Mit körperlicher Aktivität gegen die negativen Auswirkungen von zu viel oder zu wenig Schlaf14. April 2023 Bild: ©Soloviova Liudmyla/stock.adobe.com Zu wenig oder zu langes Schlafen wird mit einem kürzeren Leben in Verbindung gebracht. Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass körperliche Aktivität dem entgegen wirken könnte. „Die Studie zeigte, dass ein erhöhtes Maß an körperlicher Aktivität die mit kurzer oder langer Schlafdauer verbundenen Sterblichkeitsrisiken abschwächt“, berichtet Studienautor Dr. Jihui Zhang vom Affiliated Brain Hospital der Guangzhou Medical University in China. Die Forschungsergebnisse von mehr als 90.000 Erwachsenen wurden im „European Journal of Preventive Cardiology“ veröffentlicht. Sowohl ausreichende Bewegung als auch gesunder Schlaf tragen zur Verlängerung der Lebenserwartung bei. Bisher war jedoch unklar, wie körperliche Aktivität und Schlafdauer bei der Förderung der Gesundheit zusammenwirken können. Die größte Einschränkung früherer Studien war die Verwendung von Selbstauskünften über körperliche Aktivität und Schlaf, die subjektiv sind und ungenau sein können. Im Gegensatz dazu zeichnet ein Aktivitätssensor die Bewegung auf und liefert so objektive und zuverlässigere Schätzungen von Aktivität und Schlafdauer. Beurteilung des körperlichen Aktivität mittels Beschleunigungsmessung Die Untersuchung von Zhang und Kollegen war die erste, in der die gemeinsamen Auswirkungen von körperlicher Aktivität und Schlafdauer auf das Sterberisiko mithilfe eines solchen Aktivitätssensors mit integrierter Beschleunigungsmessung ermittelt wurden. Die Studie umfasste 92.221 Erwachsene (56% Frauen) im Alter von 40 bis 73 Jahren (Durchschnittsalter 62 Jahre) aus der UK-Biobank-Kohorte, die zwischen 2013 und 2015 eine Woche lang einen Aktivitätssensor in Form eines Armbandes trugen. Die Forscherinnen und Forscher stuften die Schlafdauer pro Nacht als kurz (weniger als sechs Stunden), normal (sechs bis acht Stunden) oder lang (mehr als acht Stunden) ein. Die Gesamtmenge der körperlichen Aktivität teilten sie in Tertile (niedrig, mittel, hoch) ein. Zudem unterschieden Zhang et al., ob die mäßige bis starke körperliche Aktivität den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entsprach oder nicht. Die WHO empfiehlt pro Woche mindestens 150 Minuten mäßig intensive körperliche Betätigung oder mindestens 75 Minuten intensive körperliche Betätigung oder eine entsprechende Kombination aus beidem. Die Mortalitätsdaten entnahm die Forschungsgruppe Sterberegistern. Der primäre Endpunkt war der Tod aufgrund jeglicher Ursache. Die sekundären Endpunkte waren Tod aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tod aufgrund von Krebs. Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von sieben Jahren starben 3080 Studienteilnehmer – 1074 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 1871 an Krebs. Die Studienautorinnen und -autoren untersuchten, wie körperliche Aktivität den Einfluss des Schlafs auf die Sterblichkeit beeinflusste – zunächst anhand der Gesamtbewegungsmenge (Aktivitätsvolumen) und dann anhand der mäßigen bis starken körperlichen Aktivität. Sie bereinigten die Analysen um Faktoren, die den Zusammenhang beeinflussen könnten, darunter Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, soziale Benachteiligung, Bildungsniveau, Jahreszeit der Schlafmessung, Body-Mass-Index, Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum und Schichtarbeit. Gesamtmortalität sinkt bei Kurz- und Langschläfern durch viel Bewegung Was das Aktivitätsvolumen betrifft, so waren bei Personen mit wenig Bewegung kurzer und langer Schlaf mit einem um 16 Prozent bzw. 37 Prozent erhöhten Risiko für Gesamtmortalität verbunden. Bei den Teilnehmern mit mittlerem Bewegungsumfang war nur der kurze Schlaf nachteilig, da er die Wahrscheinlichkeit eines Todes jeglicher Ursache um 41 Prozent erhöhte. Bei Teilnehmern mit einem hohen Maß an körperlicher Betätigung stand die Schlafdauer in keinem Zusammenhang mit dem Sterberisiko. Für kardiovaskuläre Todesfälle hatten Kurzschläfer mit geringem Bewegungsumfang ein um 69 Prozent erhöhtes Risiko, das sich auflöste, wenn der Bewegungsumfang auf ein mittleres oder hohes Maß anstieg. In Bezug auf die krebsassoziierte Sterblichkeit hatten Langschläfer mit geringem Bewegungsumfang ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko, das ebenfalls mit mäßigem oder hohem Bewegungsumfang verschwand. Ähnliche Ergebnisse wurden für mäßige bis starke körperliche Aktivität gefunden. Bei Teilnehmern, die die WHO-Empfehlungen nicht einhielten, waren kurzer und langer Schlaf mit einem um 31 Prozent bzw. 20 Prozent erhöhten Risiko für alle Todesursachen verbunden. Diese Risiken verschwanden bei den Teilnehmern, die die WHO-Empfehlungen erfüllten. Für kardiovaskuläre Todesfälle hatten Kurzschläfer, die die Empfehlungen zur Bewegungsintensität nicht einhielten, ein um 52 Prozent erhöhtes Risiko, das bei denjenigen verschwand, die die Empfehlungen erfüllten. Für den Krebstod hatten Langschläfer, die sich nicht an die Empfehlungen hielten, ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko, das bei denjenigen verschwand, die sich an die WHO-Empfehlungen hielten. Körperliche Aktivität und gesunden Schlaf gemeinsam denken „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, die sowohl auf körperliche Aktivität als auch auf die Schlafdauer abzielen, bei der Verhinderung oder Verzögerung eines vorzeitigen Todes bei Erwachsenen mittleren oder älteren Alters wirksamer sein könnten als die Konzentration auf ein Verhalten allein“, resümiert Zhang. In einem idealen Szenario, so Zhang, würden die Menschen immer ein gesundes Maß an Schlaf und körperlicher Aktivität erhalten. „Unsere Studie deutet jedoch darauf hin, dass eine ausreichende körperliche Betätigung die nachteiligen Auswirkungen einer verpassten Nachtruhe teilweise ausgleichen kann.“
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