Minocyclin fördert Fettansammlung in präklinischer Studie

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In einer präklinischen Studie führte Minocyclin bei Mäusen zu einer Störung des Darmmikrobioms und zu Veränderungen im Leberstoffwechsel, was eine vermehrte Ansammlung von Bauchfett zur Folge hatte.

Es gibt immer mehr Belege dafür, dass das Darmmikrobiom viele Aspekte des menschlichen Wachstums und der Entwicklung beeinflusst, insbesondere in der Pubertät. Während dieser Zeit gibt es viele physiologische Veränderungen, aber eine der auffälligsten ist die Entwicklung von Akne, die häufig auch systemisch mit Antibiotika behandelt wird.

Forschende der Medical University of South Carolina (MUSC) zeigen nun in ihrer Studie, dass die Beschaffenheit des Darmmikrobioms die Ansammlung von Bauchfett bei Mäusen beeinflussen kann. Störungen des Mikrobioms infolge einer Langzeit-Antibiotikatherapie führten zu einer Dysregulation der Expression von Genen, die am Fettstoffwechsel in der Leber beteiligt sind, was zu einer erhöhten Fettansammlung führte. Eine längere Antibiotikaexposition könne dauerhafte schädliche Auswirkungen auf den Leberstoffwechsel haben und Adipositas fördern, fasst Matthew Carson, Erstautor der Studie, zusammen. Wenn diese Beobachtungen auch klinisch und nicht nur in präklinischen Studien auftreten, müsse laut Prof. Chad Novince, Hauptautor der Studie, der Einsatz dieser Antibiotika bei Jugendlichen neu bewertet werden.

Um die Frage zu beantworten, wie die Einnahme von Antibiotika die Fettansammlung während der Adoleszenz beeinflusst, verabreichten Carson und Novince den Mäusen eine klinisch relevante Dosis von Minocyclin während des pubertären/postpubertären Wachstums – dem Alter, das der Pubertät beim Menschen entspricht. Sie stellten fest, dass die Minocyclin-Behandlung eine signifikante Veränderung des Darmmikrobioms bewirkte. Außerdem veränderte die Minocyclin-Behandlung den Leberstoffwechsel, wobei insbesondere die Expression von Genen, die am Fettsäure- und Cholesterinstoffwechsel beteiligt sind, gestört war. Diese Veränderungen führten zu einer viermal so starken Zunahme des Fettgewebes.

Die Forscher wiesen den Grund für diese Stoffwechselveränderungen nach: Die Kommunikation zwischen Darm und Leber war gestört. Normalerweise wandern Signalmoleküle von der Leber zum Dünndarm, um die Verdauung zu unterstützen und Fett abzubauen. Ein Teil dieser wichtigen Kommunikation betrifft die Regulierung des Stoffwechsels und der Adipositas. Die Minocyclin-Therapie veränderte die Zusammensetzung des Darmmikrobioms, was die entsprechenden Signalwege im Darm unterdrückte. Dadurch wurden die Signale zwischen Darm und Leber geschwächt. Daraufhin aktiviert die Leber Gene, die für die Adipositas verantwortlich sind. Auch nach Absetzen der Antibiotikabehandlung wurde eine verstärkte Fettansammlung beobachtet. Die Forschenden sind sich noch nicht sicher, warum dies geschieht.