Mit Adipositas assoziierte Veränderungen des Darms können zu einer Verstärkung von Asthmasymptomen führen

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Veränderungen der Darmfunktion, die durch eine Gewichtszunahme verursacht werden, sind laut neuen Forschungsergebnissen mit einer Zunahme des Schweregrades einer Asthmaerkrankung verbunden.

In der Studie, die Mitte November auf der Jahrestagung der Society for Endocrinology in Harrogate (Großbritannien) vorgestellte wurde, berichten die Autoren über einen signifikanten Zusammenhang zwischen steigendem Körpergewicht und höheren Entzündungsraten, Anzeichen einer Darmpermeabilität und einer schlechteren Asthmakontrolle. Diese Ergebnisse deuten nach Ansicht der Wissenschaftler nicht nur darauf hin, dass eine Gewichtsabnahme die Symptome bei Patienten mit schwerem Asthma verbessern könnte, sondern heben außerdem den Darm auch als potenzielles alternatives therapeutisches Ziel zur Verbesserung der Asthmakontrolle bei Patienten mit Adipositas hervor.

In der Vergangenheit sei bereits gezeigt worden, so erklärt die Society for Endocrinology, dass eine Gewichtszunahme die Zusammensetzung der Darmbakterien verändert, was zu einer erhöhten Darmpermeabilität führen kann. Ein „undichter Darm“ kann dazu führen, dass schädliche Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und Entzündungsreaktionen im ganzen Körper auslösen. Asthma ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, von der man weiß, dass sie bei Patienten mit Adipositas in höheren Schweregraden auftritt. Sie kann dann bei schlechter Kontrolle zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter Müdigkeit, Lungeninfektionen und ein erhöhtes Risiko für schwere Asthmaanfälle, die lebensbedrohlich sein können. Wie sich eine erhöhte Darmpermeabilität auf die Asthmakontrolle auswirken kann, wurde bisher nicht untersucht.

Cristina Parenti und Kollegen von der Nottingham Trent University (Großbritannien) untersuchten den Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Darmpermeabilität mit den Symptomen von 98 Patienten mit schwerem Asthma. Patienten mit einem Body-Mass-Index (BMI) von untergewichtig bis adipös berichteten über ihre Symptome mithilfe des Asthma Control Questionnaire-6. Man führte außerdem Blutuntersuchungen durch, um die Konzentrationen von Markern für die Darmpermeabilität (Lipopolysaccharid-bindendes Protein [LPB] und Calprotectin) sowie von Markern für asthmabedingte Entzündungen (Granzyme-A, Interleukin(IL)-5, IL-6, CCL-4) zu messen. Patienten mit schlecht kontrolliertem Asthma hatten signifikant höhere LBP-Spiegel, und die LBP-Spiegel stiegen mit steigendem Körpergewicht. Steigende Konzentrationen von LBP korrelierten auch mit höheren Konzentrationen von Asthma-bezogenen Entzündungsmarkern.

Cristina Parenti, die Leiterin der Studie, kommentiert: „Wir haben einen signifikanten Zusammenhang zwischen Darmpermeabilität, Übergewicht und schlechter Asthmakontrolle festgestellt, insbesondere bei Menschen mit Adipositas. Dies deutet darauf hin, dass diätetische Interventionen zur Verbesserung der Darmbarrierefunktion ein wirksames, alternatives Behandlungsziel für übergewichtige oder fettleibige Asthmapatienten sein können.“

Die aktuelle Studie umfasste nur eine kleine Anzahl von Patienten mit schwerem, unkontrolliertem Asthma. Das Team plant nun, mehr Patienten für die Untersuchung zu rekrutieren und die Auswirkungen bei Teilnehmern mit gut kontrolliertem Asthma über eine Reihe von BMIs hinweg zu erforschen. Außerdem möchten die Wissenschaftler ermittlen, ob eine gezielte Behandlung des Darms die Asthmakontrolle bei betroffenen Patienten verbessern kann.

Parenti schlussfolgert: „Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass eine erhöhte Darmpermeabilität wahrscheinlich ein Faktor für die Verschlechterung der Asthmasymptome bei Patienten mit Adipositas ist. Daher wird es interessant sein zu untersuchen, ob diätetische Maßnahmen die Symptome bei diesen Patienten verbessern können.“