Mit intramuskulärer Tranexamsäureinjektion mehr Patienten in der „goldenen Stunde“ behandeln9. Oktober 2020 Ein einfacher Autoinjektor könnte zahlreiche Traumapatienten retten. (Foto: ©oldmn – stock.adobe.com) Tranexamsäure (TXA) ist ein Medikament, das schwere Blutungen nach Verletzungen verhindert, indem es den Abbau von Blutgerinnseln hemmt. Es ist am wirksamsten, wenn es kurz nach der Verletzung verabreicht wird. Das Medikament wird normalerweise per intravenöser Injektion verabreicht, aber das Sichern eines intravenösen Zugangs kann einige Zeit dauern und das Medikament muss langsam injiziert werden. In Schritten von 15 Minuten Behandlungsverzögerung reduziert sich das lebensrettende Potenzial um zehn Prozent. Derzeit erhalten jedoch nur drei Prozent der britischen Trauma-Patienten innerhalb einer Stunde nach der Verletzung TXA. Eine neue Studie, die von der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) mit Partnern wie dem Royal London Hospital und dem St. George’s Hospital durchgeführt wurde, zeigt, dass TXA auch per intramuskulärer Injektion verabreicht werden kann, was weniger Training und Zeit benötigt. Sie fanden heraus, dass das Medikament schnell von den Muskeln absorbiert wird und es keine lokalen Nebenwirkungen gab. Dies bedeutet, dass die Gabe von TXA auch von Ersthelfern verabreicht werden könnte, was die Behandlung von Traumata auf der ganzen Welt verbessern könnte. Dr. Ian Roberts von der LSHTM, der die Studie leitete, sagte: “Eine zeitige Injektion von TXA ist nach schweren Verletzungen lebensrettend, aber die Patienten werden nicht schnell genug behandelt. Eine schnelle intramuskuläre Injektion durch Ersthelfer oder Sanitäter könnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Intramuskuläre TXA wäre dann wie ein Impfstoff gegen den Trauma-Tod.” Jedes Jahr sterben weltweit rund fünf Millionen Menschen an Verletzungen – mehr als 90 Prozent der Trauma-Todesfälle in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und bis zu 80 Prozent der Todesfälle vor der Ankunft im Krankenhaus. TXA ist dafür die einzige nachgewiesene lebensrettende Behandlung. Zuvor hatte bereits eine globale Studie unter der Leitung der LSHTM gezeigt, dass TXA die Zahl der Opfer von Verletzungen um bis zu ein Drittel senken kann, sofern die Gabe unverzüglich erfolgt. In der aktuellen Studie erhielten 30 Patienten mit blutenden Traumata, die in zwei britischen Traumakrankenhäusern aufgenommen wurden, die erste TXA-Dosis gemäß den Richtlinien intravenös und die zweite Dosis intramuskulär injiziert. Anschließend wurden Blutproben gesammelt, die Injektionsstellen überwacht und die TXA-Konzentrationen gemessen. Das Forschungsteam stellte fest, dass intramuskuläres TXA nur mit leichten und vorübergehenden Reaktionen an der Injektionsstelle, wie Rötung und Schwellung, assoziiert war, ansonsten aber gut vertragen wurde. Wichtig sei vor allem, dass TXA schnell von den Muskeln absorbiert wurde und Werte erreicht wurden, die erforderlich waren, um selbst bei den am schwersten verwundeten Patienten innerhalb von 15 Minuten Leben zu retten. Roberts ergänzte: “Die Tatsache, dass TXA durch intramuskuläre Injektion verabreicht werden kann, könnte die Überlebenschancen von Traumaopfern entscheidend verändern. Ein einfaches Autoinjektor-Gerät, das von Laien oder Polizisten verwendet werden kann noch bevor der Krankenwagen ankommt, könnte jedes Jahr Tausende von Menschenleben retten. Es könnte auch von verwundeten Soldaten entweder für sich selbst oder für einen Kameraden verwendet werden.” Die Forschenden arbeiten jetzt mit dem britischen Militär an einem Autoinjektor für den Einsatz.
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