Ender J, Ince H, Öner A, Meyer-Saraei R, Hambrecht R, Fach A, Augenstein T, Frey N, König IR, Vonthein R, Rückert Y, Funkat AK, Desch S, Desch S, Berggreen AE, Heringlake M, de Waha-Thiele S; SOLVE-TAVI Investigators. Circulation. 2020 Aug 21.https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.046451
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